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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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liebe dich´‘ sagen konnte – Daddys niedliches Püppchen! Weißt du, wie Nik und ich dich hinter deinem Rücken nannten?
Puppet master.
Denn das warst du! Alle um dich herum waren nichts anderes als deine Marionetten! Dass ich ein Mensch bin, der vielleicht anders sein wollte, als du es dir in den Kopf gesetzt hattest, das hast du nie begriffen. Für dich war ich dein Besitz. Du hast mich ja gemacht, hast mich gezeugt, nicht wahr? Also gehörte ich dir, war ein Stück deines Eigentums, wie dein Haus, dein Auto, dein Handy. Ein Juwel, ja, aber ein Juwel, das du nach deinem Willen schleifen und fassen konntest. Ich als Mensch war ein Nichts für dich ... Du hast nicht einmal gewusst, dass ich existiere. Du wolltest ein Püppchen, das Veilchen scheißt und Parfüm pinkelt, aber ich bin ein Mensch, ich bin lebendig, verstehst du das, du verdammter Puppenmacher? Und das hast du nicht zugelassen. Wenn ich je mehr und anderes sein wollte als dein Spielzeug, so hast du mir den Fuß in den Nacken gesetzt.“
    Robert Junkarts hatte sein Entsetzen so weit überwunden, dass er protestierte: „Behaupte nicht, ich hätte dich jemals geschlagen.“
    Das Gespenst lachte, ein giftig zischendes Lachen, bei dem blaue Flammen aus seinem Mund fauchten. „Nein, das nicht. Das war nicht deine Art. Dafür warst du zu feige. Deine Waffen waren Hohn und Ironie und deine gottverdammte Überlegenheit ... Du konntest einen durch deine affige Brille hindurch angucken, als wärst du der Einzige, der begriffen hat, wie die Welt rennt. Die ganze Stadt hat dich gehasst, aber niemand hat dich mehr gehasst als ich.“ Sie trat einen Schritt näher, schwebte näher, in diese flimmernde kränkliche Aura gehüllt, die die Luft um sie herum vergiftete. „Die Idee, dich von einem schmierigen jungen Strolch im Arsch ficken zu lassen, die kam nicht von Nik, Daddy.
Die kam von mir.
Und es ging mir dabei nicht um deine Unterschrift, deine Codes und deine Passwörter. Ich wollte nur wissen, ob ich real genug bin, dich leiden zu lassen.“
    Robert starrte sie fassungslos an. „Du warst das Liebste, was ich hatte.“
    Das Gespenst schüttelte – mit einer beinahe traurigen Geste – den Kopf. „Nein. Du lügst. Ich war gar nichts für dich. Du warst real, ich war nur ein Schatten. Ich war keine Wirklichkeit für dich. Wenn ich dich schlagen wollte, ging der Schlag durch dich hindurch. Wenn ich dich anschreien wollte, kam kein Ton aus meinem Mund. Wirklich wurde ich erst, als ich dich leiden sah.“ Während sie sprach, wurde sie mit jedem Wort schrecklicher; ihr langlockiges, blondes Haar flog wie im Sturm. Aus dem Mädchen, das wie eine Marien-Erscheinung ausgesehen hatte, wurde eine Medusa.
    Robert bäumte sich auf, wollte widersprechen, und sekundenlang sah ich ihn, wie er einmal gewesen war, ein Mann voll Egoismus, Kälte und Niedertracht. Aber es dauerte nur ein paar Augenblicke. Dann löste sich die Starre in ihm, er kam zur Ruhe. Mit leiser, gefasster Stimme bekannte er: „Du hast recht.“
    Das Unwesen war verblüfft. „Was meinst du damit?“, fragte es misstrauisch.
    „Ich sagte: Du hast recht. Und du kannst Nik ausrichten, dass er ebenfalls recht hatte mit allem, was er mir vorgeworfen hat.“
    Isabella war offensichtlich der Meinung, dass er nur einen neuen Trick auszuspielen versuchte, denn sie antwortete bitter: „Das sagst du so dahin.“
    Robert schüttelte den Kopf. „Nein, das sage ich nicht so dahin. Das habe ich in dem Jahr gelernt, in dem ich vor dir und Nik auf der Flucht war – dem Jahr, in dem ich gehungert und gefroren habe, in dem mir keine Demütigung erspart geblieben ist, die die Gesellschaft für einen Verlierer parat hat. Hast du schon einmal vierzehn Tage lang von nichts anderem als altbackenem Kuchen gelebt? Hast du dich schon einmal in ein Bett gelegt, in dem dein Vorgänger blutige Injektionsnadeln hinterlassen hat? In dieser Zeit, Isabella, habe ich meine Hausaufgaben gemacht, und deshalb kann ich heute sagen, dass ich weiß, wovon ich rede.“ Er holte tief Atem, sein Gesichtsausdruck und seine Stimme wurden weicher und wärmer. „Ich kann nichts mehr daran ändern, was ich in der Vergangenheit an Unrecht getan habe. Ich kann dich nur bitten, dass du – dass ihr beide mir verzeiht.“
    Das Gespenst starrte ihn an. Dann zischte es: „Fahr zur Hölle, Daddy!“ Und im nächsten Augenblick war es verschwunden.
    Wir standen und saßen alle wie versteinert. Robert starrte sekundenlang den leeren Fleck an, wo die

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