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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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dabei deutete er auf den Transportsarg mit seinem jammervollen Inhalt – „die sterblichen Überreste von Rosalia Sturmius sind. Also werden wir wohl nicht allzu lange suchen müssen, bis wir auch den Knecht und den Jungen finden.“ Er sah sich kopfschüttelnd nach allen Seiten um. „Ich habe immer gedacht, Unglückshäuser gäbe es nur in Gruselfilmen, aber in dem hier ist wirklich allerhand passiert. Der Mord an dem Dienstmädchen, das Verschwinden der kleinen Mathilde, der Selbstmord des letzten Schwertsak, die Morde an den Soldaten, der Mord an Magda Gutzloff ...“
    „Letzteren“, erklärte Alec grimmig, „betrachte ich als einen nicht amtlich autorisierten, aber berechtigten Vollzug der Todesstrafe.“
    Brandsteidl nickte. „Klar, die hatte verdient, was sie bekam. Und dem jungen Kossack hat wohl auch keiner eine Träne nachgeweint, ebenso wenig wie dem Wucherer, Joseph Schwertsak ...“ Plötzlich dämpfte er die Stimme. „Da wir gerade von üblen Figuren sprechen – es wundert mich, dass Junkarts noch immer hier herumlungert. Ich dachte, Sie hätten ihn längst auf die Straße gesetzt.“
    Alec schüttelte den Kopf. „Wir haben uns angefreundet. Er wird bei uns bleiben.“
    „So! Tatsächlich?“ Der Kommissar warf ihm einen verdutzten Blick zu. „Nun ja, es ist
Ihr
Haus, und Sie können damit machen, was Sie wollen, aber feine Gesellschaft haben Sie sich da nicht eingeladen.“
    „Er hat sich sehr geändert.“
    Brandsteidl tat einen letzten, wütenden Zug an seiner Zigarette, warf die Kippe zu Boden und trat darauf. „Wenn er sich wirklich geändert hätte, dann würde er das Maul aufmachen, und wir hätten endlich eine Handhabe, um Nik Dubassy einzubuchten, aber Junkarts will sein Prinzesschen nicht hineinreiten, und deswegen deckt er auch Nik. Der Kollege Sykora hasst ihn schon richtig.“
    „Immer noch wegen dieser alten Sache?“
    „Nein, nicht nur deswegen. Dubassy hat die letzten vier Jahre nicht geschlafen. Er ist auf dem besten Weg, einer der einflussreichsten Unterweltler in der Stadt zu werden. Es geht längst nicht mehr allein um die San-Sebastian-Seminare. Inzwischen sind illegale Kreditvermittlungen und noch illegalere Inkassobüros dazugekommen. Wir haben Hinweise, dass Schuldner zu unbezahlter Arbeit gezwungen wurden, praktisch zur Sklaverei. Wir haben sogar Fälle vorliegen, wo Frauen, die bei Dubassy Schulden hatten, gezwungen wurden, sie als Prostituierte abzuarbeiten. Wir haben andere Fälle, wo Männer und Frauen zusammengeschlagen und ihre Wohnungen verwüstet wurden. Wir wissen genau, dass mindestens zwei Mal ein Versuch gemacht wurde, Junkarts selbst umzubringen, aber glauben Sie, das hätte ihn bewogen, den Mund aufzumachen? Er schweigt, und solange er das tut, macht er sich mitschuldig. Das ist Kommissar Sykoras Ansicht und auch die meine. Aber was sollen wir tun? Wir können ihm ja keine Daumenschrauben anlegen.“
    „Nein, das sicher nicht“, stimmte Alec ironisch zu.
    „Sie würden uns natürlich einen großen Dienst erweisen, wenn Sie mit ihm reden.“
    „Ich fürchte, mein Reden wird auch nicht viel nützen. Er ist ein Mann, der seinen eigenen Entschlüssen folgt und sich von mir sicher nicht beeinflussen lässt. Aber ich werde tun, was ich kann.“ Er wandte sich wieder der düsteren Erdhöhle zu, die uns im schwindenden Sonnenlicht angähnte. „Schicken Sie jemanden, der die Ausgrabungen beobachtet. Und am besten auch gleich jemand, der uns die Leute vom Leib hält. Der Garten hat nur eine Taxushecke und ein einfaches Tor, ich kann es nicht verhindern, wenn Neugierige hier eindringen. Wenn Sie keinen Posten abstellen, müssen wir befürchten, dass bis morgen früh Dutzende Leute hier nach Souvenirs gegraben haben.“
    Brandsteidl besprach sich mit seinem Kollegen, dann telefonierte er eine Weile mit irgendeiner vorgesetzten Stelle, und schließlich kehrte er mit der erfreulichen Botschaft zurück, dass der Keller über Nacht von zwei Polizisten bewacht würde. Ich war erleichtert, als ich es hörte. Ich hatte immerzu an Paul Mannlicher denken müssen und daran, dass die dummen Jungen nicht aussterben, und ich wollte nicht, dass irgendein Naseweis in unserem Keller zu Schaden kam.
    Wenn man einmal um die fünfzig herum ist, merkt man eine durchwachte Nacht drei Tage lang. Wir sahen alle drei nicht mehr sehr frisch aus. Nachdem Brandsteidl und seine gesamte Entourage gegen sechs Uhr das Grundstück verlassen hatten, aßen wir eine Kleinigkeit, tranken ein

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