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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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wenn Sie vorher duschen und etwas Sauberes anziehen würden.“
    Junkarts schluckte sichtbar. Er sah verlegen an sich hinunter – seine Jeans waren voll Schmutz und Staub – und murmelte eine Zustimmung, die nicht nach überwältigender Begeisterung klang. Nach allem, was vorgefallen war, musste ihm reichlich mulmig zumute sein, obwohl die Einladung auf ein Glas Wein ein durchaus amikales Zusammensein versprach. Natürlich war ihm aufgefallen, dass er mit Vornamen angesprochen worden war, aber das machte ihm eher noch mehr Sorgen. Er verzog sich mit unbehaglich hoch gezogenen Schultern in den zweiten Stock, um dort im Waschraum zu duschen und sich umzuziehen. Wahrscheinlich fragte er sich, warum zum Teufel er sich vorher noch waschen sollte, wenn Alec ihn doch nur aus dem Haus jagen wollte!
    Alec und ich wuschen uns im winzigen Badezimmer unseres Apartments. Dass wir das neue Badezimmer im Erdgeschoss benützt hätten, fiel uns beiden nicht ein, obwohl es noch heller Tag war. Unbekümmert darum, dass wir uns in dem Kämmerchen kaum bewegen konnten, duschten wir beide sehr ausgiebig, wuschen uns das Haar und machten uns rundherum so sorgfältig schön, als wollten wir in die Oper gehen. Ich hatte mir das Kleid zurechtgelegt, das ich am liebsten trug. Es war von schlichtem Schwarz, knöchellang, anscheinend sehr einfach geschnitten, aber gleichzeitig so raffiniert, dass es meine Vorzüge unterstrich und meine Schwächen kaschierte. Für einen unbedarften Beobachter sah es so aus, als hätte ich mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, was ich anzog, sondern einfach das Nächstbeste übergeworfen. Mein Haar, das ich für gewöhnlich im Nacken mit einer Masche band oder mit einer Klammer hochsteckte, ließ ich offen. Ich wusste, dass ich sehr schönes Haar hatte, lang und reich und mit einem Rotton unter dem Braun, der im Gegenlicht eine Rembrandt‘sche Wirkung entfaltete, und ich stellte es gerne zur Schau.
    Alec – der einen losen, schieferfarbenen Sommeranzug trug – winkte mir, ins Schlafzimmer zu kommen und die Türe hinter mir abzuschließen. Auf dem Nachttisch stand ein schwerer Aschenbecher aus schwarzem Glas, daneben lag ein zierliches, mit Schnitzerei geschmücktes Röhrchen aus rotem Holz, das einer Zigarettenspitze ähnelte, aber keine war. Alec förderte aus den geheimen Tiefen der Schublade ein Papierbriefchen zutage, klappte es auf und ließ einen dünnen Streifen schneeweißen Pulvers in die Glasschale rieseln. Ich wartete ungeduldig, während er das bröcklige Pulver mit der Kante seiner Kreditkarte zerdrückte, bis es fein wie frisch gefallener Schnee war.
    „Hier, Mylady. Lass es dir schmecken.“ Alec reichte mir den zweckentfremdeten Aschenbecher und das Röhrchen. Ich beugte mich tief darüber und schnupfte die Hälfte des Pulvers durch das Röhrchen auf. Alec genehmigte sich die andere Hälfte. Es war erstklassiger Schnee. Zeug, das sofort einfuhr, ohne in der Nase zu brennen; ich spürte richtig, wie es im Gehirn andockte. Ich atmete lang und tief durch. Es war herrlich.
    „Aber glaub nicht“, erklärte Alec, „dass ich ihm
davon
was abgebe, egal, wie grandios er ist.“ Er verstaute die Utensilien in der Lade, dann stand er auf und legte eine Hand auf meine Schulter. „Komm, Mylady. Ich bin zu jeder Schandtat bereit.“
    Wir setzten uns in seinem Wohnzimmer hin, stellten zwei Flaschen feinen Rotweins und drei Gläser auf den Tisch und warteten. Der Abend war schön. Die Hitze hatte nachgelassen, leichter Wind wehte. Ein goldener Schein lag über all den grünen Gärten und den roten Dächern, die da und dort aus den Baumkronen lugten. Es war genau der richtige Abend, um ihn mit guten Freunden zu verbringen.
    Robert Junkarts kam pünktlich – geduscht, rasiert und mit frisch gewaschenem Haar. Zu einer losen rauchblauen Baumwollhose, die er bei seinem Einkaufstrip in der Stadt gekauft hatte, trug er ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Seine nackten Füße steckten in den neuen Mokassins. Er klopfte höflich, nickte uns beiden zu und ließ sich dann etwas befangen neben mir auf dem Sofa nieder. Es war eine ganz alltägliche Szene, aber mit ihm kam eine leise, noch kaum spürbare Unruhe in den Raum, ein Wispern, als huschten Mäuse über den Boden. Ich merkte daran, wie erregt er war, und fragte mich, was alles zu Bruch gehen würde, wenn der Abend den dramatischen Verlauf nahm, den ich vorhersah. Schon jetzt hörte ich, wenn ich genau aufpasste, ein hauchzartes Klingeln und Klirren von

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