Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)
hier hereingeplatzt und sagt mir, ich dürfte meinen Computer nicht mehr benutzen! Und jetzt nimmt ihn dieser Mistkerl auch noch auf Video auf!«
Auch Margo erschien. »Was genau suchen Sie eigentlich in unseren Computern?«
»Digitale Fingerabdrücke, Mrs. Barclay. Ich glaube nämlich, daß die betroffenen Produkte hier bei Harmony Biotec verändert wurden. Und ich glaube, daß ich den Beweis dafür – und den Täter – in Ihren Dateien finden werde.«
»Wollen Sie andeuten, es könne sich um Sabotage handeln? Ein unzufriedener Mitarbeiter vielleicht?«
»Ach, Motive gibt es genug«, lächelte er. »Zum Beispiel das Verdecken von Veruntreuungen auf Vorstandsebene.«
Sie erwiderte seinen Blick mit einer Härte, der standzuhalten selbst ihm schwerfiel. »Meinen Sie damit, daß wir unter Verdacht stehen?«
»Im Moment, Ma’am, verdächtige ich jeden.«
»Wir sind Barclays«, versetzte sie kühl. »Wir veruntreuen und betrügen nicht, und wir begehen auch keine anderen Verbrechen.«
»Sie werden verzeihen, Ma’am, aber das habe ich schon öfter gehört.«
Ohne weiter auf ihn zu achten, wandte sich Margo an Charlotte. »Ich habe die Pressekonferenz angesetzt. Morgen früh um neun Uhr. Sowohl die örtlichen Sender als auch CNN werden vertreten sein.«
Agent Knight sah Charlotte an. »Und worum geht es bei dieser Pressekonferenz?«
»Darum, den guten Ruf meines Unternehmens zu wahren«, antwortete sie, zupfte an den Manschetten ihrer weißen Bluse und schaute dabei verstohlen auf die Uhr. Erst fünf Minuten waren vergangen. Wie sollte sie ihn weitere fünfundzwanzig Minuten ablenken?
»Agent Knight, ich hatte angefangen, unsere Unterlagen durchzusehen. Ich bin zuversichtlich, daß ich den Ursprung der Verfälschungen aufdecken kann, aber Sie müssen mir einfach mehr Zeit lassen.«
Er hob die Brauen. »Darf ich fragen, von wo aus Sie diese Suche durchgeführt haben? Ich kann mich nicht erinnern, Sie in Ihrem Büro gesehen zu haben.«
»Das hier ist ein großes Werk, Agent Knight. Wir haben überall Terminals.«
Er nickte langsam und ließ sie dabei nicht aus den Augen. »Davon bin ich überzeugt.« Nachdem er sie noch einen Moment angestarrt hatte, sagte er schließlich: »Bitte öffnen Sie diesen Raum.«
»Wie lange soll diese Sache überhaupt dauern?« Adrian starrte ungeduldig und mürrisch auf die offene Tür zu seinem Büro, hinter der man einen Agenten sehen konnte, der unter dem Tisch hockte und Schnüre und Kabel beschriftete. »Ich muß an meine Dateien.«
Charlotte fand, daß Adrian Barclay besser aussah als noch vor einer Weile. Seine Haut war nicht mehr so blaß, und er schien sogar ein Stück größer geworden zu sein. Sie sah auf Margo, die ihrem Mann auf den Gang gefolgt war. Auch sie wirkte zuversichtlicher.
»Wir verfrachten das gesamte System in unser Laboratorium für Computerkriminalität, Mr. Barclay«, erläuterte Knight geduldig. »Ab sofort hat niemand mehr Zugang zu den Dateien.«
Adrian brauste auf. »Aber das können Sie doch nicht tun!«
Knight stemmte die Hände in die Hüften und fragte müde: »Also – wer sonst besitzt einen Kartenschlüssel zu diesem Raum?«
»Ich habe keine Ahnung, wo meiner steckt«, bemerkte Margo und beobachtete dabei ihr Büro, das ein weiterer Agent soeben betrat. Auch aus den anderen offenen Türen hörte man Geräusche. Rasch und methodisch bemächtigten sich Knights Leute des Systems. Bald würden sie es ganz abschalten und sämtliche Geräte fortschaffen. Charlotte tastete nach dem Piepser unter ihrer Jacke und betete, daß es ihr gelingen würde, die Übernahme so lange zu verhindern, bis Jonathan mit dem Herunterladen fertig war. Es waren immer noch zwanzig Minuten zu überbrücken.
»Ich hatte noch nie das Bedürfnis, dieses Ding aufzuschließen«, fuhr Margo fort und deutete auf die Netzwerkkammer. Charlotte hörte den verächtlichen Unterton in ihrer Stimme und erinnerte sich, daß Margo ihren Computer, abgesehen von E-Mails, nie besonders viel benutzt hatte. Ob sie wußte, daß gelöschte Dateien auf der Festplatte erhalten blieben?
Aber vielleicht gehörte es auch nur zu ihrem Image, so zu tun, als sei sie über technische Geräte erhaben. Bei Margo wußte man nie.
»Ich werde meine Karte holen«, sagte Charlotte. »Ich glaube, Desmond hat auch eine. Vielleicht ist er ja noch hier.« Sie eilte davon. Auf dem Gang drehte sie sich noch einmal um. Adrian hatte sich in eine ruhige Ecke zurückgezogen, das Handy am Ohr. Margo
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