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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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einmal zu erklären wüsste, was damals geschehen sei, und es gebe keinen größeren Beweis als das aufrichtige Bekenntnis zu meinem Irresein.
    Dona Marta machte im Sprechzimmer Doktor Bernardos den Umschlag auf und sagte immer wieder, das sei von ihrem Mann, ihrem Liebsten. Das ist von ihm, das ist von meinem Mann. Er hatte bestimmt viel zu tun, wissen Sie, ich habe im Haus alles in Unordnung zurückgelassen. Man hat mir keine Zeit gelassen, und weil wir Felder und Vieh haben, macht es Arbeit, dafür zu sorgen. Doktor Bernardo, mein Mann ist gut für mich, weil er ein starker Mann ist, und jünger als ich, und darum sorgt er für das, wofür ich nicht mehr sorgen konnte. Doktor Bernardo sagte, Dona Marta, denken Sie nicht mehr an das Vieh oder an das ungewaschene Geschirr, das Sie in der Küche stehen lassen haben, das ist jetzt nicht mehr Ihr Problem. Sie blieb dabei, also hören Sie mal, Doktor Bernardo, so etwas aus Ihrem Mund? Sollte ich denn wollen, dass in meinem Haus Chaos ist, damit die Leute sagen, dass ich eine Schlampe bin? Er ließ nicht ab, aber es gibt jemanden, der daran denkt, Dona Marta, es gibt jemanden, der daran denkt und es tut. Ihre einzige Aufgabe ist jetzt, glücklich zu sein und das Leben zu genießen. Sie stockte plötzlich. Sie schien zu stutzen und starrte den Arzt an. In einer Hand hielt sie den schon offenen Umschlag, in der anderen den Brief und schaute immer noch unverwandt auf Doktor Bernardos Gesicht. Dann sagte sie, die Leute hier genießen nichts. Ich muss an mein Haus denken und wie hübsch es jetzt bestimmt ist, das war es immer. Wenn ich nämlich bedenke, was es bedeutet, hier zu sein, würde ich mich am liebsten auf die Erde legen, um zu sterben, das sage ich Ihnen. Américo kniete vor der Frau nieder und versuchte, sie zu beruhigen. Er zeigte das geradlinige Lächeln, das schon die Ruhestellung seines Mundes war, und wir hofften, dass es einen guten Instinkt in ihm bedeutete. Schließlich auch einen Spiegel der Metapher für das Ich-weiß-nicht-was, das die Seele ist. Den Spiegel der Seele, ohne Vermittlungen. Absolut natürlich. Sie bat ihn, lies mir den Brief vor, Junge, lies, ich habe meine Brille nicht dabei, und ich kann nichts erkennen. Was schreibt er? Sagt er, dass er mich besuchen kommt?
    Warum bist du hierhergekommen und erzählst mir das, Américo? Ich dachte, Sie wollten es wissen, Senhor Silva. Ja, ich wollte es unbedingt wissen. Und ich bin da, um es Ihnen zu erzählen. Danke. Haben Sie keine Angst, Dona Marta erzählt wirres Zeug, und ich habe nicht den Eindruck, dass sie irgendwas gegen Sie vorbringen wird. Ich fragte wieder, warum bist du hierhergekommen und erzählst mir das, Américo? Er schlug die Augen nieder, wirkte hilflos und angestrengt, starrte auf den Boden und antwortete nicht. Es gab etwas zu antworten, das er für sich behielt. Danach sagte er mir, es wäre ihm nur so vorgekommen. Es war gewissermaßen ein Wunsch, mehr als eine Pflicht. Vielleicht. Ich ergänzte, vielleicht ein Freundschaftsdienst. Er wies das beinahe zurück, aber nicht direkt, um nicht grob zu wirken. Er sagte lieber, er verstehe, dass ich verwirrt war, als ich zu den glücklichen Alten kam. Ich dankte ihm noch einmal und bat ihn um Entschuldigung, weil ich dazu beitrüge, dass er noch trauriger werde. Er sagte, es wär nichts. Das ginge schon vorbei. Er lief auf den Korridor, er wollte sehen, ob das Leben zur Normalität zurückkehrte.
    In dem Brief stand nur, dass seine Liebe zu ihr grenzenlos sei und dass er eine Zeitlang daran gehindert worden sei, von sich hören zu lassen. Drei Jahre. In ihrer Verwirrtheit wusste sie wohl nicht mehr, wie viel Zeit das war. Doch nun seien die Hindernisse überwunden, und Dona Marta werde jede Woche Liebesbriefe bekommen. Um mein Herz abzutöten, sollte Dona Marta allwöchentlich Liebesbriefe bekommen, und sie würde mich fortan mit demselben Hass behandeln, mit dem sie mich bei Erwachen aus ihrem autistischen Zustand behandelt hatte. Sie sah mich, sie wünschte mir den Tod, und dann versteckte sie sich auf dem Hof, ganz nah bei den buntesten Blumen, um die zuckersüßen Worte zu lesen, die ich stundenlang ausprobiert hatte, um sie ihr zu schicken. Um mein Herz abzutöten, ließ ich die Frau all das über die Liebe lesen, was ich lieber hätte vergessen müssen.
    Doktor Bernardo ließ mich wieder zu sich rufen und begann damit, er sei überrascht darüber, wie wir meinen ersten Jahrestag bei den glücklichen Alten begangen hätten. Ich

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