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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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mitzubringen, aber es waren ja Heilige, und der Glaube ist immer ein Aushängeschild der Heime, unseres konnte da keine Ausnahme machen. Ein Heim mit speziellen Bindungen an das Göttliche bietet bessere Gewähr im Seelenhandel. Anísio kümmerte sich mit größter Aufmerksamkeit um seine Statuetten, damit keine hinunterfiel oder im Gespräch verächtlich gemacht wurde. Wir fanden das amüsant und respektierten seinen Raum, indem wir uns ruhig verhielten, in einer Reihe auf dem Bett saßen wie auf einer Bank, um einen Film zu sehen. Was für Typen. Wir vier dort alle zusammen, wir waren wie aus einer Komödie von früher.
    Als uns der europäische Silva davon erzählte, dass wir Faschisten und gleichzeitig Kommunisten wären, versetzte ich mich in frühere Zeiten und hatte manches vor Augen. Ich kam auch zu dem Ergebnis, dass uns der größte Teil dessen, woran wir glauben, Angst macht, und das veranlasst uns, den Mund zu halten. Ich erinnerte mich gut an das, was er mir in der Nacht damals gesagt hatte, als ich ihn kennenlernte, dass wir alle frei seien und die fürchterlichsten Grausamkeiten denken dürften. Was uns nicht daran hindere, dass die Gesellschaft gute Menschen in uns sehe und dass wir würdevoll wie die besten Familienväter auf die Straße gingen. Ein Mensch solle nach seinen Taten beurteilt werden, und es komme wenig darauf an, ob er wie ein Weib bei sich zu Hause an den lieben Gott glaubt oder ob er sich als echter Kerl mit den Gangstern zusammentut, egal, ob mit der Kirche verbrüdert oder mit der Regierung. Wir seien alle gleichermaßen Bürger derselben Sache. Mit den wie Antennen ausgefahrenen Überlebensinstinkten vorankommen. Das sei die zuverlässige Ausstrahlung, die Propaganda, auf die wir nicht verzichten dürften, überleben, uns und die Unsrigen absichern und sich bis in den Tod hinein einen Weg bahnen. Das sei der mögliche Wesenskern des Glücks, durchhalten, solange es geht.

11 Der vor Metaphysik
überschäumende Esteves

    Die Inspektoren der Kriminalpolizei tauchten wieder auf. Wegen des Brandes, den wir im Haus gehabt hatten, machten sie finstere Gesichter. Der Tod von drei Menschen, selbst wenn sie nur auf das Nichts wartende Körper waren, war immer noch etwas Ernstes. Ich ging auf Senhor Pereira los, he, Mann, warum haben Sie mir das eingeredet, dass Raum freigemacht werden müsste? Sie haben mir den Hals unter die Guillotine gelegt. Er hieß mich, ruhig zu bleiben. Anísio fragte, was hat er Ihnen eingeredet? Darüber?, fragte er, über den Brand? Was wissen Sie, Senhor Pereira? Anísio, halten Sie lieber den Mund, hier treiben sich Polizisten herum, und ich will keinen Schlamassel. Und ich fügte hinzu, noch dazu waren Sie einer derjenigen, die damals mit dabei waren, wir wissen nicht mal genau, ob Sie da nicht reingezogen werden können. Ihn beunruhigte das Gespräch, und ich brachte mich in meilenweiter Entfernung vor den Beamten in Sicherheit. Ich hatte nicht das geringste Interesse, gefragt zu werden, was ich ein paar Wochen zuvor gesagt hatte. Dann liefen wir auf den Hof hinaus, doch wir kamen nicht so einfach davon. Einer von ihnen erkannte mich, dieses Arschloch, obwohl es schon ewig her war, und er sagte mir gleich guten Tag. Wir antworteten im Chor, damit sich niemand verriet. Er sah mich an, gerade mich, und fragte noch, Sie hatten mir etwas gesagt, ich weiß bloß nicht mehr, was. Wie erschrocken klappte mir die Kinnlade runter. Er blieb hartnäckig, Sie haben mit uns gesprochen und uns etwas gesagt, erinnern Sie sich nicht? Der andere Beamte trat heran und stellte sich neben ihn. Er wartete darauf, dass ich etwas sagte, ich antwortete aber nicht. Ich riss bloß den Mund auf, ohne ein Wort herauszubringen. Er fragte, fühlen Sie sich nicht wohl? Ich antwortete, wenn ich bitte ein Glas Wasser bekommen könnte. Der zweite Beamte drängte den anderen beiseite, und ich hörte, wie er meinte, das sind alte Leute, die sagen nichts Brauchbares mehr, lass sie in Ruhe. Sie gingen in den Saal. Senhor Pereira fragte mich, haben Sie Durst? Ich sagte, jetzt habe ich welchen. Anísio lächelte und sagte, für etwas ist es ja gut, dass wir alt sind, wir stellen uns dumm, und sie können uns mal. Wir lachten leise, als hielten wir uns für oberschlau. Dann kam der europäische Silva und erklärte, Dona Leopoldina habe die Nase voll von diesen Männern, und sie habe gleich vorneweg gesagt, sie wüsste überhaupt nichts von einer Blutpfütze. Das war eine Glanzleistung, diese blöde,

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