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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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müssen. Sie schämten sich für das, was sie mir angetan hatten. Da bin ich mir ganz sicher, ihnen war vollkommen bewusst, was sie mir damit angetan hatten, mich ins Altenheim abzuschieben, und gerade das machte ihre Handlungsweise noch unannehmbarer, sie verdiente es, vollständig missbilligt zu werden. Elisa versuchte, unverfängliche Themen zu finden, sie plapperte und plapperte über Dinge, die die Kleinen langweilten und auf die man nichts erwidern konnte. Dann übermittelte sie mir noch die Grüße meines Sohns und seinen Wunsch, dass bei mir alles gut werde. Seit sich mein Sohn nach Griechenland abgesetzt hatte, wo er in Athen als Universitätsdozent untergekommen war, bildete er sich viel auf einen gewissen antiken Status ein. Er legte sich eine anspruchsvolle Philosophie zurecht, und ich habe ihn nie wiedergesehen. Bestimmt schon drei Jahre lang war er nicht nach Portugal gekommen, und nachdem er sich entschieden hatte, auch nicht zum Begräbnis seiner Mutter zu erscheinen, war dieser Sohn für mich gestorben. Diese Missachtung Laura gegenüber war für mich unverzeihlich, nie im Leben würde ich mich damit abfinden, dass eins unserer Kinder in einem solchen Augenblick die paar Scheine sparte. Bestimmt hat er Elisa bei den Problemen mit meiner Heimeinweisung beraten und war damit für immer beruhigt. Er hatte seinen Teil geleistet. Ich antwortete, sag ihm, wenn du mit ihm sprichst, es ist alles bestens, und dass wir langsam sterben, langsamer, als es den Anschein hat. Mein Schwiegersohn widersprach, reden Sie doch nicht so was. Und ich antwortete, soll ich sagen, warum? Meine Enkel zappelten, wohl weil sie ihren lieben Opa noch nie böse erlebt hatten. Ich wich ihren Blicken aus. Ich schämte mich ein bisschen, es sind nur Kinder, dachte ich. Aber dann fiel mir ein, dass beide schon groß waren, sie studieren an Hochschulen, sind verliebt, und nicht mehr lange, dann würden sie heiraten und, ganz erwachsen, ihre eigenen Probleme haben. Darum machte ich den Mund auf und setzte hinzu, sag deinem Bruder, dass er ein Schwein ist und eins der wenigen Dinge, die ich im Leben noch gern tun würde, ist, ihm eine Tracht Prügel zu verabreichen, die er sein Lebtag nicht mehr vergisst. Ich würde ihm so lange die Fresse polieren, bis ihm seine Lippen in Fetzen herabhängen, damit ihm nie wieder jemand sagt, er habe den Mund seiner Mutter, weil, er hat nicht das geringste Recht, auch nur irgendetwas von seiner Mutter zu haben. Hast du gehört?, Elisa. Hast du gehört? Du sagst deinem Bruder, er soll sich aufhängen von mir aus, aber wehe, er wagt es, mir noch einmal unter die Augen zu treten. Meine Enkel rückten zusammen und wichen vor mir zurück. Das Mädel ganz gewiss, um zu weinen. Ich schrie, macht, dass ihr verschwindet, macht, dass ihr verschwindet, alle miteinander! Américo eilte mir zu Hilfe. Einmal mehr erlebte er, wie ich tobte, wie ich die Lampe runterschmiss und kurz davor war, den Verstand zu verlieren. Ich bin ja bei Ihnen, Senhor Silva, ich bin ja bei Ihnen. Lass mich nicht allein, Junge, ich glaube, man überfällt mich, irgendetwas überfällt mich, fällt mich an, sie wollen mir etwas tun. Ich glaubte, in das Innere meiner Ohren drängten Unbekannte ein, Unbekannte, die in meine Ohren hineinpassten. Fast nahm mich Américo in seine Arme, und ich stammelte weiter, sie sind in dem, was ich höre, in den Stimmen der Leute, und wir können nichts gegen sie tun, wir sind ihnen ausgeliefert. Er sagte, das ist nur die Angst, ein Angstanfall, Senhor Silva, das sind keine Menschen, das ist die Angst, die es auf Sie abgesehen hat, sie will Sie erwischen. Doch wir werden nicht zulassen, dass das passiert.
    Der Besuch ging, natürlich. Bestimmt sind sie in ihren schicken Sachen spazieren gegangen. Es war Samstag, und nach der gezeigten Leistung würden sie die Gelegenheit nutzen und einen Bummel machen, sich im Kino einen Film ansehen oder am Strand ein Eis essen. Senhor Pereira schlug in die gleiche Kerbe, lieber Freund Silva, ich erlebe das nun schon seit vier Jahren, das ist immer so. Meine Kinder sind auch ein paar Ekel, aber ich sage Ihnen, in unserem Alter und wo wir nun hier sind, da sind die Kinder von allen Ekelpakete. Wissen Sie, es ist nicht leicht, sich vorzustellen, wer hierherkommt. Und hätte Dona Marta geklingelt in der Nacht, würde es ihr jetzt womöglich bessergehen. Wir wissen ja, wer da draußen lebt und gesund ist, der rechnet nicht damit, dass ihm so was passiert. Ich fuhr mir mit der

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