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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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groß für dich. Sogar zu groß für dich
und
mich. Es ist nicht einmal besonders schön. Und erzähl mir nichts von billiger Miete und guter Bausubstanz. Sag mir den wahren Grund.“
    Er zögerte. „Das hört sich wahrscheinlich ziemlich albern an ...“
    „Sag es mir trotzdem, Mylord. Es ist wichtig.“
    Diesmal gab er sich einen Ruck. Während er mit schweren Schritten neben mir herging, gestand er: „Ich hatte ein so merkwürdiges Gefühl, als ich die Fotos des Hauses in der Angebotsmappe sah. Ein immenses Gefühl von
Déjà-vu
... als hätte ich es immer schon gekannt. Mehr noch: als hätte ich mein Leben darin verbracht.“ Er lachte verlegen. „Und heute ... Ich schwöre dir, als ich auf das Haus zuging, rief es mir entgegen: ‚Da bist du ja, Alec Marhold! Schön, dass wir uns wiedersehen!‘ Ich habe den Eindruck, als würde ich gar nicht gefragt, ob ich es nehmen will. Es gehört bereits mir. Seit ich es zum ersten Mal gesehen habe, habe ich die fixe Idee, dass es mein Zuhause ist. Wenn ich es nicht nehme, werde ich immer das Gefühl haben, von mir selber getrennt zu sein ... heimatlos. Wahrscheinlich ist dir das unverständlich ...“ Sein Lachen verstummte, und er warf mir einen schuldbewussten Blick zu. „Lach mich jetzt nur ja nicht aus, Charmion!“
    „Du weißt, dass ich über solche Dinge nie lachen würde.“
    „Ja, natürlich.“ Er berührte mit einer zärtlichen Geste meine Schulter. „Aber nachdem ich jetzt ein Geständnis abgelegt habe, sag mir, wie es dir gefallen hat.“
    „Es ist vielleicht etwas übermöbliert.“
    Er lachte und knuffte mich in die Seite. „Komm schon, mach es nicht so spannend.“
    Ich wollte ihm nicht erzählen, dass ich dasselbe Gefühl von
Déjà-vu
gehabt hatte wie er selbst. Es hätte so aussehen können, als wollte ich ihn drängen, mich ins das Haus hineinzunehmen, und dagegen spreizte sich mein Stolz. Stattdessen äußerte ich: „Es hatte eine kuriose Atmosphäre. So, als wären wir nicht vier, sondern vierzig Leute gewesen! Ich fühlte mich beobachtet. Und ich konnte den Eindruck nicht loswerden, dass jemand immer wieder nach meiner Hand griff ... ein Kind, das mich durch das Haus begleitete. Nur in den Keller wollte es nicht mitkommen.“
    Mein Freund nickte. Für gewöhnlich war er wie die meisten Männer ziemlich schüchtern, wenn es darum ging, über Dinge zu reden, die er als Spinnerei empfand. Dass ich seine Empfindungen und Erfahrungen teilte, machte ihm jedoch Mut, offen zu sprechen. „Ich war froh, dass ich in dreißig Jahren bei Gericht gelernt habe, ein Pokerface aufzusetzen, sonst hätte ich mich womöglich noch vor diesem widerlichen Wurm von einem Makler lächerlich gemacht. Irgendetwas war auf Schritt und Tritt mit mir beschäftigt. Weißt du ... ich kenne das von Gerichtsverhandlungen her: Da ist ein Saal voller Leute, die sich alle sehr ruhig verhalten, und doch hörst du sie. Du hörst etwas wie ein Wispern und Summen, und vor allem, du spürst sie. Dieses selbe Gefühl hatte ich hier. Die Villa schien voll von Menschen zu sein.“ Er zögerte, dann setzte er rasch hinzu: „Das hat aber sicher ganz natürliche Ursachen.“
    „Ja, klar. Das sind die Heizungsrohre.“
    Er sah mich erstaunt an. „Warum bist du denn so schnippisch?“
    „Ach ... immer, wenn etwas Unerklärliches passiert, heißt es, das waren die Heizungsrohre.“
    Jetzt lachte er. „Das ist wahrscheinlich in deinen Romanen so, wo die Leute alle nicht wahrhaben wollen, dass sie in einem verfluchten Haus wohnen. Komm schon! Du hast mir noch nicht gesagt, wie es dir gefallen hat.“
    „Es ist nicht unhübsch – abgesehen davon, dass der Architekt sehr sparsam mit Fenstern umgegangen ist. Ich mag
bay windows,
und die Kamine sind bezaubernd. Der obere Teil war wirklich nett, vorausgesetzt, du machst ein loderndes Freudenfeuer aus allen diesen entsetzlichen Möbeln. Ich konnte nur das Erdgeschoss nicht ausstehen. Besser gesagt, das gesamte Stück Flur zwischen dem Zimmer der Kellnerin und der Hintertüre. Glaub mir, ich kenne das Gefühl, wenn es irgendwo nicht geheuer ist.“
    „Es ist ziemlich finster dort, vielleicht liegt es daran“, versetzte mein Gefährte in dem väterlichen Ton, den er gelegentlich anschlug.
    Ich legte mit liebenswürdiger Geste eine Hand auf seinen Arm. „Alec.“
    „Ja?“
    „Behandle mich bitte nicht wie ein minderbemitteltes Kind. Ich kenne den Unterschied zwischen einem finsteren Ort und einem, an dem es zum Fürchten ist. Als wir den

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