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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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um. Ich merkte, dass ihn der Gedanke, hier unten zu baden, auch nicht begeisterte. Der Raum war so kalt, dass ich mich umsah, ob es überhaupt eine Heizung gab. Das war auch der Fall, ein gewaltiger Boiler hing an der Wand und schickte heißes Wasser in die Rohre einer Warmwasserheizung. Ich sah, dass die Heizung in Betrieb war. Dennoch war es kalt.
    Außerdem hatte dieses abstoßende Loch eine skurrile Eigenheit, die ich erst bemerkte, als ich schon ein paar Minuten darin stand. Plötzlich spürte ich einen eigentümlichen Sog nach rechts vorne, gerade so, als falle der Raum in diese Richtung schräg ab. Neugierig folgte ich dem Sog und stellte fest, dass ich im vordersten Drittel der rechten Seitenwand landete, ziemlich genau unterhalb der Stelle, wo sich im Erdgeschoss Junkarts‘ Zimmer befand. Ich sah mich um, konnte aber weiter nichts entdecken als ein Mauseloch am Fuß der Wand, das wohl kaum als Quelle dieses un-euklidischen Phänomens in Frage kam.
    Vermutlich stand das Gebäude auf einer Wasserader, die hier deutlich zu spüren war. Ich gehörte zu den Leuten, die auf solche Dinge empfindlich reagieren; in meiner Stadtwohnung hatte ich das Bett um zwei Meter verschieben müssen, weil ich nachts stets herausgefallen war, solange es unmittelbar an der Mauer stand und damit direkt über einer Wasserader, der ich im Schlaf auszuweichen versuchte.
    Alec schlenderte zu der Wand hinüber, die das Souterrain auf der rechten Seite begrenzte, und klopfte mit seinem Gehstock dagegen. „Was ist hier dahinter?“
    „Wie meinen?“, fragte der Agent erstaunt.
    „Hier muss doch noch ein Raum sein. Das Souterrain nimmt nur die Hälfte des Hauses ein. Was ist in der anderen Hälfte?“
    Darüber hatte sich der Makler noch nie Gedanken gemacht. Er sah ziemlich verdutzt aus. „Keine Ahnung“, gab er zu. „Wenn hier jemals ein Raum war, dann ist er vor langer Zeit zugeschüttet worden. Aber wahrscheinlich war da nie etwas. Das Fundament ist sicher mit Erde aufgefüllt worden.“
    „Hm ... ja, das wird es sein.“ Alec ließ die Wand in Ruhe und kehrte zur Türe zurück. „Gut“, verkündete er, „dann haben wir gesehen, was es zu sehen gibt. Meinetwegen können wir Schluss machen.“
    Ich merkte aber, dass ihn die fehlende Hälfte des Souterrains nach wie vor beschäftigte.
    Junkarts ließ sich nicht wieder blicken, aber als wir in den Garten hinaustraten, sah ich, wie sich die Lamellen der schmutzigen Jalousien an seinem Fenster bewegten. Noch viel intensiver war jedoch der Eindruck, dass das Haus selbst uns nachblickte, dass es traurig war, uns gehen zu sehen, und sich darauf freute, dass wir wiederkämen.
    Der Makler begleitete uns zurück zum Gartentor. „Nun“, drängte er, „wissen Sie schon, wie Sie sich entscheiden werden?“
    „Noch nicht ganz“, erwiderte Alec. „Ich möchte meine Pläne noch mit meiner Freundin besprechen. Dann gebe ich Ihnen Bescheid.“
    „Falls in der Zwischenzeit andere Interessenten anfragen ...“
    Alec lächelte mit schlitzohriger Freundlichkeit. „Ich glaube nicht, dass viele Interessenten anfragen“, kommentierte er. „Nicht bei diesem Haus.“
    Mir fiel auf, dass der Makler dazu keine Bemerkung machte.
Der meistgehasste Mann der Stadt
    Der Mann hatte uns angeboten, uns in die Stadt zurückzufahren, aber wir lehnten beide ab. Alec wollte noch ein Stückchen spazieren gehen und sich die Umgebung ansehen, und ich wollte vor allem den Makler loswerden, der mir von Herzen unsympathisch war. Ich war nicht immer so gut situiert gewesen wie jetzt und hatte selbst in Häusern gewohnt, deren Vermieter jeden Fliegenschiss auf der Tapete als „Beschädigung“ in Rechnung stellten und Terror machten, wenn man die Dusche länger als fünf Sekunden laufen ließ. Aber darüber hinaus wollte ich mit Alec ein ernstes Wort reden. Er hatte mir nämlich eine ganze Menge verschwiegen, als er mich zu dieser Besichtigung gelockt hatte.
    Wir schritten langsam an unserem Nachbarn, dem schwarzen Sandsteinkoloss, vorbei zur Kuppe des Hügels hinauf. Die unnatürliche Wärme hatte ein wenig nachgelassen, ein kühler Vorfrühlingswind wehte. Ich ließ den Blick über die vielen Gärten links und rechts der Straße schweifen. Jetzt waren sie alle noch gelb und dürr, aber im Sommer musste es hier wunderschön sein.
    „Nun?“, fragte Alec, dem bei meinem beharrlichen Schweigen ein wenig unbehaglich wurde. „Was sagst du dazu?“
    „Ich frage mich, warum du es unbedingt haben willst. Es ist zu

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