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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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mehr jung war, zog die Tour mit dem hilflosen, ängstlichen Weibchen in manchen Fällen noch immer. Die Tochter, die an der Türe stehengeblieben war, drängte sofort: „Erzähl‘s der Frau, Papa! Bevor sie dort einzieht! Das willst du doch auch nicht, oder?“
    Der alte Mann zögerte. „Was möchten Sie denn gerne wissen?“
    „Was können Sie mir über Ricky Kossack erzählen?“
    Er wurde sofort ängstlich. „Das kann ich nicht ... ich bekomme Schwierigkeiten mit seinen Eltern. Ich habe versprochen ...“
    „Papa“, unterbrach ihn die Tochter gereizt, „die Kossacks sind seit vielen Jahren tot, du kannst unbesorgt reden.“
    „Oh ja ... natürlich ... das hatte ich vergessen“, murmelte der Alte schuldbewusst. „Also über Ricky wollen Sie etwas wissen! Das war eine schlimme Geschichte ... sehr schlimm ...“
    Ich stellte erleichtert fest, dass er sich, wie so viele alte Leute, umso besser erinnerte, je weiter die Geschichte zurücklag. Nachdem er sich mit einem Glas Sherry gestärkt hatte, begann er zu erzählen. Seine erst so schwache und brüchige Stimme wurde allmählich selbstsicherer. Er sprach davon, wie schön „Hain Seelenfrieden“ gewesen war, ein Muster von einem Bestattungsinstitut, bis dieser Rotzlöffel gekommen war und Schande über ihn gebracht hatte ... dabei hatte er ihn gar nicht gebraucht, hatte ihn gar nicht nehmen wollen, aber seine Eltern gehörten ja zu den „Großkopfeten“ in der Umgebung ... und dann die Schande ... solche Vorgänge in seinem erstklassigen Institut ...
    Ich fand bestätigt, was ich schon vermutet hatte. Ricky war nicht eines Diebstahls wegen geflogen, sondern weil Hartmann ihn dabei ertappt hatte, wie er pornografische Aufnahmen von einer weiblichen Leiche machte. Es hatte ein wildes Schreiduell gegeben, Hartmann hatte ihm die Kamera aus den Händen gerissen und war mit diesem Beweisstück nach oben gestürzt, um von seinem Büro aus die Polizei zu verständigen – und während er damit beschäftigt war, hatte Ricky, der sich verloren sah, sich das Leben genommen.
    „Ich war schockiert, als ich wieder hinunter kam und ihn da hängen sah“, berichtete der Bestatter. „Ich wollte ihn abschneiden und versuchen, ihn zu reanimieren, aber ...“ Er brach verlegen ab.
    „Sie haben es deshalb nicht getan“, half ich ihm weiter, „weil die Leiche unnatürliche Erscheinungen aufwies?“
    „Sie sagen es!“, rief er, noch in der Erinnerung entsetzt. „Es war grauenhaft ... und so völlig unnatürlich, ich wusste doch, dass kein toter Körper eine solche Haltung einnehmen kann! Nicht einmal, wenn er noch gelebt hätte, wäre es möglich gewesen! Er hing da ... Gott verzeih mir, aber er sah aus wie ein Wasserspeier mit seinen hoch gezogenen Beinen und den gekrümmten Klauen! Ich lüge Ihnen nichts vor – die beiden Polizisten, die als Erste ankamen, sahen es genauso wie ich. Erst dann ließ die Starre allmählich nach und die Glieder sanken herunter, und die schwarze Hand nahm ihre normale Farbe wieder an.“
    „Er hatte also tatsächlich eine schwarze Hand?“
    „Ja, die Rechte. Ich habe keine Ahnung, wie das zustande kommen konnte, aber es sah aus, als sei sie verbrannt. Nachher wurde sie wieder hell. Die beiden Polizisten wollten es beschwören, aber der Kriminalbeamte, der dann kam, und der Arzt behaupteten beide, wir hätten uns das eingebildet. Eingebildet! Als hätte ich nicht hunderte Tote in meiner Laufbahn gesehen, vom Kleinkind bis zum Greis!“ Er zitterte geradezu vor Entrüstung über diesen Zweifel an seinen beruflichen Fähigkeiten.
    Seine Tochter fiel besorgt ein: „Papa, du sollst dich nicht so aufregen, denk an dein Herz ...“
    „Herr Hartmann ... hatte es vorher schon irgendwelche Zwischenfälle gegeben? Irgendetwas, das Ihnen nicht normal vorkam?“
    Er hob den Kopf, und sein breiter schlaffer Mund verzog sich zu einem sardonischen Lächeln. „Irgendetwas?
Nichts
stimmte in diesem verdammten Haus! Und wenn ich Ihnen das sage, dann können Sie mir glauben! Bei meinem Beruf darf man sich nicht vor Gespenstern fürchten, aber glauben Sie mir, in dem Haus gibt es Gespenster, und nicht zu knapp! Wenn Sie und Ihr Freund Verstand haben, dann setzen Sie keinen Fuß über die Schwelle!“
    Er schenkte sich ein weiteres Glas Sherry ein, bot mir auch eines an, und dann begann er mit plötzlicher Geschwätzigkeit zu erzählen. „Man sah es ständig. Es waren Bilder ... als würde ein Stück Film abgespult. Und Geräusche. In der Nacht hörte

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