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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Flur entlanggegangen sind, da habe ich es genau gespürt. Da war eine Grenze – eine Nahtstelle zwischen zwei voneinander getrennten Zonen, die eine willkommen heißend, die andere böse. Mir ist beinahe übel geworden. Es war, als schritte ich genau in eine Wolke Senfgas hinein. Und dasselbe war es im Souterrain. Dieses Haus ist von seinem Wesen her nicht unfreundlich, aber es beherbergt etwas Böses, und dessen Quelle ist der gekachelte Raum unten. Dort hatte ich das Gefühl zu ersticken. Außerdem: Wenn die Mieter für die Benützung des Bades zahlen, warum benützt es dann keiner? In der Wanne klebte ein Spinnennetz, das nicht erst seit gestern dort hing.“
    „Gut beobachtet.“
    „Danke. Alec, hast du denn nichts gemerkt, als wir hinuntergestiegen sind?“
    „Doch“, gab er zögernd zu. „Es ist keine sehr angenehme Atmosphäre dort unten. Entweder war die Luft schlecht oder ... auf jeden Fall bekam ich Atemnot. Aber das mag damit zusammenhängen, dass es statt richtiger Kellerfenster nur Milchglasluken gibt, die sich nicht öffnen lassen. Da muss es ja stickig werden. Warte ab, bis wir einmal ordentlich gelüftet und die alten Spinnweben hinausgefegt haben!“
    Wir hatten die Kuppe des Hügels erreicht. Von dort glitt der Blick zu beiden Seiten über ein Meer von Gärten und Dächern. Ich stellte erleichtert fest, dass das Wetter umzuschlagen begann. Der kühle Windhauch war nur der erste Vorbote einer kalten Luftmasse gewesen, die Regen mit sich trug. Der Himmel bewölkte sich rasch. Immer seltener blitzte das Sonnenlicht zwischen den dunklen, zerschlissenen Wolkenbänken hervor, die über der Stadt hingen. Ich genoss diesen Umschwung. Er bedeutete, dass ich in der Nacht gut schlafen und am nächsten Tag keine Kreislauftabletten mehr brauchen würde.
    Stieg man den Hügel hinunter, so gelangte man nach etwa einer Viertelstunde gemächlichen Gehens zu einer Anhäufung von altertümlichen Häusern, die einmal den Kern einer Vorstadt gebildet hatten. Auf allen Seiten umrahmt von malerischen Villen und Weingärten, erhob sich dort eine barocke Kirche. Davor lag ein Kirchplatz mit weiß getünchten Arkaden und einer Anzahl hübscher Läden und Restaurants. Eines davon, das „Wetterhähnchen“, war besonders einladend: ein einstöckiges ehemaliges Fuhrwerker-Haus mit buckligem Boden und krummen Fenstern, aber einer traumhaften Speisekarte und einem Sortiment guter Weine. Wir beschlossen den Tag mit einem gepflegten Abendessen und einer Flasche Wein, und bei dieser Gelegenheit erfuhr ich mehr über den schlampigen Untermieter, den Alec so eigentümlich scharf gemustert hatte.
    Wir hatten über alle möglichen Aspekte von Nummer 12 A debattiert und kamen schließlich auch darauf zu sprechen, dass das Haus nicht unbewohnt war.
    „Eigenartige Leute wohnen dort“, bemerkte ich.
    „Du meinst die beiden Schwarzen im zweiten Stock? Lieber Himmel, wenn ich in diesem Trauerbaldachin-Bett schlafen müsste, hätte ich das Gefühl, ich bin gestorben und werde aufgebahrt. Aber ich dachte, du magst Gothics. Man sieht dich selber oft genug in Schwarz und Silber.“
    „Ich rede auch nicht von ihnen. Ich rede von dem Chaoten, Junkarts. Warum hast du so schief geguckt, als du ihn gesehen hast? Kennst du ihn etwa?“
    Alec nickte und machte ein Gesicht, als hätte er auf eine Kakerlake gebissen.
    „Doch hoffentlich nicht durch deinen Beruf?“ Ich spürte einen überraschenden Kloß im Hals. Jetzt erst merkte ich, dass ich den Rothaarigen sympathisch gefunden hatte. Ich wollte nicht hören, dass er schon einmal in der Lage gewesen war, einen Strafverteidiger zu brauchen – denn das war Alec Marhold gewesen.
    Alec antwortete nicht gleich. Er brach bedächtig ein Stück Weißbrot in kleine Bröckchen, kostete mit Kennermiene von dem Wein – er prahlte gerne mit seinen Weinkenntnissen vor mir, da ich außer „weiß“ und „rot“ keine Sorten kannte – und schob ein weiteres Stück Brot in den Mund, das er genießerisch kaute. „Nein“, antwortete er schließlich. „Ich persönlich habe nichts mit ihm zu tun gehabt. Aber die Geschichte schlug in juristischen Kreisen Wellen, weil wir uns alle ärgerten, dass ihm mit dem Gesetz nicht beizukommen war.“
    Also doch, dachte ich niedergeschlagen. „Dann war er also kriminell?“
    „Ja. Ich würde sagen, er war einer der fiesesten Halsabschneider, die diese Stadt je gesehen hat.“
    Unwillkürlich platzte ich heraus: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Um Gottes

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