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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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war verzweifelt und wußte auch nicht, ob die Corvette mit den möglicherweise überfluteten Straßen fertig werden würde.
    Jetzt lenkte Knight seinen Wagen durch die schmiedeeisernen Tore, die ihr Grundstück schützten. Am Ende der langen Auffahrt sprang Charlotte heraus, bevor der Wagen noch völlig zum Stehen gekommen war, und rannte über die mit Steinplatten belegten Stufen zur Eingangstür. »Yolanda!« rief sie.
    In der Küche hörte sie Stimmen.
    Sie riß die Tür auf und erstarrte zu Stein.
    Eine höchst lebendige, wenn auch leicht verwirrte Yolanda fuchtelte mit einem Holzlöffel herum und erklärte zwei ratlosen Sanitätern, daß sie im falschen Haus seien.
    »Yolanda! Sind Sie in Ordnung?«
    »Miss Lee! Was wollen diese Männer hier?«
    Charlotte legte der Haushälterin die Hand auf den Arm, als wollte sie sich vergewissern, daß sie kein Gespenst war. »Sind Sie in Ordnung?« wiederholte sie.
    »Mir geht’s bestens, Senorita. Warum sollte es nicht so sein?«
    Agent Knight kam herein. Bei seinem bloßen Anblick wichen die Sanitäter einen Schritt zurück. »Ma’am«, sagte er zu Yolanda, »Mrs. Lee hat gesagt, Sie befänden sich in Gefahr. Sie hätte gesehen, wie Sie etwas getrunken haben und dann zusammengebrochen sind.«
    Yolanda riß die Augen auf. Ein Blick aus dunklen Pupillen huschte vom Gesicht des Agenten zu Charlottes Gesicht und wieder zurück. »Ich verstehe nicht, Senor. Ich trinke nichts.«
    »Aber …«, begann Charlotte. Sie hatte es doch schließlich gesehen! »Yolanda, Sie waren in meinem Arbeitszimmer. Sie sprachen mit jemandem. Man gab ihnen eine Tasse, und Sie haben daraus getrunken.«
    Die Haushälterin sah sie mit verständnislosem Blick an.
    Charlotte eilte aus der Küche, den Gang hinunter in ihr Arbeitszimmer, wo sie alles so vorfand, wie sie es verlassen hatte. An ihrem Computer war keine Videokamera angeschlossen.
    Knight war ihr gefolgt. »Mrs. Lee, Sie sagten, sie hätten eine Computernachricht erhalten, Ihre Haushälterin würde gerade vergiftet. Und Sie sagten, Sie hätten gesehen, wie es geschah. Wie genau haben Sie das gesehen?«
    Charlotte wollte antworten, schwieg dann aber. Sie traute Knight nicht. Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, erfuhr er, daß Jonathan hier war, und im Augenblick war es besser, das geheimzuhalten. Außerdem war sie selbst nicht mehr ganz sicher, was sie eigentlich gesehen hatte.
    Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und versuchte sich zusammenzureißen. Ihr Körper zitterte, und ihr Herz raste. Es war der zweite grausame Schock in weniger als zwei Stunden. Obwohl das Werksgelände nicht weit von ihrem Haus entfernt lag, war ihr die Fahrt endlos vorgekommen, so groß war ihre Angst gewesen, ihre Haushälterin tot am Boden vorzufinden.
    »Ich erhielt ein anonymes E-Mail«, log sie. »Einen Brief, in dem es hieß, meine Haushälterin würde soeben vergiftet.«
    »Aber Sie sagten, Sie hätten gesehen, wie es passierte. Sprechen Sie von einer Art Vision?« drängte Knight, um dessen Mundwinkel ein Lächeln spielte. »Oder meinten Sie das nur bildlich?«
    Charlotte sammelte ihre Sinne. Sie konnte sich jetzt keinen Fehler leisten und erwiderte seinen herausfordernden Blick ebenso herausfordernd. Ihr gefiel sein gönnerhafter Ton nicht, der Ton eines Mannes, der von Begriffen wie weibliche Intuition offensichtlich nichts hielt. »Das E-Mail hat mich in Panik versetzt. Ich war überzeugt, meine Haushälterin sei in Lebensgefahr. Anscheinend war ich das Opfer eines schlechten Scherzes.«
    »Na gut«, meinte Knight herablassend, »ich sehe ein, daß Sie in der augenblicklichen Situation hysterisch reagieren – schließlich greift man Ihr Unternehmen an, und Gott weiß, was sonst noch. Ich lasse meine Männer das Gelände absuchen. Vielleicht finden sie etwas Verdächtiges.«
    Zum Beispiel Mäuse auf dem Dachboden? hätte sie am liebsten gefragt, aber sie sagte nur »Danke« und ging in die Küche zurück.
    Doch auf dem Weg entlang der Galerie, wo ihre Kunstsammlung ausgestellt war, merkte sie, daß ihr wieder die Beine versagten. Yolandas Bild auf dem Computerschirm, und dann die fieberhafte Fahrt durch den Regen …
    Charlotte wurde immer langsamer und blieb schließlich stehen. Mit der Hand stützte sie sich an der Wand ab, starrte in die Schatten, die vor ihr lagen, und lauschte auf die Geräusche ringsum – Stimmen in der Küche, fernes Gewittergrollen, ihre kostbare Standuhr, die die Stunde schlug. Ihr wurde klar, daß etwas mit dem Haus

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