Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Literatur daran erinnerte, dass Feuer ein probates Mittel gegen gewisse Arten böser Geister war, vor allem solche, die mit Tod und Fäulnis zu tun hatten. Nachdem ich das Zeug gesehen und gerochen hatte, hegte ich keinen Zweifel mehr daran, dass es kein harmloser Schimmelpilz war. Es stank nach einem dämonischen Wesen.
Jan Pika stimmte dem Vorschlag, es zu verbrennen, mit Begeisterung zu. Ich erfuhr nie, ob es ihm nur darum ging, es von seinem Container fernzuhalten, oder ob er sich im Volksglauben genauso gut auskannte wie ich, aber er trieb die Männer sofort an, das unheimliche Zeug schubkarrenweise in den Hintergarten zu schaffen. Roberts Gemüsebeete würden dran glauben müssen, aber er erhob keinen Einspruch. Offenbar war ihm selber klar, dass es hier um etwas Wichtigeres ging als seine Karotten. Plötzlich hatten wir es eilig, diesem gräulichen Gewächs den Garaus zu machen. Wir alle arbeiteten mit, auch die beiden Punks und Coco; wir schleppten Holz in den Hintergarten, wo zwei der Polen es zu handlichen Scheitern zerhackten, und stapelten es zu einem Scheiterhaufen. Papier wurde darunter gestopft und angezündet, und dann kam der erste Arbeiter mit einem Schubkarren voll der grauweißen Masse. Er kippte den Karren. Der stinkende Schwamm, vermischt mit Erde und zerfallenden Backsteinen, kollerte ins Feuer. Es zischte, als hätten wir Wasser in die Flammen geschüttet, und brannte mit einer giftigen bläulichen Flamme, aber es brannte!
Robert stand neben mir und hielt meine Hand umklammert. „Wenn ich denke, dass ich drei Jahre lang auf diesem grausigen Schleim gewohnt habe, wird mir schlecht“, gestand er. „Was zum Teufel ist das?“
„Ich habe keine Ahnung, aber es ist sicher nichts Gutes. Vielleicht ist es die Ursache, warum es hier im Haus spukt. Erinnerst du dich noch, was Tom Kornisch uns prophezeite?“
Die Männer beeilten sich mit der Arbeit. Sie gruben etwa einen Meter tief von oben in die zugeschüttete Küche, dann transportierten sie die Standventilatoren in den Keller und arbeiteten dort an der Seitenwand weiter, nachdem sie Bretter auf die Rampe gelegt hatten, um sie mit dem Schubkarren befahren zu können. Ich erinnerte mich daran, was Robert am Vortag von einem Abszess im Leib des Hauses gesagt hatte. Es sah tatsächlich so aus. Als die Mauer niedergerissen wurde, kam mehr und mehr von dem Pilz zum Vorschein, und ich sah, dass das ungeheuerliches Gewächs halb einem riesigen Karfiol, halb einem menschlichen Körper ähnelte. Es hatte einen Strunk, einen Rumpf, aus dem meterlange, verkrüppelte „Arme“ mit knubbeligen, leprösen „Händen“ daran herauswuchsen, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass diese Arme und Hände imstande waren sich zu bewegen!
Wenn sie ins Sonnenlicht gebracht wurden, so veränderten sie sich sofort auf eine widerwärtige Weise. Sie begannen stark zu schwitzen und lösten sich dann auf, wobei sie Fäden zogen wie schmelzender Käse. Möglicherweise wären sie auch zugrunde gegangen, wenn wir sie einfach nur in die Sonne – die jetzt glühend vom Himmel brannte – gelegt hätten, aber wir wollten kein Risiko eingehen und kippten alles in das Feuer, das heiß und hell im Hintergarten loderte. Ohne recht zu wissen, warum, hatten wir alle angefangen, mit fieberhaftem Eifer zu arbeiten, als könnte uns die Zeit knapp werden. Statt den Pilz mit Schubkarren in den Hintergarten zu fahren, bildeten wir eine Eimerkette, an der sogar Alec sich beteiligte. Er stand direkt neben dem Scheiterhaufen und kippte jeden Eimer in die Flammen, die auf eine eigentümliche Weise sangen und zischten, während sie den Pilz verzehrten. Wenn sie ihn erfassten, wuchsen sie zu langen bläulichen und schwefelgrünen Schwertern heran und fauchten wie die Flammen eines Bunsenbrenners, und die „Arme“ und „Hände“ der Pilzkreatur krümmten sich auf eine grauenhaft lebendige Weise, sie richteten sich auf, als wollten sie aus den Flammen heraus nach uns greifen, und streckten sich mit schwächlichen Bewegungen nach uns aus ...
Dann kam der Augenblick, in dem einer der Arbeiter nach uns schrie, wir sollten kommen und sehen, was sie gefunden hatten.
Die gekachelte Wand, die die Küche abgetrennt hatte, war auf einer Länge von etwa drei Metern niedergerissen worden, und in diesem Bereich war auch ein Großteil der verseuchten Erde entfernt worden. Die Arbeiter waren beinahe bis zur hinteren Wand der Küche vorgedrungen. Dort hatten sie etwas Erstaunliches entdeckt.
Der
Weitere Kostenlose Bücher