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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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nicht mehr vertrauen konnte – was blieb ihr dann überhaupt noch?
    Seine Augen wichen nicht von der Straße. »Als ich in den Nachrichten sah, was in Chalk Hill passiert war, abonnierte ich einen Pressedienst. Ich wollte wissen, wie es mit dir weiterging.«
    »Du warst verheiratet.«
    »Und du warst immer noch meine beste Freundin.« Er wandte den Blick lange genug von der Fahrbahn ab, um seinen Satz damit zu unterstreichen. »Und dann bekam ich vor fünf Jahren einen Zeitungsausschnitt über einen Spiritistenkongreß, der in Sacramento stattfinden sollte. Man hatte mir den Artikel geschickt, weil du darin erwähnt wurdest, im Zusammenhang mit einer Ms. Naomi Morgenstern, die die Konferenz leiten würde.«
    Charlotte zupfte an ihrem Verband. »Nach Chalk Hill wurden unsere Namen immer zusammen genannt. Jedesmal, wenn Naomi in der Presse erwähnt wurde, hieß es ›Naomi Morgenstern, die bundesweit Schlagzeilen machte, als sie und Charlotte Lee von der Pharmaziefirma Harmony Biotech verhaftet wurden, weil sie …‹ War es so etwas?«
    »Ja.«
    »Du hast tatsächlich an einem Spiritistenkongreß teilgenommen?« Sie konnte ihr Erstaunen nicht unterdrücken.
    »Ich hoffte, du würdest auch kommen. Ich wollte dir zufällig begegnen.«
    »Wußte Naomi davon?«
    »Um Himmels willen, nein.«
    »Woher hatte sie dann deine Adresse?«
    »Für die Anmeldung mußte man sich irgendwie ausweisen, also hinterließ ich meine Visitenkarte. Offenbar landete meine Adresse auf einer Liste, und so erhielt ich dann Naomis freundlichen Brief. Wahrscheinlich hat sie Hunderte davon verschickt. Ich habe sie auf dem Kongreß gesehen, wir haben uns sogar die Hände geschüttelt. Aber es gab so viele Teilnehmer, daß sie sich nie an mich erinnern würde.«
    »Und warum schleppst du dann den Brief mit dir herum?«
    »Weil Naomi meine einzige Verbindung zu dir war.«
    Charlotte hatte nicht gewußt, ob sie lachen, weinen oder wütend sein sollte. Noch jetzt, eine halbe Stunde später, waren ihre Nerven durch den Vorfall in der Abfüllanlage, bei dem sie dem Tod nur knapp entgangen war, und durch die überstürzte Flucht und das Unwetter noch völlig angegriffen. Hinzu kam der Aufruhr ihrer Gefühle, als ihr klarwurde, daß Jonathan sie in all diesen Jahren nicht aus den Augen gelassen hatte. Sie versuchte die drei Tasten auf einmal zu drücken, doch ihre Finger zitterten wie Espenlaub. Sie erwischte die falsche Kombination und traf eine Taste überhaupt nicht. »Verdammt!« Sie nahm einen neuen Anlauf. Aber noch bevor sie den Befehl eingeben konnte, klappte das Fenster zu, und ein anderes öffnete sich so plötzlich, daß sie zusammenzuckte.
    Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Adele Sutherland.
    Charlotte dachte zuerst, Jonathans Frau rufe in diesem Augenblick an, bis sie die Mitteilung am unteren Rand des Bildschirms bemerkte. »Aufgezeichnet« stand dort, dazu Datum und Uhrzeit des Anrufs.
    Er war vor etwa anderthalb Stunden eingegangen. Charlotte rechnete zurück. Zu dieser Zeit hatte sie gerade den Zusammenstoß mit Desmond im Treppenhaus gehabt.
    Nachdenklich betrachtete sie das Wort »Aufgezeichnet«. Dann zögerte sie nur so lange, bis sie die drei Tasten getippt hatte, die Jonathans Signal auf den Eindringling zurücklenkten, bevor sie auf »Wiedergabe« drückte.
    Jonathans Frau begann zu sprechen.

47
    Jonathan verließ den Rund-um-die-Uhr-Imbiß an der Fernfahrerraststätte und lief zum Wagen zurück. Schnell suchte er die Bergstraße nach Anzeichen einer Polizeistreife ab und schaute auf die Uhr. Weniger als zwei Stunden bis zum Ablauf des Ultimatums.
    Er gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. Charlottes Signal auf seinem Piepser hieß, daß der Eindringling sich wieder eingeloggt hatte und auf seinen Laptop umgeleitet worden war. In ein paar Minuten würden sie wissen, wo das Einloggen stattfand. Dann hatten sie den Schweinehund.
    Als er herankommende Scheinwerfer bemerkte, duckte er sich in eine Telefonzelle und zwang sich zur Reglosigkeit.
    Während er das Auto auf der glatten Straße langsam vorbeifahren sah, glich sein Kopf einem Kaleidoskop aus buntgemischten Gedanken und Gefühlen, die ohne jeden Zusammenhang waren und alle gleichzeitig seine Aufmerksamkeit forderten: Charlotte, mit Handschellen an die Ampullenanlage gefesselt. Quentin, der aus London anrief und ihn anlog, daß seine Wohnung renoviert würde. Adele mit einem verletzten Ausdruck in den großen, vertrauensvollen Augen, die vom Gärtner redete, während im

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