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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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ich manchmal, wie eine Bahre über den Flur geschoben wurde ... ich hörte die Räder auf den Dielen und die Schritte der Pfleger, die sie begleiten. Und ich sah die Leute. Oft war es eine Krankenschwester aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, eine Frau in weißer Uniform und einer dunklen Pelerine, die –“
    Ich schrie geradezu auf. „Die habe ich auch gesehen! Als wir ins Haus kamen, stand sie bei der Hintertüre. Ich dachte, das Licht und die Schatten hätten mich getäuscht ...“
    Hartmann schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Sie haben schon richtig gesehen. Sie stand immer dort hinten. Aber sie war nur ein Bild, sie verschwand, wenn man sie genauer ansah oder zu ihr hinging. Es gab eine Menge solcher Bilder dort. Sie hatten nichts zu bedeuten. Genauso wenig wie die Geräusche.“
    Er berichtete mir, er sei immer wieder Erscheinungen begegnet, die die Treppe hinauf oder den Flur entlang glitten, aber sie waren um nichts körperlicher als die spukhaften Hologramme im „Haus der Phantome“, meiner Lieblingsattraktion im Disneyland, und verschwanden immer, wenn man ihnen nahekam. Es schienen Gestalten aus der gesamten Geschichte des Gebäudes zu sein, denn sie trugen die Kleidung verschiedener Epochen, aber der Bestatter hatte nicht genug von Mode verstanden, um sie zuzuordnen. Nur das medizinische Personal des Lazaretts war deutlich erkennbar gewesen.
    Diese Epoche hatte – was auch durchaus plausibel war – den stärksten Eindruck hinterlassen. Die Phänomene, die Hartmann mir aufzählte, reichten von Geräuschen über Erscheinungen bis zu einem stechenden medizinischen Geruch nach Chloroform oder Äther, der flüchtig durchs Haus zog. Manchmal, behauptete er, sah und hörte man mitten in der Nacht eine Ambulanz vorfahren, oder genauer gesagt einen altmodischen grauen Krankenwagen mit einem Rotkreuz-Emblem auf der Seite. Der Motor dröhnte, blaues Licht blinkte und erhellte den Plattenweg, während Türen aufgerissen und zugeschlagen wurden. Dann schoben unsichtbare Hände Rollbahren mit quietschenden Rädern durch die Eingangstüre über den Flur und in die beiden Räume im Erdgeschoss, die als Krankensäle gedient hatten.
    Ein unheilvolleres Geräusch war ein Rumpeln, das von der Kellertreppe her kam und sich anhörte, als würde eine sperrige Last dort über eine Rampe aus Brettern nach unten manövriert. (Den Aufzug hatte erst Hartmann einbauen lassen, um die Totenbahren in den Keller zu schaffen).
    Dann war da ein Kind gewesen, ein blondes Mädchen von fünf oder sechs Jahren, das – anders als alle übrigen Phänomene – immer unbekleidet erschien. Hartmann schwor, es hätte ihn mehr als einmal an der Hand gefasst und mit sich zu ziehen versucht, aber seine Hand war so schwach wie ein Nebelschwaden, und der Bestatter, dem vor dem toten Kind graute, hatte energisch Widerstand geleistet. „Ich bin überzeugt“, erklärte er mir, „dass dieses Kind ermordet wurde, obwohl ich Ihnen nicht sagen kann, wie ich zu der Überzeugung gekommen bin ... Es hatte auch keine sichtbaren Verletzungen oder andere Spuren, aber ich habe in meiner Berufslaufbahn Hunderte Leichen gesehen, und die Ermordeten unter ihnen hatten etwas an sich ... etwas wie eine dunkle und trostlose Aura, die ihnen anhaftete. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Leiche dieses Kindes irgendwo im Haus versteckt worden war und man früher oder später seine Überreste finden würde. Aber ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich hatte nicht den Mumm, selber Nachforschungen anzustellen. Das Haus mochte mich nicht, und ich wurde nie den Verdacht los, dass es irgendwie an meinem Konkurs mitschuldig war.“
    Er hatte genau wie Tante Marie beobachtet, dass Gefäße mit Milch oder Wasser sich auf geheimnisvolle Wasser leerten, und eine ständige Unruhe hatte im Haus geherrscht. Fast täglich, erinnerte er sich, waren triviale Geräusche zu vernehmen gewesen wie rinnendes Wasser, das Öffnen und Schließen von Türen und Fenstern, Radiomusik oder das Geplauder fröhlicher Stimmen aus dem zweiten Stock, wo das Personal gewohnt hatte. Dort oben ging es überhaupt sehr munter zu. Wolfram Hartmann erzählte mir, dass er mehrmals die Geräusche einer feucht-fröhlichen Party gehört hatte, die immer damit endete, dass Gläser zerklirrten und trunkenes Lachen durchs Haus schallte. Dabei spielte ein Radio deutlich hörbar Musik aus den 20er Jahren.
    Ich machte eine Bemerkung, dass die mitternächtliche Ankunft einer Ambulanz mit schrillendem Signalhorn und

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