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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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konnte nur Sekunden gedauert haben, denn wir alle standen in einem Tableau der Verblüffung in dem halbdunklen Korridor wie drei Wachsfiguren in einem Panoptikum. Alec hielt kampfbereit seinen Stock erhoben, der Priester hatte noch den Weihwedel in der ausgestreckten Hand. Erst als ich einen lauten schrillen Schrei ausstieß, kamen wir alle wieder zu uns. Aber da war absolut nichts Besonderes mehr zu sehen, nur ein Lift, der nicht dort sein sollte, wo er war.
    „Ist dergleichen schon öfter passiert?“, fragte Pater Schilmer in einem grimmigen Ton, der besagte: Jetzt reden wir aber Tacheles, ja?
    „Das hier nicht, aber – andere Dinge“, gab ich ihm Auskunft. „Wir nehmen an, dass es seine Quelle im Souterrain hat. Da unten.“ Ich wies auf die Treppe.
    Ich hatte kaum die Hand ausgestreckt, als sich auf der graubraunen Sandsteinstufe eine Form wie die eines nackten Fußes abzeichnete. Sie glomm schwach, so dass wir sie im Halbdunkel deutlich sehen konnte. Dann erlosch sie, und auf der nächsten tiefer liegenden Stufe erschien der zweite Fuß, glomm auf und verblasste. Stufe um Stufe stiegen die gespenstischen Fußspuren hinunter und verschwanden, während wir alle da standen und starrten, unter der Türe zum Keller.
    Pater Schilmer war kein Feigling. Gebetbuch und Weihwedel in Händen, ging er den Fußspuren nach, die Treppe hinunter, und öffnete unten die Kellertüre. Wir waren ein wenig zurückgefallen, denn Alec hatte Mühe mit den Stufen, und ich war bei ihm geblieben, aber wir sahen den Geistlichen den Keller betreten, und als er hinter der Türe verschwunden war, hörten wir deutlich sein lautes Deklamieren. Dann war er plötzlich wieder da, so schnell, als hätte ihn etwas buchstäblich durch die Türe hinausgeworfen; er stolperte ein paar Schritte weiter und kam in der Nische zu stehen, wo sich die untere Aufzugtüre befand. Sofort setzte das Rauschen und Schnurren wieder ein – und die behexte Kabine kam in den Keller heruntergefahren!
    Wir ergriffen die Flucht, alle drei.
    Zum Glück war Alec erst eine oder zwei Stufen heruntergestiegen, sodass er schnell wieder im Flur war. Ich blieb bei ihm, obwohl ich deutlich spürte – oder mir jedenfalls einbildete, dass ich es spürte – dass jemand im Souterrain weilte, jemand, der uns aus hasserfüllten Augen durch die Metalltüre hindurch anstarrte und sich mit aller Kraft drum bemühte, diese Türe zu durchdringen und uns an die Kehle zu fahren. Aus irgendeinem Grund jedoch war ihm das verwehrt, und so hörte ich nur, wie etwas von innen weich an das eiserne Türblatt plumpste, als würde ein nasses Laken dagegen geworfen. Ich meinte die Türe erzittern zu sehen. Pater Schilmer schickte einen Regen von Weihwasser in die Tiefe hinunter, während er stolpernd die Stufen erklomm.
    Dann standen wir in der offenen Eingangstüre, heller Sonnenschein fiel über uns hinweg in den Flur, und rund um uns lag die Larabaya-Straße in ihrem unschuldigen Frühsommerglanz. Autos brummten vorbei. Von der Neubausiedlung zwei Parzellen weiter hallten Kinderlachen und die Musik eines Ghettoblasters herüber.
    Pater Schilmer nahm mit zeremoniellen Bewegungen die Stola ab, legte sie zusammen und verstaute sie in seiner Tasche. Mit einem bitter vorwurfsvollen Blick bemerkte er: „Darüber hätten Sie mich aber auch früher aufklären können!“
    Alec war so erschüttert, dass er die Kritik ohne Widerrede einsteckte. Meine Kehle fühlte sich von dem Schrecken immer noch an, als steckte ein Holzpflock darin.
    „Vielleicht wollen Sie mir jetzt alles erzählen?“, schlug der Geistliche vor.
    Dazu waren wir gerne bereit, aber wir blieben alle drei, ohne dass es dazu einer besonderen Vereinbarung bedurft hätte, in der offenen Eingangstüre stehen, während wir redeten.
    Ich erstattete Bericht. Dabei musste ich an den Journalisten denken, der mich seinerzeit in ein Spukhaus hatte schleppen wollen, um zu sehen, wie ich mit echten Gespenstern umging. Nun, jetzt hätte er es gesehen! Ich fror erbärmlich, meine Hände waren so kalt, dass ich sie kaum bewegen konnte. Der spukhafte Angriff war so unerwartet gekommen, und es war eine solche maßlose Wut und Bosheit darin gelegen, dass ich nicht nur zu Tode erschrocken, sondern auch völlig verblüfft war. Ich hatte nicht gedacht, dass irgendetwas mir einen solchen mörderischen Hass entgegenbringen konnte. War das Ricky Kossack gewesen? Oder Schwester Magda? Oder trieb noch irgendein namenloser Unhold sein Wesen im Keller?
    Der

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