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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Glas Wein dazu und krochen jeder in sein Bett. Ich ergänzte den Wein mit einer Schlaftablette. Eine gefährliche Mischung, aber sie sorgte dafür, dass ich zwölf Stunden lang tief und traumlos schlief.
    Um sieben Uhr war ich die Erste, die aufwachte, jedenfalls war von meinen beiden Männern ebenso wenig ein Laut zu hören wie von den Kindern, die nach ihrer Gewohnheit erst spät heimgekommen waren. Ich stand auf, duschte, zog mich an und ging dann in den Garten hinaus, um nach den beiden Polizisten zu sehen.
    Der Morgen war herrlich. Die Sonne schien, ein schwacher Wind wehte. Ich roch den scharfen, würzigen Duft der Zypressen, die ihre langen Schatten quer über den Garten warfen. Tiberius, der die Nacht offenbar auswärts verbracht hatte, kam quer über den vorderen Rasen geschlendert. Ich hob ihn auf und streichelte ihn. „Wo warst du, Lump?“, flüsterte ich in sein schwarz samtenes Ohr. „Du hast hier eine Menge verpasst.“
    Er schnurrte nur.
    Mit dem Kater auf dem Arm ging ich den Plattenweg entlang zu der Rampe. Dort standen die beiden Polizisten, wie sie sich am Abend hingestellt hatten, aber wie sie aussahen! Obwohl sie beide kräftige junge Männer waren, die eine Nacht ohne Schlaf mühelos wegstecken mussten, waren sie so bleich, dass sie geradezu krank aussahen. Ich fragte erschrocken, ob ihnen übel sei.
    Sie strafften beide die Schultern und bemühten sich, dreinzusehen, als sei nichts weiter gewesen. „Nein, nur ein bisschen unausgeschlafen“, erklärte der Eine. „Aber das sind wir gewohnt.“
    „Wollen Sie reinkommen und frühstücken?“
    Sie durften ihren Posten nicht verlassen; also bereitete ich ihnen ein Frühstück zu und stellte zwei Gläser Cognac neben die Kaffeekanne, ehe ich es hinausbrachte. Die beiden zierten sich erst, aber offensichtlich ging es ihnen wirklich nicht gut, denn nach einem formellen Protest kippten sie den Cognac gierig hinunter. Dann tranken sie jeder zwei Tassen schwarzen Kaffee, und danach sahen sie besser aus.
    Ich half ihnen auf die Sprünge, indem ich auf den entsetzlichen Gestank hinwies, der uns aus dem Keller vertrieben hatte. Sie stimmten mir sofort zu, und einer fragte: „Was ist das eigentlich? Ich habe so etwas noch nie gesehen. Im Finstern leuchtete es, als summten Tausende Glühwürmchen drin herum. Und es leuchtete nicht nur, es machte Geräusche! Nicht laut, aber mitten in der Nacht, als es ganz still war, konnten wir es deutlich hören. Es zischelte wie elektrischer Strom in einer Hochspannungsleitung.“
    „Wir haben auch keine Ahnung.“
    Der Zweite versicherte mir, dass sie sicher nicht wegen der Leiche Angst gehabt hätten, so etwas sei ihr tägliches Brot, aber der süßliche Gestank aus dem Keller hätte sie krank gemacht; sie seien nah daran gewesen, um Ablösung anzusuchen, weil sie es nicht mehr aushielten. Beide hatten sich des Gefühls nicht erwehren können, dass sie ständig aus der Richtung des Erdhaufens beobachtet wurden, dass dort etwas lauerte und sich von hinten an sie anzuschleichen versuchte. Sie waren mehr als einmal mit gezogener Waffe herumgefahren, überzeugt, dass jemand über die Kellertreppe hereingeschlüpft war und sie tödlich bedrohte, aber nie war etwas zu sehen gewesen.
    Kurz darauf erschien der Beamte, der die Arbeiten untertags überwachen sollte, ein auffallend großer, sommersprossiger junger Mann mit einem Bürstenhaarschnitt. Wenige Minuten nach ihm kam Jan Pika mit seinen Arbeitern, denen sichtlich nicht geheuer zumute war. Als Feiglinge wollten sie jedoch auch nicht gelten, also gingen sie betont forsch ans Werk. Sie waren doppelt so laut wie bisher, und das Radio, das sie mitgebracht hatte, musste man bis ins Städtchen hinunter plärren hören. Auf jeden Fall weckte es Alec und Robert, die bald darauf im Garten auftauchten. Sie begrüßten mich beide mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange, was mir einige neugierige Blicke aus den Reihen der Arbeiter eintrug.
    Den größten Teil des Tages geschah gar nichts. Die Männer schaufelten den Teil der Küche aus, der zur Kellertreppe hin gelegen war, und fanden wieder, wie erwartet, Gebrauchsgegenstände in den verschiedensten Stadien des Zerfalls, sonst aber nichts. Der Beamte besah sich alles, befand es unbedenklich und ließ zu, dass es verbrannt wurde. Wir hatten nämlich wie am Vortag ein kräftiges Feuer gemacht und warfen eimerweise Erde und Pilzmasse hinein.
    Dann, knapp vor vier Uhr, begann einer an der anderen Seite zu graben, und keine

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