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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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Verse geschrieben, die das Herz eines jeden Juden erzittern ließen, da er sie vernahm. Sie fragten mich, ob ich diesen Mann kenne, der wie ein Hungerleider sich kleide und kaum je seinen Bart einmal stutze.
    Ich sagte: «Ein degoutanter Weiberheld ist er, der verheirateten Frauen nachstellt, am besten, man hält fern sich von ihm.»
    Aus ihrem tiefen Schweigen war ersichtlich, dass meine Worte sehr wohl in ihr Herz gedrungen waren.
    Mit den Chowewim waren auch Vermesser und arabische Arbeiter eingetroffen, die die ersten Häuser der Kolonie auf der sanft abfallenden Flanke des Hügels unweit des Gutshauses errichten würden. Eine angenehme Brise vom Meer weht hier beständig und wird die Kolonisten erquicken, wenn nach vollbrachtemTagwerk sie ruhen. Die Häuser werden drei oder vier große und angenehme Zimmer haben, nach hinten einen Stall und ein kleines Gehege für die Hühner und nach vorne einen kleinen Gemüsegarten, der die Kolonisten mit allem versorgt, dessen für ihre tägliche Ernährung sie bedürfen, und sie der Verpflichtung enthebt, auf den Markt der Araber zu gehen.
    Die Bauarbeiten werden beginnen, sobald die buchhalterischen und bürokratischen Prozeduren erledigt und die
Ruchsiya
vorliegt, die Baugenehmigung. Die Chowewim ihrerseits haben mehrfach versichert, dass einer der Wohltäter ihres Vereins, Baron Hirsch oder Baron Rothschild, eine hübsche Summe für die Erbauung der gepriesenen Kolonie wird bereitstellen, die ich insgeheim und nur für mich bereits die Kolonie Luminsky nenne.
    Eine freudige Überraschung ward mir zuteil, als wie aus dem Nichts plötzlich und unvermittelt die gnädige Frau auftauchte, in Begleitung ihrer Schwester, Rivka Blumenstein, die mit dem Schiff vor gerade einmal zwei Wochen im Lande eingetroffen und deren ganzes Gebaren noch von der Unbedarftheit einer Novizin kündet.
    Rivka sagte: «Meine Schwester hat mir viel geschrieben über diesen Garten, in dem all deine Stunden du vertust.»
    Ich sagte: «Ich vertue hier meiner Hände Kraft, nicht meine Stunden.»
    «Und gibt es eine Frau auf diesem anheimelnden Anwesen?»
    «Nur eine alte Dienerin und eine geistesgestörte Araberin», erwiderte ich. «Und nun nimm diesen hübschen Kranz aus den Händen dieses Ehrenmannes.» Ich fasste am Arm sie und geleitete zu Monsieur Kumar sie.
    Die gnädige Frau beäugte derweil ihre Umgebung mit einem säuerlichen Zug um die Lippen, und auf ihrem Antlitz begann sich die altbekannte
Tuches
Visage abzuzeichnen.
    Ich fragte: «Warum schaust so säuerlich du?»
    «Ich schaue nicht säuerlich», sagte sie.
    «Dennoch ist deine Mine nicht die heiterste», beharrte ich.
    Sie sagte: «Dieses Anwesen ist nicht nach meinem Geschmack.»
    «Den Chowewim indes scheint ausnehmend gut es zu gefallen.»
    «Ein böser Geist liegt auf diesen Bäumen», sagte sie, «und erschüttert alle Ordnung. Die Pfade sind schmal. Ein schrecklicher Gestank nach Ziegenböcken, Säure und Urin weht von dem Haus herüber.»
    Ich sagte: «Hab keine Sorge. Dieses Haus wird bis auf seine Grundfesten abgetragen und an seiner Stelle ein dichter Eukalyptushain gepflanzt werden. Aus dem Becken des Bassins werden einen lieblichen Teich wir machen, mit einer Brücke und einem Boot. Und daneben wird das Verwalterhaus errichtet, aus sauberen Ziegeln und mit großen Fenstern, und dort werden wir wohnen, du und ich.»
    Sie sagte: «Isaak», und erblasste mit einem Mal.
    Ich sagte: «Wie ist dir?»
    «Ich fühle ganz schwach mich», sagte sie.
    Ich führte sie zu einer Bank, auf der sie Platz nahm, sich krümmend und bebend. Sogleich erschien dieser David Kumar, der nach seiner Ausbildung ein Doktor der Medizin, und flüsterte mir zu: «Ist guter Hoffnung sie?» – «Ich weiß es nicht», erwiderte ich. Er gab ihr etwas Wasser zu trinken, und bald verspürte sie Erleichterung.
    Während wir dort saßen, trat die Araberin aus der Tür des Hauses und verharrte auf der Terrasse, in schwarzem Gewand, das Gesicht von ihrem Schleier verhüllt. Sie sah auf die versammelte Menge wie jemand, der den Blick zu nahenden Gewitterwolkenhebt, und sagte kein Wort. Zuvor war ich bereits mit ihr übereingekommen, dass am Fuße des Hügels ein sehr hübsches Haus ihr erbaut werden würde, nach der bei den Arabern sehr beliebten Mode, mit flachem Dach, Bogenfenstern und einer Öffnung unterhalb des Daches als Abzug für den Rauch des Holzofens. Ich weiß nicht, ob ihre Augen die meinen trafen, ob die gnädige Frau sie gesehen, ihre Widersacherin,

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