Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Glas. Das mussten die Nippsachen in der Vitrine sein.
Alec hatte es sich in dem tiefen Ledersessel bequem gemacht, den er als seinen ausschließlichen Sitzplatz beanspruchte. Den Gehstock zwischen den Knien, saß er aufmerksam vorgebeugt da und spielte, wie es seine Gewohnheit war, mit der elfenbeinernen Krücke.
Wir stießen auf das Glück des Hauses und unser eigenes an – die Einleitung zu einer harmlosen Plauderei über die Ereignisse des Tages. Nachdem wir eine Weile dahingeschwatzt hatten, bemerkte Alec scheinbar beiläufig: „Ist es nicht eigentümlich, wie dieses Haus die Menschen zusammenzieht? Einen Augenblick ist man sich noch fremd, und im nächsten gehören wir alle zusammen.“
Junkarts nickte lebhaft. „Das stimmt, das ist mir auch aufgefallen. Als ich merkte, wie das hier läuft, war ich verwundert, dass das Haus Terry und Elena ausgesucht hatte – dass sie plötzlich Mitverschworene waren.“ Ein verlegenes Lächeln zog über sein Gesicht. „Ich muss Ihnen nämlich gestehen, ich konnte mit Gothics und Punks und solchen Leuten nie viel anfangen. Meine Geschäfte waren zwar kriminell, aber ich war doch Geschäftsmann, ein arbeitsamer Mann, der um sieben Uhr morgens an seinem Schreibtisch saß. Dieses Herumtrödeln und In den Tag hinein-Leben, das war nie meins. Umgekehrt war es nicht anders; für die Kinder war ich ein alter Mann – oh, sagen wir es offen, ein alter
Depp
!“
Ich lachte, und Alec stimmte mit ein.
Junkarts fuhr fort: „Es dauerte seine Zeit, bis wir einander hinreichend beobachtet und ausspioniert hatten und langsam miteinander warm wurden. Dann luden sie mich einmal in Terrys Zimmer ein.“ Er schüttelte den Kopf. „Mein Gott, wie kann man in einem solchen Mausoleum leben? Aber sie waren sehr freundlich, sie hatten Wein mitgebracht und kleine Kuchen zum Naschen. Dann boten sie mir sogar einen Joint an. Das war auch nie meins ... wenn man Geld machen will, darf man sich nicht den Kopf zudröhnen. Aber damals hatte ich schon so viel von ihrer Lebensart begriffen, dass ich wusste, dass dieses Angebot eine Friedenspfeife bedeutete, und so habe ich das Ding angenommen. Es war eine Quälerei ... Ich habe nie Zigaretten geraucht, für mich war es schon schwierig, den Rauch zu inhalieren, ohne zu husten, und dann wurde ich nur erbärmlich schwindlig und dusslig davon. Trotzdem, von da ab waren wir Freunde.“
Alec nickte und schenkte sein Glas nach. „Wer sagt‘s? Vielleicht werden wir drei auch noch Freunde.“
Robert Junkarts – der ein qualvoll schlechtes Gewissen hatte – war diese Bemerkung peinlich; er antwortete mit gedrückter Stimme: „Ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen nicht leicht fällt, mich als Freund zu betrachten.“
„Oh.“ Alec strahlte vor Liebenswürdigkeit. „Ich habe noch gewisse Vorbehalte, das stimmt, aber Charmion ist sehr angetan von Ihnen.“
Junkarts schoss das Blut in die Wangen, und ich fragte mich bereits, wie lange Alec ihn auf die Folter spannen wollte, aber er machte es gnädig und kurz. Mit der freundlichsten Miene der Welt bemerkte er: „Wie ich höre, seid ihr beide bereits sehr intim miteinander.“
Robert Junkarts hatte den Schlag kommen gesehen. Er nahm ihn hin, wie ein Mann nach einem wochenlangen aussichtslosen Prozess sein Todesurteil hinnimmt. Einen Moment lang schloss er die Augen und atmete tief durch, dann antwortete er nur: „Was soll ich dazu sagen? Es ist alles meine Schuld.“
Alec betrachtete ihn interessiert. „Ich möchte gerne wissen, wie es dazu gekommen ist. Das sind Sie mir doch schuldig, oder?“
„Ja, gewiss.“ Junkarts klammerte die Hände ineinander. Er rang sichtlich um Fassung. Dann, ganz plötzlich, gelang es ihm. Er hob den Kopf und sah Alec an, als wollte er ihn herausfordern, ihn ins Gesicht zu schlagen. „Es tut mir leid, dass ich Ihre Freundlichkeit und das Entgegenkommen von Frau Sperling so missbraucht habe; ich kann nichts zu meiner Entschuldigung anführen und will es auch gar nicht. Was ich getan habe, habe ich getan. Glauben Sie mir nur, dass es für mich selbst völlig überraschend kam.“
Dann erzählte er Alec, was er mir zum Teil auch schon erzählt hatte, nur dass es ihm jetzt viel schwerer fiel. Ich nahm an, dass er seine Beichte allein deshalb über die Lippen brachte, weil er überzeugt war, dass er Strafe verdient hatte und das qualvolle Geständnis als diese Strafe betrachtete. So, wie er redete, war er nach wie vor der Meinung, dass Dr. Alec Marhold ein Musterexemplar
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