Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
merkwürdigerweise nirgends zu sehen war? Er verachtete Computer. Sie wußte noch, wie er sich früher über Jonathan und seine Leidenschaft für die Elektronik lustig gemacht hatte. Als Jonathan einmal gesagt hatte: »Eines Tages werden die Computer alles übernehmen«, hatte Desmond grinsend geantwortet: »Aber mich nicht.«
    Ironischerweise, so wurde ihr plötzlich klar, taten sie es doch. Desmond war der am meisten computerisierte, von High-Tech abhängige Mensch, den sie kannte, stets umgeben vom letzten Schrei der Elektronik, den neuesten, teuersten Geräten. »Ich muß immer da sein, wo es heiß hergeht«, hatte er einmal prahlerisch erklärt, als er sie mit einem neuen, computerbetriebenen Spielautomaten beeindrucken wollte. Charlottes Großmutter hatte bemerkt, das Spielzimmer in Desmonds Haus am Hang sei wie ein Raumschiff, voll von blitzenden Lichtern und Digitalanzeigen. Selbst das eigentliche Haus wurde von einem Zentralcomputer gesteuert, der Temperatur, Beleuchtung, Musik und Sicherheitsvorkehrungen regelte. Andererseits hatte Desmond, abgesehen davon, daß er gelegentlich ein paar Stunden »Myst« auf seinem PC spielte, bisher weder eine besondere Leidenschaft noch Geschick für Computer gezeigt.
    Konnten die Barclays wirklich verdächtig sein, wie Knight dachte und auch Jonathan zu glauben schien? Alle drei verfügten über eine Zugangsberechtigung zu den Verschlußdateien und ausreichend Erfahrung, um die Rezepturen zu ändern. Und trotzdem sollte keiner von ihnen wissen, daß gelöschte Dateien auf der Festplatte blieben?
    Aber warum sollten sie das alles tun? Charlotte sah sich um. Auf dem Schreibtisch vorn an der Rezeption stapelten sich bereits die Monitore, unten baumelten die Kabel herunter, oben lagen die dazugehörigen Modems. Knights Männer arbeiteten unglaublich schnell.
    Was sagte die Wanduhr? Noch fünf Minuten. Jonathan mußte sie jeden Augenblick anpiepen. Los, Jonathan, drängte sie innerlich. Beeil dich!
    Sie musterte die beiden Menschen, an die sie auf seltsame Weise unwiderruflich gebunden schien. Sie hatte schon vor Jahren aufgehört, sie »Tante« und »Onkel« zu nennen, als sie von ihrer Großmutter erfuhr, daß sie nur angeheiratete Verwandte waren. Gleichzeitig hatte sie auch erfahren, warum erst Adrians Mutter Olivia und später seine Frau Margo Harmonie so lange mit ihrem Haß verfolgten. Es lag daran, daß sie, für die der Name Barclay gleichbedeutend mit amerikanischer Aristokratie war, zwar diesen Namen besaßen, aber auch nur ihn, während bei Harmonie und Charlotte, die nicht so hießen, dafür das Barclay-Blut in den Adern floß. Aber war das Grund genug, das Unternehmen zu ruinieren? Und warum jetzt, nach soviel Jahren?
    Sie entfernte sich einige Schritte von den anderen und schob ihre Jacke zur Seite, um die Digitalanzeige auf dem Piepser zu lesen. Hatte Jonathan sich bereits gemeldet, und sie hatte es nicht mitbekommen?
    Sie erstarrte.
    Ein Blinksignal: »Batterie leer.«
    Der Piepser funktionierte nicht! Jonathan konnte sie gar nicht benachrichtigen, wenn er fertig war!
    »Was ist denn hier los?«
    Charlotte fuhr herum. Desmond kam den Gang heruntermarschiert, ein nervöser Mann in Schwarz, die Augen hinter der schwarzen Ray-Ban-Sonnenbrille versteckt. Als er seine Frage in zornigem Ton wiederholte, dachte sie: Früher war er nicht so aggressiv.
    Erneut beschlich sie das sonderbare Gefühl, daß Desmond sich irgendwie verändert hätte. Er und Mr. Sung. Bei Adrian und Margo hatte sie dieses Gefühl nicht. Was war im letzten Jahr während ihrer Europareise geschehen? War etwas zwischen Desmond und Mr. Sung vorgefallen?
    »Bist du sicher, daß der Tod deiner Großmutter ein Unfall war?«
    Bevor Jonathan es ausgesprochen hatte, war Charlotte gar nicht auf die Idee gekommen, daran zu zweifeln. Und er hatte weitere, noch beunruhigendere Fragen gestellt: Gab es eine polizeiliche Untersuchung? Mit wem wollte ihre Großmutter sich auf jener äußeren Insel treffen? Wie hatte Mr. Sung überlebt?
    Als sie geantwortet hatte: »Er war nicht in dem Boot. Er hat den Unfall vom Ufer aus gesehen«, und Jonathan fragte: »Wieso hat er sie denn nicht begleitet?«, hatte sich ein ganzer Berg von Zweifeln und Fragen vor ihr aufgetan.
    Zunächst war sie vor einem Jahr nach Europa gereist und hatte bei ihrer Rückkehr Desmond und Mr. Sung verändert vorgefunden. Dann war vor sechs Monaten ihre Großmutter plötzlich bei einem höchst merkwürdigen Bootsunfall umgekommen. Als

Weitere Kostenlose Bücher