Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
wie ein Kinderzimmer von vorn bis hinten mit buntem Trödelkram vollgestopft war. Die Bewohnerin teilte offenbar meine Vorliebe für niedliches, unnützes Zeug. Über dem pinkfarbenen Bett hing ein chinesischer Papierschirm an der Wand. Ein riesiger ovaler Spiegel warf mein Bild zurück, aber das Silber war an so vielen Stellen abgeblättert, dass ich aussah, als hätte ich die Pocken gehabt.
Dann gingen wir weiter in Richtung Hintertüre, und dort nahm das Wesen des Hauses zum ersten Mal etwas wirklich Bösartiges an. Mir war zumute, als seien wir aus einer warmen und freundlichen Zone in einen Bereich getreten, in dem eisige Kälte und das Miasma eines bösen Einflusses herrschten. Ich mochte schon die halbdunkle Treppe nicht, die sich in die Tiefe hinunterbohrte wie eine steinerne Made. Dass es muffig nach Keller roch, war noch das wenigste. Da war eine stickige Atmosphäre, die ich nur zu gut als drohenden Vorboten kannte. Die unsichtbare Aufmerksamkeit, die mich umgab, wurde zu einem feindseligen Lauern.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass das kleine Mädchen nicht mehr an meiner Seite war.
Der Makler öffnete die Hintertüre und ließ uns in ein trapezförmiges Stück Garten hinausblicken, das auf der einen Seite von der gefängnisartigen Mauer des Nachbargrundstücks und auf der anderen vom Wildwuchs einer noch unbebauten Parzelle abgeschlossen wurde. Ich sah jetzt, was Junkarts mit seiner Harke gemacht hatte: Im Hintergarten waren Gemüsebeete angelegt worden, die alle mit wärmender Plastikfolie bedeckt waren. Anscheinend war das Gärtnern sein Hobby. Nun, warum auch nicht. Auf die Art brauchte wenigstens ich mir nicht die Hände schmutzig zu machen.
Die schwarze Katze saß, wieder in der Haltung einer ägyptischen Statue, auf einer der Plastikfolien und starrte aus goldenen Augen das Haus an.
Ich sah überrascht, dass zwischen der Hintertüre und der Kellertreppe ein großräumiger Aufzug eingebaut worden war. Als ich den Agenten danach fragte, zuckte er die Achseln. Der Aufzug war schon dagewesen, als seine Firma die Liegenschaft übernommen hatte. Im Übrigen – dabei rüttelte er demonstrativ an der blaugrauen Metalltüre mit dem Drahtglaseinsatz, um zu zeigen, dass sie sich nicht öffnen ließ – funktionierte er nicht. Die Kabine stand schon seit Olims Zeiten im Keller.
Ich wusste selbst nicht warum, aber ich war froh, dass er die Türe nicht öffnen konnte. Der Aufzug schien ein Teil, wenn nicht sogar die Quelle des Unbehagens zu sein, das hier lauerte.
Wir stiegen die steinernen Stufen hinunter.
Der Agent öffnete uns diensteifrig die Türe am unteren Ende der Treppe und ließ uns in den Raum dahinter treten. Kellerluft und Kellerkälte schlugen uns entgegen. Wenigstens gab es Licht, aber es strömte aus zwei langen gelblichen Neonröhren, die an Ketten von der Decke herabhingen, und wirkte alles andere als heimelig. Das Souterrain bestand aus einem einzigen Raum, der sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckte, jedoch nur über die halbe Breite. Er war bis in Kopfhöhe komplett mit blassgelben und braunen Kacheln verfliest, obwohl das Bad nur den kleinsten Teil davon einnahm.
Das befand sich hinter einer Trennwand, die etwa eineinhalb Meter weit in den Raum vorsprang. Dort stand eine mächtige, rundum verflieste Wanne mit einem Duschkopf darüber. An der Wand dahinter, die in voller Höhe gekachelt war, befanden sich weitere Duschköpfe, deren Zustand jedoch erkennen ließ, dass sie schon lange nicht mehr benutzt worden waren. Das Arrangement erinnerte irgendwie an ein öffentliches Bad, ein Medizinalbad vielleicht, und wirkte so fürchterlich ungemütlich, dass ich lieber ungewaschen herumgelaufen wäre, als hier unten zu baden.
Anscheinend fanden das auch die derzeitigen Mieter, denn als ich einen neugierigen Blick in die Wanne warf, entdeckte ich zwischen Abfluss und Vorderwand ein Spinnennetz, das dort sichtlich schon längere Zeit hing.
Auf der vorderen Seite der Trennwand standen eine Waschmaschine und ein Trockner, beide mit Münzeinwurf, die wohl von den Mietern benutzt wurden. Auf der Waschmaschine lag ein Haufen Männerkleidung, die auf eine Wäsche wartete. Sie war durchwegs pechrabenschwarz. Als ich daran vorbeiging, stieg mir ein feiner, etwas aufreizender Duft nach Räucherstäbchen in die Nase. Ich erinnerte mich an die schwarzgestrichene Türe im zweiten Stock. Die Trauerkleidung musste dem Jungen dort oben gehören.
Alec blickte sich in dem unfreundlichen Gelass
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