Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Wenn Sie darüber sprechen, werde ich alles abstreiten.“
Ich redete mit Engelszungen, aber er blieb stur. Es gab nichts zu sagen. Die Polizei ging das alles nichts an. Er würde nie eine Aussage machen. Seine Tochter hatte mit alledem nichts zu tun.
„Sieh einer an! Dann ist es also der liebe Nik Dubassy, den Sie beschützen?“, provozierte ich ihn.
Ein hasserfüllter Ausdruck glitt über sein Gesicht, als ich den Namen aussprach, aber er beharrte: „Ich beschütze niemanden. Das alles geht nur mich etwas an.“
Schließlich ließ ich ihn in Ruhe, ich versprach ihm sogar, über das Vorgefallene zu schweigen. Das Versprechen fiel mir umso leichter, als ich genau wusste, dass das Verlangen ihn schon bald wieder überwältigen würde – und dann würde er mir zweifellos auch den Rest erzählen.
Als ich später über diese merkwürdige Begegnung nachdachte, fiel mir auf, dass das sexuelle Flair der Misshandlungen nicht nur seinen masochistischen Träumereien entsprang. Die Angriffe, die Dubassy gegen ihn gerichtet hatte, waren von Anfang an stark sexuell gefärbt gewesen. Sie konnten nicht nur dazu gedient haben, eine Unterschrift unter eine Generalvollmacht zu erpressen. Sie hatten zweifellos auch das Ziel gehabt, das verhasste, dominante Familienoberhaupt zumindest symbolisch seiner Männlichkeit zu berauben. Auf eine bösartige und subtile Weise hatte Nik diesen despotischen Mann gezwungen, sich mit der Rolle einer geknechteten Frau abzufinden – sie nicht nur auf sich zu nehmen, sondern sich in ihr heimisch zu fühlen. Ich kannte wenige Männer, die so wenig feminin waren wie Robert Junkarts mit seinen bäurischen Zügen und seiner manchmal so unbeholfenen Art, und doch war unter dem Druck dieser Leiden in seinem Inneren ein geheimnisvolles – und außergewöhnlich faszinierendes – weibliches Ich entstanden, das ihn nicht verkürzte und verstümmelte, sondern seine Persönlichkeit erweiterte und verstärkte. Je mehr er sich in seine Ekstase hineinsteigerte, desto sichtbarer wurde dieses zweite Ich; nicht nur seine Haltung und seine Gebärden veränderten sich, sein ganzer Körper schien weicher und runder zu werden, sein Haar seidiger, die Haut glatter. Es mochte sein, dass ich mir das alles nur einbildete, dass es in Wirklichkeit
meine
Fantasien waren, die ihn verändert hatten – aber wer hätte das in diesen wahnwitzigen Augenblicken noch sagen können?
Am Abend nach dieser Begegnung hatte ich einen Traum, der mir klarmachte, dass es höchste Zeit war, Alec ins Vertrauen zu ziehen.
Es war unser beider Gewohnheit, dass wir nach jeder zärtlichen Begegnung noch eine Weile im Bett – seinem oder meinem – liegen blieben, vielleicht auch eine halbe Stunde schliefen, uns dann aber trennten und jeder in sein eigenes Schlafzimmer zurückkehrten. Ich konnte nur richtig schlafen, wenn ich mein Bett für mich allein hatte, und Alec ging es genauso.
Den Traum hatte ich jedoch in dieser kurzen Zeit, in der wir erschöpft und entspannt nebeneinander lagen. Es war dunkel im Zimmer, aber durch das offene Fenster drangen das orange Dämmerlicht der Straßenlampen draußen und der Schein eines prächtigen Junimondes herein. Unbestimmte Geräusche murmelten in der warmen Luft. Ich war eingedöst und träumte, dass ich wach war, dass wir beide in Alecs pompösem Bett mit dem satingepolsterten Betthaupt lagen, und dass Robert Junkarts zwischen uns lag, so nackt wie wir.
Das heißt, er
lag
nicht, er schwebte etwa zwei Handbreit hoch in der Luft, still und starr wie ein Toter und von einem feurig glühenden Licht umflossen, das gleichzeitig gespenstisch und berückend schön war. Sein Körper war mit roten, wie Rosen geöffneten Wunden bedeckt, wie ich sie in meinem ersten Traum gesehen hatte, und die langen Pfeile steckten darin. An der Stelle jedoch, wo seine Genitalien sein sollten, sein Penis und seine Hoden, war ein großes blutiges Loch.
Ich schreckte aus dem Traum hoch, so heftig, dass Alec, der auch geduselt hatte, den Kopf hob und fragte, was los sei.
Ich setzte mich entschlossen auf. „Ich muss mit dir reden, Mylord. Über etwas Wichtiges. Jemand Wichtigen.“
Er lag rücklings im Bett, schwer wie ein umgestürzter Schrank. Seine tiefe Stimme war unbewegt, als er fragte: „Robert Junkarts?“
„Ja.“
„Ich habe es zwischen euch beiden schon knistern gespürt, als ihr euch das erste Mal gesehen habt. Ich fühle so etwas. Kleine Flämmchen, die hin und her laufen. Und was ist es jetzt?“
Ich
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