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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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auf die Kopfhaut abgesengt worden. Er hatte Strommarken – Verbrennungen von einem blanken, Strom führenden Kupferdraht – in den Mundwinkeln, zwischen den Fingern und ebenso an den Genitalien ... und er war mehrmals brutal vergewaltigt worden.“
    „Mein Gott! Dann haben seine Opfer sich tatsächlich grausam gerächt.“
    Alec warf mir einen merkwürdigen Seitenblick zu. „Das war natürlich das Erste, woran man dachte. Jedem Kriminalisten war klar, dass hinter diesem Verbrechen ein schrankenloser Hass stand. Aber dann ereigneten sich ein paar Dinge, die Kommissar Albin Sykora – das war der Beamte, der den Fall untersuchte – stutzig machten. Das Erste war, dass aus Junkarts nichts herauszuholen war.“
    „Du meinst, er machte keine Aussage?“
    „Genau. Er blieb stur dabei, er könne sich an nichts erinnern. Nun war es zwar offensichtlich, dass er schwer geschockt war, aber zumindest an den Anfang seines Martyriums hätte er sich erinnern müssen, nicht wahr? Und selbst unter den schlimmsten Qualen kann man von seiner Umgebung immer noch einiges im Gedächtnis behalten, was dann als Indiz dienen kann. Aber Junkarts blieb dabei, er könne sich weder an die Entführung, noch an den Ort, wo er gefangen gehalten worden war, noch an die Gangster erinnern. Er berief sich darauf, sie hätten ihm die Brille weggenommen, ohne die er halb blind sei, also könne er auch nichts und niemand identifizieren. Niemand glaubte ihm, aber es konnte ihn auch niemand zwingen auszusagen.“
    „Das ist schon merkwürdig.“
    Alec nickte feierlich. „Das dachte Kommissar Sykora auch. Dann kam noch etwas dazu. In der Zeit, in der er im Krankenhaus lag, weigerte Robert Junkarts sich strikt, seinen Schwiegersohn, Nik Dubassy, oder seine Tochter Isabella zu sehen, obwohl beide sich sehr besorgt um ihn zeigten. Sogar seine Reservebrille und andere persönliche Habseligkeiten ließ er von einer Krankenhausfürsorgerin aus seinem Haus holen. Das war umso auffallender, als Isabella – übrigens ein aufregend schönes Mädchen – bis dahin sein Ein und Alles gewesen war. Er war verwitwet, sie war das Einzige, was ihm aus einer sehr glücklichen Ehe geblieben war, und alle Welt wusste, dass er seine Tochter vergötterte. Sein Schwiegersohn war seine rechte Hand gewesen. Beide konnten sich seinen plötzlichen Hass gegen sie nur so erklären, dass er den Verstand verloren hätte. Aber Kommissar Sykora machte sich seine eigenen Gedanken. Er ließ die Dubassys überprüfen.“
    „Du willst doch wohl nicht behaupten, seine eigene Tochter –“
    „Charmion.“ Mein Freund legte mir die Hand auf den Arm. „Du schreibst zwar Geschichten, bei denen einem das Blut gefriert, aber im Grunde glaubst du immer noch an die heile Welt. Was meinst du, wie viele Töchter ich vor Gericht erlebt habe, die kranke und pflegebedürftige Väter unbarmherzig verhungern oder erfrieren ließen? Wie viele, die ihre eigenen Eltern vom Gerichtsvollzieher auf die Straße jagen ließen? Warum sollte eine Frau mit ihrem Vater nicht genauso verfahren, wie er mit anderen verfahren war?“
    Ich plusterte mich empört auf. „Verdammt, Alec, es ist schlimm, jemanden finanziell zu ruinieren, aber es ist doch immer noch etwas anderes, als ob man seinen eigenen Vater wochenlang foltern lässt!“
    „Ich finde gar nicht, dass es etwas anderes ist“, widersprach er mir hitzig. „Beides entspringt aus Gier und Gemeinheit und einer unglaublichen Gefühlskälte. Diese Frau hat von Robert Junkarts gelernt, dass du über Leichen gehen darfst, um zu erreichen, was du haben willst. Und genau das hat sie vermutlich auch getan. Kommissar Sykora stellte fest, dass Junkarts trotz der engen Zusammenarbeit mit seinen Verwandten dafür gesorgt hatte, dass die Zügel des Schwindelunternehmens fest in seiner Hand blieben. Er war ein ausgesprochen dominanter Mensch, ein Firmenchef, der seinen Mitarbeitern unmissverständlich klar machte, wer der Boss war. Ohne seine Unterschrift lief gar nichts, und die brisanten Unterlagen seines Rackets hatte er auf eine Weise codiert, dass nur er selbst sie entschlüsseln konnte. Nur er wusste auch, auf welchen Bankkonten das Schwarzgeld gebunkert war. Die finanziellen Angelegenheiten waren so clever verschachtelt, dass Nik und Isabella zwar ein luxuriöses Leben hatten, aber keinerlei formellen
Anspruch
auf irgendetwas. Sie waren, solange er lebte, vollkommen von ihrem Familientyrannen abhängig. Seine Tochter verwöhnte er zwar grenzenlos, für sie

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