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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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dieser Träume in einer leidenschaftlichen Umarmung. Der Traumdämon kannte alle meine Gelüste, er wusste über jede noch so bizarre Fantasie Bescheid, die mich jemals entzündet hatte. Er fügte sich jeder Begierde, mit der ich an ihn herantrat, so rückhaltlos, wie Wasser sich einem Gefäß fügt. Als ich im Morgengrauen schweißgebadet und mit zerschlagenen Gliedern erwachte, hatte ich das Gefühl, dass ich Robert Junkarts nie wieder in die Augen schauen konnte, ohne vor Scham zu erröten – diesem erotischen Nachtmahr, der sich bei Tageslicht hinter der harmlosen Maske eines unrasierten Sonderlings versteckte!
    Als Alec mich am nächsten Mittag anrief, erwähnte er mit keinem Wort die unerfreuliche Szene vom Vortag. Das war seine Art, mit unseren Zerwürfnissen umzugehen. Er hatte zwar ein hitziges Temperament, aber er war glücklicherweise kein Mann, der lange schmollte. In freundlichem Ton erinnerte er mich daran, dass wir für den Nachmittag mit Pater Martin Schilmer verabredet waren und er mich um zwei Uhr abholen würde.
    Es war ein Maientag wie aus dem Bilderbuch, als wir den Geistlichen an seinem Arbeitsplatz trafen und mit ihm zu unserem neuen Domizil fuhren. Ich hatte ihm nur gesagt, wir wollten das neue Heim, das wir demnächst beziehen würden, gerne segnen lassen. Kein Wort von Gespenstern.
    Ich hatte diesen 35-jährigen Priester aber nicht zufällig ausgesucht. Viele meiner Bekannten und Verwandten beschäftigten sich ausgiebig mit allerlei mystischem und okkultem Rätselwerk, und so war es nicht schwierig gewesen, einen Priester zu finden, der solche Phänomene ernst nahm. Schilmer war geradezu spezialisiert darauf, den bösartigen Umtrieben unsichtbarer Präsenzen ein Ende zu machen. Zumeist genügte ein Gebet und ein Segen, aber in anderen Fällen war ihm trotz seiner relativen Jugend vom Bischof die Erlaubnis zum offiziellen Exorzismus erteilt worden, und er hatte diesen Dienst auch erfolgreich ausgeführt.
    Für einen Exorzisten sah Martin Schilmer bemerkenswert weltlich aus. Er war groß, nicht gerade hübsch, aber präsentabel, mit leuchtenden irisch-blauen Augen in einem langen, wohlgeformten Gesicht und einem Schopf lockiger schwarzer Haare, die jeder Bürste widerstanden. Gekleidet war er in einen schwarzen Anzug mit einem Priesterkragen. In einer Ledertasche hatte er alles mitgebracht, was er zu seinem Dienst brauchte.
    Auf der Fahrt fragte er uns, ob wir, die Nichtkatholiken, irgendeinen besonderen Grund hatten, die Dienste eines Priesters zu verlangen. Ich nahm an, dass er den Braten roch. Aber Alec erwiderte ziemlich kurz angebunden, der Haussegen sei uns als ein schöner Brauch erschienen, der uns sicher Glück bringen würde.
    Der Geistliche merkte, dass weitere Nachforschungen unterwünscht waren, und schwieg.
    Ich fragte mich, ob es nicht besser gewesen wäre, ihm gleich reinen Wein einzuschenken, aber Alec hatte sich dagegen gewehrt. Ihm war das ganze Unternehmen von Anfang an nicht sehr recht gewesen, es war ihm peinlich, und ich merkte ihm an, dass er es am liebsten abgeblasen hätte, aber das war nun nicht mehr möglich.
    Als wir vor dem Gebäude anhielten, stieg der Geistliche aus dem Wagen und warf einen langen, interessierten Blick auf unser neues Heim. Inzwischen blühten die Rosen, und Haus Maunaloa sah wirklich hübsch aus, wie es da von seinen blaugrünen Zypressen flankiert am Ende des Plattenweges stand. Tiberius saß auf seinem Ausguck auf der schattigen Stufe, so unbeweglich wie eine Porzellanfigur. Die dreiteiligen Fenster blitzten im Sonnenschein. Das Gebäude machte an diesem Tag einen fast mediterranen Eindruck, und der Name wirkte nicht mehr ganz so unpassend. Wenn es schon nicht der Maunaloa war, so konnte man sich zumindest den Stromboli dahinter vorstellen.
    Ich wartete, ob Martin Schilmer irgendeine Bemerkung machen würde, aber er schwieg, bis wir die Eingangstüre erreicht hatten und eintraten. Drinnen jedoch bemerkte er mit einem Ausruf des Staunens: „Was für ein lebendiges Heim! Hier geht es ja zu wie auf einer Kirmes!“
    Das war insofern bemerkenswert, als die Villa vollkommen leer war. Die drei jungen Leute gingen ihren üblichen Beschäftigungen außer Haus nach, und Junkarts war diskret genug gewesen, für den Tag zu verschwinden.
    Ich hatte genau denselben Eindruck gehabt wie der Priester. Als ich die Türe aufschloss, schien es mir, dass mir einen Sekundenbruchteil lang Lärm und lebhafte Geschäftigkeit entgegenschlugen, ehe die Gesellschaft

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