Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Priester hörte aufmerksam zu und entschied dann: „Ich möchte mir Ihr Problem über Nacht durch den Kopf gehen lassen, Herr Marhold, Frau Sperling, und auch darüber beten. Mir ist noch nicht ganz klar, was hier am Werk ist. Ich würde auch, wenn möglich, sehr gerne mit Herrn Junkarts sprechen oder mit den jungen Leuten; sie leben schon länger hier, vielleicht können sie mir etwas sagen, das mir weiterhilft.“
Alec – der überhaupt nicht mehr in der Stimmung war, den Materialisten zu spielen – stimmte bereitwillig zu. „Das lässt sich sicher arrangieren. Was sollen wir in der Zwischenzeit tun?“
Pater Schilmer hob mit einer bedauernden Geste die Hände. „Ehrlich gesagt, ich kann Ihnen da nicht raten. Ich durchschaue das Phänomen noch nicht. Vermeiden Sie am besten, es aufzustören, bis wir uns auf ein weiteres Vorgehen geeinigt haben. Lassen Sie den Keller in Frieden, verzichten Sie darauf, die Hintertüre zu benützen. Auch das neue Bad da hinten bleibt jetzt besser unbenützt. Ich hoffe sehr – aber ich weiß es nicht mit Sicherheit – dass die Entität sich auf diesen Bereich beschränkt.“
Er und Alec tauschten ihre Visitenkarten, dann verabschiedete sich der Priester und schritt zwischen den zwei Reihen gelb blühender Teerosen davon.
Ich hätte ihn zu gerne gefragt, was er im Keller gesehen hatte, dass er so flink zur Türe herausgesprungen war. Aber ich spürte, dass er nicht in der Stimmung gewesen wäre, es mir zu sagen.
Dr. Marhold hält die Stellung
Nach alledem wäre ich am liebsten Hals über Kopf aus dem Spukhaus verschwunden, aber Alec hielt mich zurück. „Charmion, ich bin nicht weniger schockiert als du. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass mir dergleichen begegnet, und es hat mich mehr erschüttert, als ich je geglaubt hätte. Aber wenn wir jetzt abhauen, bringen wir nie wieder den Mut auf, hierher zurückzukehren. Wir müssen die Stellung halten.“
„Du glaubst doch nicht, dass ich nach alledem hier schlafen kann?“
Er blieb hart. „Du wirst hier schlafen und ich auch. Komm, wir fahren jetzt zum nächsten Supermarkt und holen uns eine Flasche Cognac, das stärkt den Willen, und dann bleiben wir hier sitzen, so lange, bis dieses Ding begriffen hat, wer der Herr im Haus ist.“
Ich warf einen ängstlichen Blick in den dunklen Flur. Es schien mir nicht der rechte Augenblick, einem Wesen den Fehdehandschuh hinzuwerfen, das Flammen speien und Aufzugkabinen in Bewegung setzen konnte.
Ich sah aber ein, dass Alec recht hatte. Wenn wir jetzt kniffen, dann würden wir morgen und übermorgen erst recht nicht den Mut aufbringen, über Nacht hier zu bleiben, und dann konnten wir die Villa genauso gut gleich sausen lassen. „Okay, gab ich nach. Sehen wir uns an, wie die Situation nach einer Flasche Cognac aussieht.“
Wir fuhren also zum nächsten Supermarkt. Als wir dort unser Gitterwägelchen durch die Gasse schoben, verflüchtigte sich der Eindruck des Schreckens, der uns beide gepackt hatte. Der Supermarkt mit seiner prosaischen Glas-und-Beton-Front, seinen Neonleuchten und dem seichten Musikgedudel war voll von Leuten, die Holzkohle zum Grillen und Familienpackungen Himbeer-Eis kauften. Anscheinend befand sich hier auch der Treffpunkt der jungen Leute aus der neu erbauten Bungalow-Siedlung, unserem übernächsten Nachbarn, denn vor dem niedrigen Gebäude mit dem blauen Flachdach parkten Dutzende Mopeds und Fahrräder, und dazwischen drängten sich Mädchen und Jungen, die Eis leckten und Schokoriegel aßen, während sie lautstark miteinander plauderten. Angesichts dieser Idylle wären wir beide uns vorgekommen wie zwei hysterische alte Idioten, wenn wir uns weiterhin gefürchtet hätten.
Außerdem, vertraute Alec mir auf der Heimfahrt an, setzte er sich lieber mit einem Spuk auseinander als mit seinen Kindern! „Ich
kann
jetzt nicht in die ‚Villa Sandrine‘ zurückfahren und ihnen sagen, dass ich mich nicht traue, hier zu wohnen. Das wäre gleichbedeutend mit dem Verlust jeglicher Autorität. Sie würden mich nur mehr als einen senilen Spinner betrachten. Vor allem würden sie behaupten, die Geister hättest du mir eingeredet.“
„Sie können gerne kommen und sich selbst überzeugen. Vielleicht gibt ihnen Mr. Flammenauge ja eine Extravorstellung.“
Er seufzte. „Einen Haufen junger Yuppies kannst du von
nichts
überzeugen. Das Einzige, was sie im Blick haben, sind ihre Karrieren und die Kleider, die sie zur nächsten Party anziehen werden. Ich bin ja
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