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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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dem Hinterzimmer entfernt hatte, war es vollkommen leer, und Junkarts musste sich von Terry einen Schlafsack leihen und auf dem nackten Boden schlafen, aber das schien ihn nicht weiter zu stören. Für alles, was er sonst noch an Möbeln brauchte, benützte er zwei feste Packkartons. Einer diente, aufrecht gestellt, als Kleiderschrank, der andere, umgedreht, als Esstisch. Diogenes in seiner Tonne war nicht zufriedener gewesen.
    An dem Tag, bevor die Arbeiter kamen, nahm Alec den Mieter beiseite und drückte ihm ein Kuvert in die Hand. „Fahren Sie in die Stadt“, befahl er, „und kaufen Sie sich ein paar ordentliche Hosen und Hemden und neue Schuhe, und soviel Sie an Wäsche brauchen. Was Sie bislang angehabt haben, das stopfen Sie bitte in den Mülleimer. Von dem restlichen Geld lassen Sie Ihre Brille reparieren.“
    Robert Junkarts hatte eine unnachahmliche Art, solche großzügigen Geschenke entgegenzunehmen. Er dankte formvollendet, ließ Alec jedoch fühlen, dass er nicht unbedingt Wert darauf legte, neu eingekleidet zu werden, ja, dass er ihm überhaupt nur den Gefallen tat, weil es ihm – Alec – wichtig war ... wobei sein sanftes, aber leicht ironisches Lächeln besagte, dass er nicht recht einsah, warum ein Mann von Format sich um solche Nebensächlichkeiten wie saubere Hemden kümmern sollte. Es war einer der Momente, in denen ich durchaus begreifen konnte, warum Nik Dubassy ihn tödlich gehasst hatte. Wenn er jetzt noch so hochmütig sein konnte, wie hochmütig musste er dann erst gewesen sein, als er ein reicher und mächtiger Mann gewesen war!
    Er tat jedoch, wie ihm geheißen wurde, und gegen Abend kam er von einem ausgedehnten Einkaufstrip zurück, beide Hände voll Plastiktüten, mit einer heilen Brille, neuen Mokassins und immer noch langem, aber sauber geschnittenem Haar.
    Coco schloss ihn in die Arme, als sie ihn so sah. „Hey, Alter“, raunte sie ihm neckisch zu, „du siehst unheimlich süß und sexy aus.“ Sie küsste ihn auf die Wange, was er sich mit einem verlegenen Lächeln gefallen ließ.
    Ich sah den beiden zu und lächelte ebenfalls. Die Eifersucht, die ich anfangs empfunden hatte, war völlig verschwunden. Mochte Coco jung und schön und sexy sein – sie hatte nicht, was ich hatte. Es brauchte einen krummen Schlüssel, um ein so krummes Schloss wie Robert Junkarts‘ Begierden aufzuschließen, und diesen Schlüssel besaß nur ich.
    Wir hatten ausführlich darüber gesprochen, ob wir Tom Kornischs Rat folgen und erst den Exorzismus abwarten sollten, aber Alec war dagegen gewesen. Bis Pater Schilmer den Fall beim Bischof eingereicht und der sein
Placet
gegeben hatte, würde uns zehnmal der Teufel holen, erklärte er. Er war jetzt ungeduldig, er wollte handeln.
    Allerdings war er auf eine schlaue Idee gekommen, um den bösen Einfluss des Kellers möglichst gering zu halten. Er wollte die Arbeiter anweisen, vom Garten her eine steile Rampe zu graben, bis sie ein etwa zwei Meter breites Stück der Kellermauer freigelegt hatten, und dann dort einen Eingang zu brechen. Auf diese Weise, davon war er überzeugt, ließe sich die böse Atmosphäre des unterirdischen Raumes gewissermaßen verdünnen, so dass sie weniger wirkmächtig war. Ebenso hatte er vor, in den beiden Vorderzimmern die Böden aufzureißen, damit das Souterrain von zwei Seiten gleichzeitig geöffnet und „belüftet“ wurde.
    Die Arbeiter, hauptsächlich Polen, wurden von einem Vorarbeiter namens Jan Pika befehligt, einem schlaksigen jungen Mann mit einer schwarzen Bürstenfrisur und einem Goldring im Ohr. Er sah sich an, was getan werden sollte, dann wandte er sich kopfschüttelnd an Alec. „Aber warum?“, fragte er. „Haus ist erst nei gemocht, jetzt schon wieda aufreißen?“
    Ich beobachtete, dass auch die übrigen Arbeiter den Auftrag merkwürdig fanden. Obwohl ich nicht verstand, was sie miteinander redeten, fiel mir doch auf, wie sie den Kopf schüttelten und untereinander Bemerkungen tauschten. Wahrscheinlich hielten sie uns für Leute, die nicht wussten, was sie wollten. Aber da sie dafür bezahlt wurden, war es ihnen im Grunde egal, und so ließ das Tuscheln nach einer Weile nach. Fürs Erste jedenfalls. Es sollte ziemlich bald wieder einsetzen.
    Robert Junkarts hatte sich schon am frühen Morgen, bevor der Bautrupp anrückte, ans Werk gemacht und ein halbes Dutzend Rosenbüsche in Sicherheit gebracht, die sonst dem Caterpillar zum Opfer gefallen wären. Wenn er im Garten arbeitete, war er immer fröhlich

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