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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Laufstegen, Strahlern und Rohrleitungen. Sie begriff, daß sie auf dem Rücken lag, die Arme über den Kopf gestreckt und irgendwo festgebunden. Eine scharfe Metallkante schnitt in ihren Rücken, als hinge sie von einem Stahltisch herunter. Gesäß und Beine baumelten frei. Sie fühlte keinen Boden unter den Füßen.
    Sie rollte den Kopf nach links und bemerkte eine Metalltafel mit Drähten und Kabeln. Dann schaute sie nach rechts.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ihre Augen wieder klar wurden, dann aber erkannte sie mit wachsendem Grauen, wo sie sich befand.
    Man hatte sie mit Handschellen an das computerisierte Meß- und Dosierungssystem für Ampullen gefesselt – die Anlage, die Flüssigkeiten in Ampullen spritzte und sie dann verschloß und versandfertig machte. Vor wenigen Stunden erst hatte sie sie Jonathan voller Stolz vorgeführt.
    Jetzt lag sie nur wenige Fuß von dem Roboterarm entfernt, mit dem Oberkörper auf dem Band voller leerer, offener, sorgsam aufgereihter Ampullen, die darauf warteten, gefüllt und versiegelt zu werden.
    Warum war sie hier? Wer hatte sie überfallen?
    Auf einmal hörte sie ein Geräusch. Sie erschrak. Ein Motor war angesprungen. Sie rollte den Kopf wieder nach rechts und sah, wie der Roboterarm der Anlage lebendig wurde und sich in Bewegung setzte.
    Verwirrt beobachtete sie, wie das System seine Arbeit aufnahm. Die Nadeln schossen in die Ampullen und spritzten sie voll Flüssigkeit. Sofort roch sie das Rosenöl. Dann wanderte der Arm weiter, die Nadeln gingen nach oben, und drei Flammen loderten herunter und erhitzten die Ampullenspitzen. Sekunden später erloschen die Flammen, und drei grausame Zangen sausten nieder, preßten das geschmolzene Glas zusammen, schnitten die Spitze ab und versiegelten es.
    Der Arm schob sich nach links.
    Er kam auf sie zu.
    Jetzt erst verstand Charlotte ihre Situation und die Absicht ihres Peinigers. Sie war mit den Händen an etwas gefesselt, das sich wie ein Metallpfosten anfühlte. Ihr Unterkörper schwang so über dem Boden, daß ihre Füße ihn nicht berührten. Dadurch konnte sie sich weder befreien noch überhaupt bewegen. Das Gewicht ihres Körpers drückte sie quer auf das Band, genau in die Bahn des sich nähernden Greifarms.
    Drei Nadeln, drei Flammen, drei Zangen.
    Ihr Kopf lag so, daß sie nicht ausweichen konnte.
    »Hilfe!« sagte sie und etwas lauter wieder, »Hilfe!«
    Der Motor lief so leise, daß sie das Echo ihrer Stimme hören konnte, aber die Fabrikhalle war besonders gut isoliert, damit die Maschinen und Bänder das friedliche Palm Springs nicht störten.
    Niemand würde merken, daß die Ampullenanlage in Betrieb war, und niemand würde Charlottes Hilferufe hören.
    Sie rief trotzdem. »Hilfe! O Gott, Hilfe!«
    Drei Nadeln. In Ampullen gespritztes Rosenöl. Heiße Flammen, die das Glas schmolzen. Scharfe, schwere Zangen – zwick, schnapp …
    Der Roboterarm schwenkte nach links.
    Nein, dachte sie, das darf einfach nicht sein.
    Fieberhaft mühte sie sich, ihre Hände zu befreien. Aber sie fand nirgends Halt, baumelte schlaff wie eine Lumpenpuppe. Wenn sie nur die Füße auf den Boden bekäme!
    Aber als sie die Beine zu strecken versuchte, schnitt ihr die scharfe Kante des Fließbandes so tief ins Rückgrat, daß sie meinte, es müsse brechen. Das einzige, was sie bewegen konnte, war ihr Kopf, aber auch den nur von einer Seite zur anderen. Sie hatte die Wahl: entweder den Blick abwenden oder zuschauen, wie die Nadeln langsam und unaufhaltsam auf sie zukamen.
    Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah sie die Nadeln erneut nach unten schießen, mit furchtbarer Entschlossenheit, wie ihr jetzt schien. Hatten sie immer etwas so Tödliches gehabt? Wenn sie sonst ihrer neuen Errungenschaft stolz bei der Arbeit zugesehen hatte, dann hatte Charlotte über soviel Tüchtigkeit gestrahlt, begeistert, daß damit in nur einer Stunde Hunderte von Ampullen mit kostbarem Rosenöl hergestellt werden konnten, die dann in die ganze Welt geliefert wurden.
    Nun sah sie drei scharfe Speere herabsausen, die eine süßduftende Flüssigkeit ausströmten und tödlich waren wie Giftspritzen, wie eine Szene aus einem Horrorfilm.
    Ihnen folgten die Flammen, abwärts zischend wie die Nadeln. Sie versengten und verbrannten das zarte Glas, bis es leblos und gefügig in sich zusammensank.
    Und schließlich die Zangen. Schnapp! Spuck! Hoch! Sie waren vielleicht sogar das Schrecklichste.
    Und sie kamen direkt auf ihr Gesicht zu.
    Zuerst würden sie sich in ihren

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