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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hierher. Ihre Aufgaben liegen in der Neuen Welt. Laß sie ihrem Schicksal folgen.‹
    Mei-ling schrieb Ihnen niemals, obwohl sie bei jedem Herzschlag unter der Trennung litt. Sie wußte, daß ihre Mutter weise gesprochen hatte, denn wenn sie Ihnen einen Brief geschickt hätte, wären Sie sofort gekommen und hätten dadurch zwei Leben zerstört.«
    Ich las die Worte und war von der Weisheit meiner Mutter zu Tränen gerührt. Sie hatte recht gehabt. Hätte ich von ihr gehört, wäre ich nach Singapur zurückgekehrt. Aber selbst wenn ich es nicht getan und ihr nur geschrieben hätte – würde nicht jeder Brief von mir neue Schande und Unehre über sie gebracht haben, wenn er im Haus ihres Vaters eintraf?
    Am Schluß seines Briefs hatte Reverend Peterson noch etwas hinzugefügt. Ich las es mit nassen Augen. »Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß Ihre Mutter vor kurzem gestorben ist. Es war ein friedlicher Tod. Sie hat dreißig Jahre ruhig und zufrieden im Haus ihres Vaters gelebt, ihre Arzneien hergestellt, anderen Menschen geholfen. Als sie starb, hatte sie eine Flasche Goldlotuswein von Vollkommener Harmonie, mit dem schönen, blausilbernen Weidenetikett, in der Hand, die auf ihrer Brust ruhte. Sie war stolz auf das, was ihre Tochter erreicht hatte. Und ich weiß, daß kein Tag verging, an dem sie nicht an Sie und Ihr Leben im Haus Ihres Vaters, Richard Barclay, dachte.«
    Ich ließ den Brief in den Schoß sinken und sah Olivia an. Sie war gekommen, um mir Angst zu machen. Statt dessen hatte sie mir das Leben meiner Mutter zurückgegeben. Sie wollte mir das Haus wegnehmen. »Tun Sie mit den Informationen Ihres Detektivs, was Sie wollen«, sagte ich. »Das Haus meines Vaters bekommen Sie nie.«
    Am selben Abend, ich packte gerade unsere Koffer, stand Gideon vor der Tür. »Olivia ist eben nach Hause gekommen. Sie war furchtbar erregt und erzählte mir, sie sei bei dir gewesen. Was ist passiert? Warum kam sie zu dir? Was hat sie dir gesagt?«
    Ich zeigte ihm Reverend Petersons Brief und weinte in den Armen meines Geliebten – aus Freude, aus Trauer, weil meine Mutter glücklich gewesen und weil sie tot war. In dieser Nacht blieb er bei mir, mein liebster Gideon blieb bei mir. Er ging kurz vor Tagesanbruch, als ich noch schlief.
    Am nächsten Tag, als Iris, Mrs. Katsulis und ich gerade in die Pan-Am-Maschine nach Hawaii steigen wollten, sah ich Gideon durch die Menge auf uns zueilen. Ich dachte, er wollte uns auf Wiedersehen sagen, aber er trug einen Koffer.
    »Ich habe Olivia gesagt, daß ich die Scheidung will. Ich komme mit dir und unserer Tochter nach Hawaii.«

    Zehn Monate später kehrten wir mit Charlotte zurück. Sie war in Hilo zur Welt gekommen, einer ruhigen Stadt, in der uns niemand kannte. Wie ich vorausgesagt hatte, glaubte uns niemand zu Hause die Geschichte von dem jungen Mann, der Iris geheiratet hatte und kurz danach bei einem Tauchunfall gestorben war, aber jeder akzeptierte sie und hütete das Geheimnis.
    In Hawaii hatten Gideon und ich uns unser neues gemeinsames Leben ausgemalt. Aber als wir wieder in San Francisco waren, wurde uns klar, daß wir keines haben würden.
    Olivia verweigerte Gideon die Scheidung. Ich hatte es nicht anders erwartet. Warum sollte sie meinetwegen auf Haus und Ehemann verzichten? Aber es gab noch andere familiäre Schwierigkeiten, für die Gideons Kraft und Führung gebraucht wurden. Das schwerwiegendste Problem war, daß Margo nicht schwanger werden konnte.
    Margo war nun seit sieben Jahre mit Adrian verheiratet und hatte immer noch kein Kind geboren. Sie wollte ein Waisenkind adoptieren, aber Olivia leistete Widerstand. Sie beharrte darauf, ihre Schwiegertochter zu einem Spezialisten zu schicken, der dann einen Weg finden sollte, den Barclays einen Erben zu schenken. Olivia wollte einen Barclay-Enkel. »Ich habe versucht, ihr zu erklären«, erzählte mir Gideon einmal, »daß wir selbst keine echten Barclays sind, daß Richard Barclay mich auch nur adoptiert hat. Aber das vergißt sie gerne und zwingt Adrian jedesmal einzugreifen, wenn Margo zu einem Anwalt oder einer Adoptionsvermittlung gehen möchte.«
    Schwiegermutter und Schwiegertochter stritten sich inzwischen ständig. Mit der innigen Beziehung von einst, als Olivia noch im großen Haus gewohnt und der jungen Margo Stoffmuster für Vorhänge gezeigt hatte, war es vorbei. Adrian, der nun fast dreißig war und als Leiter des Harmonie-Barclay-Büros in San Francisco eine hohe Stellung bekleidete, saß

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