Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)
Strahl und brachte dadurch die Tür zum Absturz.«
»Aber wie kann das sein?«
»Weil man die Sicherung umprogrammiert hat.«
»Was? Sind Sie sicher?«
Er deutete auf die mit grüner und roter Isolierung ummantelten, kurzen Kupferdrähte. »Man hat sie vertauscht. Diese Kratzer an den Klemmschrauben zeigen, daß das erst vor kurzem passiert sein muß.«
Charlotte starrte erst das Kästchen, dann den FDA-Agenten an.
»Es stimmt.« Er nickte ernst. »Die Garagentür ist nicht zufällig heruntergekommen. Das war Absicht.«
9
»Es tut mir leid, Charlotte«, sagte Jonathan, als sie wieder im Büro ihrer Großmutter stand und die Außentür des Museums sicher verschlossen war. »Als ich begriff, daß es sich um eine Videoaufzeichnung und keine Direktübertragung handelte, warst du schon weg.«
»Knight hat mich angeschaut, als ob ich verrückt wäre.« Sie warf ihre Umhängetasche auf einen Stuhl und streifte den von zu Hause mitgebrachten Regenmantel ab.
»Komm, sieh es dir selbst an. Ich habe es gespeichert.«
Jonathan ließ die Szene noch einmal laufen. Charlotte sah aufmerksam zu. »Es ist zweifellos meine Haushälterin und ebenso zweifellos mein Arbeitszimmer. Aber ich habe Yolanda befragt, Jonathan. Sie sagte, sie könne sich nicht erinnern, von irgend jemandem etwas zu trinken angenommen zu haben, und sie würde es ganz bestimmt wissen, wenn sie ohnmächtig geworden wäre.«
»Vielleicht ist es schon vor längerer Zeit passiert, und sie hat es vergessen.«
»Willst du damit sagen, jemand hätte sich in mein Haus geschlichen, Yolanda etwas zu trinken verabreicht und dann das Ganze gefilmt?«
»Vielleicht brauchte er sich gar nicht einzuschleichen. Vielleicht geschah es, während du selbst auch da warst. Hast du in den letzten Monaten irgendwelche Feste zu Hause gefeiert?«
Sie zupfte sich am Ohrläppchen. »Es gab eine Einladung … nicht direkt ein Fest. Als meine Großmutter starb, sagte Naomi – das ist meine beste Freundin –, ich würde nicht richtig um sie trauern, und sie bestand darauf, ich sollte Schiwe sitzen.«
»Schiwe?«
»So etwas wie eine irische Totenwache, nur jüdisch. Naomi ist Jüdin.«
»Und es gab dabei zu essen? Getränke? Viele Leute?«
»Großmutter hatte viele Freunde. Und ja, es gab jede Menge zu essen und zu trinken. Meinst du wirklich, es hätte dabei gefilmt sein können?«
»Sehr möglich. Vor allem dem Benehmen deiner Haushälterin in dem Video nach zu urteilen. Sie wußte ganz offensichtlich, wer der Betreffende war und wunderte sich nicht darüber, daß er sich in deinem Arbeitszimmer aufhielt.«
»Aber warum weiß sie dann nicht mehr, daß sie umgekippt ist?«
»Schau dir das an.« Er ließ das Video Bild für Bild durchlaufen, bis es aussah, als betrachte man eine Serie von Schnappschüssen. »Siehst du das? Wo Yolanda sich umdreht?«
Charlotte schnappte nach Luft. »Die Frau, die zusammenbricht, ist gar nicht Yolanda!«
»Richtig. Dieses Stück Film wurde woanders aufgenommen und dann eingefügt. Es ist geschickt gemacht, hält aber einer genauen Prüfung nicht stand.«
Sie richtete sich auf. »Und was soll das alles? Mir Angst einjagen?«
»Möglich. Oder dich in Knights Augen unglaubwürdig machen. Dich wie eine Hysterikerin aussehen zu lassen.«
»Das Wort hat er schon gebraucht. Gott, was für ein Alptraum!«
Sie wandte sich ruckartig ab, stockte, drehte sich wieder um. »Es ist noch etwas passiert.«
Er blickte auf.
»Agent Knight sagt, man hätte an meiner Garagentür manipuliert.«
»Was?«
Sie berichtete ihm von der Umprogrammierung und ergänzte mit zitternder Stimme: »Hätte ich in der Corvette gesessen, wäre es vielleicht mein Ende gewesen. Das heißt, wenn jemand es mit Absicht getan hat … Knight hat mir auf der Fahrt hierher richtig die Daumenschrauben angesetzt. Er wollte wissen, wer die Drähte an der Garagentür so verändert haben könnte, ob ich Feinde hätte, und warum ich gedacht hätte, man wollte Yolanda vergiften.«
»Und was hast du ihm geantwortet?«
»Daß ich es nicht wüßte. Und das stimmt ja auch.«
»Eines wissen wir jedenfalls«, bemerkte er grimmig. »Wir wissen, daß das alles kein Zufall ist – die drei toten Frauen, das Video von Yolanda, die Garagentür. Nichts davon geschah ohne Grund. Der Täter muß alles seit Monaten geplant haben. Und ich habe keinerlei Zweifel daran, daß er es auf dich abgesehen hat, Charlotte.«
»Aber warum? Was will dieser Wahnsinnige von mir? Doch bestimmt nicht nur
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