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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Fernseher, der auf einer ausfahrbaren Platte stand, ganz nach vorn. Dahinter befand sich ein Laptop, an dem ein externes Modem hing.
    »Das muß man ihm lassen«, bemerkte Charlotte spöttisch, »dumm ist Desmond nicht.«
    »Ich könnte wetten, daß das eine DE-Nummer ist.«
    »Eine was?«
    »Direkteinwahl. Sie geht nicht über die Telefonzentrale, so daß euer Computerbeauftragter auf keine Art feststellen kann, ob sich jemand direkt eingewählt hat. Ich wette außerdem, daß wir, wenn wir die E-Mail-Software hier im Laptop durchsehen, eine Datei mit lauter interessanten Botschaften finden werden, die er über anonyme Weiterversender verschickt hat.«
    Er ließ Laptop und Modem, wo sie waren, schob den Fernseher zurück und überzeugte sich, daß alles an seinem Platz war. Dann schloß er das Fach. »Und nun wollen wir Desmond einen kleinen Besuch abstatten.«
    Charlotte betrachtete mit besorgtem Gesicht den Regen. »Er wohnt etwa zehn Meilen von hier, aber oben an einem der Canons. Wir müssen vorsichtig fahren.«

52
    Sie nahmen den Weg über den Palm Cañon Drive. Der immer noch wolkenbruchartige Regen zwang sie, langsam zu fahren.
    »In den letzten Stunden habe ich so viele Geheimnisse aufgedeckt, daß mir ganz schwindlig ist«, sagte Charlotte. »Es kommt mir vor, als hätte sich alles, was ich bisher über meine Familie wußte, ins Gegenteil verkehrt. Was ich für schwarz hielt, ist weiß und umgekehrt. Onkel Gideon, der in Wirklichkeit mein Großvater ist, und Desmond – mein Bruder! Ich frage mich nur …«
    Jonathan sah einen Augenblick von der Straße weg und zu ihr hinüber. »Was fragst du dich?«
    »Ich habe dir doch erzählt, daß Großmutter glaubte, ihre Mutter habe aus dem Jenseits zu ihr gesprochen. Sie sagte, es geschehe allen Töchtern aus unserer Familie wenigstens einmal im Leben.«
    »Ja. Und?«
    Es war dunkel, und nur ab und zu erleuchteten die Straßenlaternen, an denen sie vorbeikamen, für kurze Zeit ihre Gesichter. »Aber Johnny – Mei-ling war doch gar nicht tot, als Harmonie ihre Stimme hörte! Wie steht es dann mit der Stimme, die ich hörte, die Stimme meiner eigenen Mutter, die mich vor dem Tee warnte? Heißt es vielleicht, daß meine Großmutter mir die ganzen Jahre über vorgespiegelt hat, meine Mutter sei von einer Treppe gestürzt und gestorben, und es stimmt gar nicht? Sie lebt vielleicht sogar noch?«
    Sie kamen an eine überschwemmte Kreuzung, an der das tosende Wasser bereits die Bordsteine überflutet und die Bürgersteige erreicht hatte. Jonathan fuhr noch langsamer und lenkte das Auto zur Straßenmitte, wo das Wasser seichter war. Er hielt das Steuer mit beiden Händen fest und starrte in den Regen wie ein Mann, der nur noch eine Aufgabe kennt: auf die andere Seite zu kommen. Dann erschreckte er Charlotte mit der plötzlichen Bemerkung: »Ich weiß nicht, ob du mir je verzeihen kannst.«
    Das einzige Licht im Wagen kam von den Scheinwerfern, die sich im Regen spiegelten. An Jonathans Schläfe pochte eine kleine Ader.
    »Ich hielt mich für den einzigen Menschen auf der Welt, dem je etwas wirklich Schlimmes passiert ist«, sagte er leise und betätigte abwechselnd Gas und Bremse, um das große Auto Zoll um Zoll durch die Flut zu steuern. »Ich war ein arroganter Bastard, der die Welt über eine hohe Mauer ansah, die ich selber um mich herum aufgebaut hatte. Dann stellte ich meine Gefühle auf einen ebenso hohen Sockel und überließ es den Frauen, sich hinaufzuwagen. Adele nahm die Herausforderung an und bekam die Belohnung.«
    Sie beobachtete sein Profil und durchlebte noch einmal seine Umarmung von vor einer Stunde, den Geschmack seines Mundes, die schwindelerregende Entdeckung ihres unglaublichen Mißverständnisses wegen eines Gedichts.
    »Ja, damals in San Francisco hättest du mir sagen sollen: Johnny, heirate nicht. Du solltest den Text aus einem Drehbuch sprechen, das du nie bekommen hast.«
    »Hast du mir die Schuld daran gegeben, daß du mit Adele unglücklich warst?«
    »Wir waren nicht unglücklich. Zuerst waren wir sogar glücklich. Zufrieden, nehme ich an. Aber nach einer Weile wurde unser Leben träge, und wir ließen die Dinge einfach auf uns zukommen.« Er sah sie an. »Ich will kein Leben mehr, das sich von allein lebt, Charlie.«
    Sie legte ihre Hand auf seine und fühlte die harten Knöchel seiner Finger, die das Steuerrad festhielten. »Wenn wir diese Nacht erst hinter uns haben …«
    Sie brauchte nicht mehr zu sagen.
    Desmond wohnte in den

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