Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)
klopfte auf die Unterseite des Bildschirms, wo ein kleines Symbol rot aufblinkte. »Das hier heißt, daß der Server über eine nicht abschaltbare Energieversorgung verfügt.«
»Na und? Wir stecken mitten in einem Unwetter. Die Lichter flackern, O’Banyon, ist Ihnen das nicht aufgefallen? Dieses Notstromaggregat schützt den Server.«
Der Techniker sah auf Charlotte. »Hinter Ihrer Fabrikhalle habe ich einen Generatorschuppen gesehen, Ma’am. Ich nehme an, daß er bei Stromausfall die ganze Anlage versorgt?«
»Ja.«
»Dann ist das Stromaggregat in diesem Fall keine Notversorgung, sondern eine Alarmeinrichtung. Es macht den Computer auf einen Stromausfall vor Ort aufmerksam, nicht auf einen allgemeinen, Mr. Knight.«
Knight zog die Brauen zusammen. »Sie meinen, wenn der Strom hier unmittelbar an der Maschine ausfällt?«
»Richtig. Wenn die Maschine keinen Strom mehr bekommt, bedeutet das eine lokale Unterbrechung, also einen Eindringling. Die Maschine schützt sich dann, indem sie Daten löscht. Sehr eindrucksvoll. Das Unternehmen verliert nichts, weil es ja Bänder mit Kopien hat, aber der Hacker kommt nicht weit.«
»Und wie«, fragte Knight langsam, wobei er sichtlich um Geduld rang, »kommen wir nun in das System?«
»Ich schätze, dazu brauchen wir den Computermann. Er dürfte der einzige sein, der dieses Biest knacken kann.«
Knight grübelte noch darüber nach, als der andere Agent wiederkam. Er meldete, daß in der Wohnung des Computerbeauftragten niemand abnahm.
»Na schön!« bellte Knight. »Versiegeln Sie diesen Raum und lassen Sie ihn rund um die Uhr bewachen, bis der Mann herkommen kann. Ich will, daß niemand Zugang zu den Dateien hat. Lassen Sie jedes einzelne Gerät auf dem Werksgelände abschalten, einschließlich des gottverdammten Computerspiels im gottverdammten Aufenthaltsraum. Ich möchte, daß solange hier nichts mehr läuft, bis wir das Netz unter Kontrolle haben, verstanden?«
»Hallo zusammen.«
Alle Köpfe drehten sich.
»Wer zum Teufel sind Sie?« polterte Adrian.
Charlotte sah zutiefst erstaunt auf Jonathan, der dastand und lächelte.
»Jonathan!« rief Desmond ungläubig.
Knight drängte sich nach vorn. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
Jonathan streckte die Hand aus. »Jonathan Sutherland, Berater für Sicherheitstechnik«, sagte er freundlich.
Knights Augen wurden schmal. »Sicherheitstechnik? Sind Sie der Sutherland, der die Amsterdamer Acht aufgespürt und gefaßt hat?«
Ein Flackern in Jonathans Blick.
Knight nickte. »Ich habe von Ihnen gehört.«
»Und Sie sind?«
Knight zückte sein Abzeichen. »Valerius Knight, Food and Drug Administration.«
Jonathan holte ein Blatt Papier heraus und hielt es Charlotte hin. »Ich habe gefunden, was du gesucht hast.«
»Und was ist das?« fragte Knight.
»Den Schuldigen«, erwiderte Jonathan lächelnd. »Den, der die drei Produkte verfälscht und die drei Frauen ermordet hat.«
32
1928 – San Francisco, Kalifornien
Ich erwachte vom lauten Geschrei und den Rufen »Feuer!«.
Ich rannte ans Fenster. Vor dem Nachthimmel standen Flammen. Bedrohliche Rauchwolken quollen empor. Schnell zog ich einen Morgenrock über und lief nach unten. Dabei stieß ich mit Mr. Lee zusammen, der ebenfalls dabei war, sich hastig einen Bademantel überzustreifen. Wir hörten das Läuten der Feuerwehr näher kommen, aber wie sollte sie den Brandort erreichen?
Und dann wurde mir bewußt, was da brannte. Es war Mr. Huangs Lagerhaus.
Mehrere Menschen hatten bereits eine Eimerkette gebildet. Mr. Lee und ich reihten uns hastig ein und begannen fieberhaft, Eimer weiterzureichen. Dabei schwappte soviel Wasser über, daß die Eimer halb leer an der Brandstelle ankamen. »Laßt den Löschwagen durch! Laßt den Löschwagen durch!« schrien die Leute.
Plötzlich hörten wir eine Frau kreischen. »Wo ist mein Mann? Wo ist Mr. Huang? Aii-yah !«
Ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, rannte Mr. Lee in das brennende Haus. Sofort hatten Flammen und Rauch ihn verschlungen. Ich rannte hinterher, wurde aber von den mit Schläuchen herbeieilenden Feuerwehrmännern zur Seite gestoßen.
»Sie müssen ihn rausholen!« brüllte ich. »Mr. Lee ist im Haus!«
Das Pflaster war naß und schlüpfrig. Ich verlor das Gleichgewicht und rutschte aus, aber jemand fing mich auf. Ich drehte mich um und blickte in ein besorgtes Augenpaar.
»Gott sei Dank, du lebst«, sagte Gideon.
»Mr. Lee ist dort drin!« schrie ich.
Gideon riß sich die Jacke
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