Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
mein Geschäft aufzubauen.«
»Wir tun alle das, was wir am besten können«, erwiderte er leichthin, holte eine Zigarre heraus und zündete sie an. »Du hast doch Kontakte, oder? Und du hast Verstand und Geld.«
»Ich habe Verstand und Geld. Die Kontakte...« Sie zuckte mit den Schultern. »Auf die kann ich jetzt nicht mehr rechnen. Ich liebe meine Arbeit«, hörte sie sich selbst sagen. »Ich liebe ihren Ablauf, die Entdeckungen, die man dabei machen kann. Die meisten Leute denken, wissenschaftliches Arbeiten bestehe aus einer Vielzahl von konkreten, vorhersagbaren Schritten, aber das ist nicht so. Es ist ein Puzzle, und nicht immer passen alle Teile zusammen. Wenn es dir jedoch gelingt, sie zueinander zu bringen, der Antwort näherzukommen, dann ist das ein erregendes Gefühl. Ich möchte das nicht missen.«
»Das brauchst du auch nicht, wenn du nicht aufgibst.«
»In dem Moment, als ich die Fiesole-Bronze gesehen habe, war ich von dem Projekt und was es für mich bedeuten könnte fasziniert. Ich weiß, daß es auch etwas mit meinem Ego zu tun hat, aber wen kümmert das schon? Ich sollte ihre Echtheit überprüfen, ich sollte beweisen, wie klug und geschickt ich war, und meine Mutter würde mir Beifall klatschen. So wie Mütter, die ihren Kinder bei einer Schulaufführung zusehen. Voller sentimentaler Begeisterung und Stolz.« Miranda ließ den Kopf auf die Knie sinken. »Das ist kindisch, nicht wahr?«
»Nein, das ist es nicht. Die meisten Menschen geben sich auch noch als Erwachsene für ihre Eltern Mühe und hoffen auf ihren Applaus.«
Sie sah ihn an. »Du auch?«
»Ich kann mich noch gut an die Eröffnung meiner Galerie in New York erinnern. An den Moment, als meine Eltern hereinkamen.
Mein Vater in seinem guten Anzug – den er zu Hochzeiten und Beerdigungen trägt – und meine Mutter in einem neuen blauen Kleid mit sorgfältig frisierten Haaren. Ich kann mich noch an den Ausdruck auf ihren Gesichtern erinnern. Sentimentale Begeisterung und Stolz.« Er lachte. »Und überhaupt keine Kritik. Das war wichtig für mich.«
Miranda stützte ihr Kinn in die Hand und blickte auf das Meer hinaus, wo sich die Wellen weiß und kalt brachen. »Ich kann mich auch noch an den Ausdruck auf dem Gesicht meiner Mutter erinnern, als sie mir das Fiesole-Projekt weggenommen hat.« Sie seufzte. »Mit Enttäuschung oder Bedauern hätte ich besser umgehen können als mit dieser eisigen Verachtung.«
»Vergiß die Bronze.«
»Wie könnte ich? Damit hat dieser ganze Erdrutsch angefangen. Wenn ich doch nur hingehen und selbst überprüfen könnte, wo ich mich geirrt habe...« Sie preßte die Fingerspitzen auf die Augen. »Wenn ich sie doch noch einmal testen könnte wie den David!«
Langsam senkte sie die Hände. Ihre Handflächen waren plötzlich ganz feucht. »Wie den David«, murmelte sie. »Oh, mein Gott.« Sie sprang so schnell auf, daß Ryan einen Moment lang befürchtete, sie wolle sich von den Klippen stürzen.
»Paß auf!« Er stand ebenfalls auf und nahm ihre Hand. »Du stehst für meinen Geschmack ein bißchen zu nah am Abgrund.«
»Es ist wie beim David !« Sie entwand sich ihm und packte ihn an den Jackenaufschlägen. »Ich habe die Prozedur Schritt für Schritt durchgeführt. Ich weiß, was ich in der Hand hatte. Ich weiß es!« Ungeduldig stieß sie ihn wieder weg. »Ich habe alles richtig gemacht. Ich habe jedes Detail beachtet. Die Messungen, die Formeln, die Korrosionslevels. Ich kannte alle Fakten und alle Antworten. Jemand hat sie vertauscht!«
»Vertauscht?«
»Wie den David.« Sie boxte auf seine Brust, als wolle sie die Wahrheit in ihn hineinschlagen. »Genau wie den David ! In Pontis Labor hatten sie eine Fälschung, es war nicht dieselbe Bronze! Es war eine Kopie. Es muß eine Kopie gewesen sein.«
»Das ist ziemlich gewagt, Dr. Jones.« Dennoch begann sich der Gedanke auch bei ihm festzusetzen. »Allerdings interessant.«
»Es paßt. Und es macht Sinn. Nur so macht es Sinn!«
»Warum?« Ryan zog die Augenbrauen hoch. »Warum ist es nicht logischer, daß du einen Fehler gemacht hast?«
»Weil ich keinen gemacht habe! Oh, ich kann nicht glauben, daß ich jemals an meinen Erkenntnissen gezweifelt habe!« Miranda fuhr sich durch die Haare und preßte die Fäuste an die Schläfen. »Ich habe nicht mehr klar gedacht. Wenn man dir nur oft und entschieden genug sagt, daß du dich irrst, dann glaubst du es schließlich. Selbst, wenn du dich nicht geirrt hast.«
Sie begann weiterzugehen, mit
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