Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
meinem Nacken aus. Er hielt mich am Haar fest und zog meinen Kopf hinunter und nach vorn, und dann drückte er den glühenden Stummel darauf, zwei Mal, drei Mal.“
Ich fand die Stellen und berührte sie zärtlich.
Meine Hände waren voll Blut und Wasser.
Nach einer Weile begann er wieder zu sprechen, wieder in diesem stockenden, traumhaften Ton, den ich vom ersten Mal noch so gut in Erinnerung hatte. Er führte meine Hände mit Worten über seinen ganzen Körper, nannte jede Stelle bei Namen, wo er geschlagen oder verbrannt oder mit Stromstößen gepeinigt worden war. Sooft ich dann diese Stelle liebkoste, steigerte sich seine Erregung noch weiter; ich merkte bald, dass er in einen Zustand verfiel, in dem er nicht mehr wusste, was er tat und sagte. Alles, woran er sich vor der Polizei nicht hatte erinnern wollen, strömte aus ihm heraus; er schilderte mir jeden Schlag, der gegen ihn geführt worden war, jedes Wort, das gesprochen worden war; er beschrieb mir die beiden Folterknechte, die Nik Dubassys Befehle ausführten, und Nik selbst. Nur eines verschwieg er mir: Die Rolle, die seine Tochter gespielt hatte.
Bei unserer ersten Begegnung hatte ich mir noch eingeredet, dass ich ihm nur gefällig war, weil er mir leidtat; jetzt wusste ich es besser. Warum sollte ich mir selber auch etwas vormachen? Was ihn faszinierte, faszinierte auch mich: Die Spuren der Folter an seinem Körper, die Erinnerung an erlittene Qualen, die gnadenlos zerstörten Stellen, die nie wieder völlig heil werden sollten. Mit jeder Berührung wuchs meine Lust an ihm. Und er wusste das, er hatte mich durchschaut, noch bevor ich ihn durchschaut hatte. Er steigerte sich und mich in eine Art vampirhaften Wahnsinns hinein, indem er mit gnadenloser Präzision jeden Schlag, jede Wunde, jede bizarre und außergewöhnliche Erniedrigung, der Nik Dubassy ihn unterworfen hatte, beschrieb. Sein Körper sah aus, als seien ihm alle diese Misshandlungen erst vor Minuten zugefügt worden, er war geschwollen, verfärbt und stellenweise so blutig, dass er das Betttuch verschmierte. Die Haut glühte wie im Fieber. Ich lebte mit seinen Leiden mit, ich stöhnte, wenn er stöhnte. Jede Qual, an die er sich erinnerte – und er hatte ein unbarmherziges Gedächtnis – erhitzte meine Lust und beflügelte meine Zärtlichkeit. Und je inniger ich seinen geschundenen Körper küsste und koste, desto hemmungsloser wurden seine Erinnerungen; er ließ jede Scham fahren und erzählte mir Dinge, die andere Leute sich selbst nicht erzählt hätten.
Ich liebkoste mit zitternder Zärtlichkeit seinen blutigen Rücken.
Diesmal war sein Orgasmus nicht mehr ganz so heftig wie beim ersten Mal, aber immer noch bemerkenswert.
Er lag lange mit geschlossenen Augen da, tief und gleichmäßig atmend, bis er endlich wieder völlig zu sich kam. Wie zuvor bildeten sich die Schwellungen innerhalb einer Minute zurück, die Blutungen stockten. Wären nicht die Blutflecken auf der Bettdecke gewesen, so hätte ich vielleicht geglaubt, dass ich mir alles eingebildet hatte.
Ich reichte ihm seine Brille, und er setzte sie auf. Dass er wieder klar sehen konnte, war offenbar das Signal, dass er in die Realität zurückkehrte, denn der träge Friede, den die vollständige Erfüllung über sein Gesicht gebreitet hatte, verblasste; mit der Ernüchterung kehrten Furcht und Scham und Beklemmung zurück.
Diesmal ließ ich ihn nicht davonkommen.
Bevor er noch Gelegenheit hatte, sich wieder zu entschuldigen oder sonst etwas Unsinniges zu sagen, hielt ich ihm vor: „Warum haben Sie der Polizei gegenüber immer geschwiegen? Um Ihre Tochter zu schützen?“
Er krampfte die Hände ineinander. „Bitte“, versetzte er mit einer Stimme, in der aufkeimende Hysterie mitschwang, „bitte vergessen Sie doch, was ich gesagt habe; es hat nichts zu bedeuten, nichts!“
Ich blickte ihn nur wortlos an.
Er fuhr sich ins Haar und zerrte so wütend an den langen kürbisfarbenen Strähnen, als wollte er sie mit der Wurzel ausreißen. „Was mir geschehen ist“, stieß er hervor, „geht nur mich etwas an. Nur mich, niemanden sonst, und schon gar nicht die Polizei.“
„Oh, kommen Sie, Robert, es geht hier nicht um eine häusliche Reiberei! Ihr Schwiegersohn ist gemeingefährlich. Sie beschützen nicht Ihre Tochter, Sie beschützen in erster Linie Nik Dubassy. Das heißt, Sie geben ihm Gelegenheit, anderen Menschen etwas Ähnliches anzutun wie Ihnen.“
„Sie können mich nicht zwingen, eine Aussage zu machen.
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