Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)
nicht stimmte.
Die dreihundert Quadratmeter große Villa oberhalb von Palm Springs war aus Lehmbacksteinen, Stuck und Saltilloziegeln erbaut, entworfen und ausgestattet im Stil des Südwestens, geschmückt mit verwitterten Balken, handbemalten und glasierten Fliesen und lebensgroßen, geschnitzten Holzfiguren heulender Kojoten. Obwohl nichts im Haus orientalische Züge trug, kein einziger Gegenstand darin chinesisch war, hatte Charlotte trotzdem vor ihrem Einzug einen Geomanten beauftragt, durch die Räume zu gehen und das richtige feng shui zu ermitteln – die chinesische Art, menschliche Umgebung so zu ordnen, daß sie Gesundheit, Glück und Wohlstand brachte.
Der Feng-shui -Spezialist hatte in Charlottes Inneneinrichtung einige schwerwiegende Fehler entdeckt. So hatte sie zum Beispiel ihr Bett genau unter einen freiliegenden Deckenbalken gestellt, der nun quer dazu verlief und mit Sicherheit Schmerz und Pein bringen sowie das Leben der Schläferin »entzweischneiden« würde. Das Bett wurde an eine günstigere Stelle geschoben. Die Gästetoilette lag der Eingangstür gegenüber, so daß alles gute chi, das ins Haus kam, weggespült werden würde. Ein kleiner Spiegel am Sockel der Toilettenschüssel, der das chi vom Abwasserrohr ablenkte, berichtigte den Irrtum. Ebenso führte die Biegung des Gartenteiches vom Haus fort und schuf damit einen »Unglückspfeil«, der genau auf das Wohnzimmer zielte. Der Teich wurde so umgebaut, daß seine Biegung zum Haus wies und es dadurch schützte.
So hatte Charlottes Haus zwei Jahre lang Glück und Gesundheit ausgestrahlt. Aber das hatte sich jetzt geändert. Irgend etwas stimmte nicht, und sie war sich sicher, daß sie sich das nicht nur einbildete.
Als sie wieder in die Küche kam, waren die Sanitäter fort, während Yolanda ein Auge auf Agent Knight hatte, der auf den Stufen vor der offenen Tür stand und in den Regen hinausblickte.
»Yolanda«, sagte Charlotte ruhig, »ich möchte, daß Sie und Pedro heute anderswo übernachten.«
Die Haushälterin warf ihr einen Blick zu, als hätte sie ihr etwas Anstößiges vorgeschlagen.
»Hier ist es zu gefährlich«, erklärte Charlotte. »Jemand wollte mich glauben machen, Ihnen sei etwas angetan worden, und vielleicht passiert es beim nächsten Mal tatsächlich. Gehen Sie ins Hotel Camino Real. Ich rufe dort an und sage, sie sollen mir das Zimmer auf die …«
»Ah, nein, Senorita! Pedro und ich, wenn es Schwierigkeiten gibt, können wir hier nicht weg.«
»Yolanda, ich bestehe darauf. Bitte. Ich habe genügend Probleme im Laboratorium. Ich kann mir nicht noch Sorgen um Sie machen. Ich muß wissen, daß Sie in Sicherheit sind.«
Yolanda reckte stolz das Kinn und verschränkte die Arme über dem üppigen Busen, aber Charlotte sah das Aufflackern von Furcht in ihren Augen. »Wir können zu meiner Schwester gehen«, gab Yolanda schließlich nach. »Morgen früh.«
»Nein, ich möchte, daß Sie sofort aufbrechen. Wir schließen dann zusammen das Haus ab, und auch das Tor an der Einfahrt. Beeilen Sie sich, Yolanda. Wir haben nicht viel Zeit.«
Einer der anderen Agenten kam zu Knight, reichte ihm etwas und sprach mit leiser Stimme auf ihn ein. Knight trat zurück in die Küche. »Mrs. Lee«, sagte er und hielt einen Gegenstand hoch, »warum haben Sie mir nichts von dem Unfall mit der Garagentür erzählt? Wie ich höre, wurde Ihr Geländewagen dabei stark beschädigt.«
»Wieso hätte ich Ihnen das erzählen sollen?«
»Haben Sie irgendeine Idee, weshalb die Tür heruntergekommen ist?«
»Nein. Angeblich ist das gar nicht möglich. Es gibt in dieser Gegend viele wilde Tiere, Kojoten und ab und zu Berglöwen. Ich habe einmal beim Schließen der Tür eine Luchskatze getötet. Darum ließ ich eine Sicherung einbauen.«
»Diese hier?«
Sie schaute auf das grüne Plastikkästchen in seiner Hand und erkannte es wieder. »Ja. Es sendet einen roten Lichtstrahl aus, der ein paar Zoll über dem Boden verläuft. Wenn die Tür herunterkommt und der Strahl unterbrochen wird, sei es durch ein Auto, ein Tier oder einen Menschen, hält die Tür augenblicklich an. Aber es funktioniert nur, wenn die Tür sich bewegt, Agent Knight, es kann sie nicht in Bewegung setzen. Und die Tür hat sich auch nicht im eigentlichen Sinn bewegt – sie ist heruntergefallen.«
»Und wann war das?«
Charlotte überlegte einen Moment. Es war in der Sekunde passiert, als der Suburban anfing, nach vorn zu rollen.
»Mrs. Lee, Ihr Auto unterbrach den
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