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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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die erste.»
    Ich sagte: «Und die wäre?»
    Er durchbohrte mit der Schwärze seines Blickes mich und flüsterte mir unter seinen schweren schwarzen Locken zu: «Sie wird leben nur zwei Jahre.»

19. Februar 1896, auf dem Gute der Rajanis
    Gepriesen sei Gott in der Höh, der unsere Gebete erhört: Der Junge ist fort.
    Salim und Salam hatten die Güte, ihm am heutigen Morgen Gesellschaft zu leisten auf einem Fuhrwerk, das gen Norden abging. Ich versah mit dem Schreiben des Doktor Al-Bittar sie, es in besagtem Sanatorium zu präsentieren. Die Reise nach Tiberias wird drei Tage in Anspruch nehmen, und hernach gedenken die beiden, einen weiteren Tag noch in einem der arabischen Dörfer in der Umgebung der Quellen zu verbringen, das bekannt als Versammlungsstätte von Beduinen, die Gefallen daran finden, ihre Zweiglein in die Öffnungen ihrer Ziegen zu zwängen, undauch Streit und Händel nicht abgeneigt sind. Kurzum, in einer Woche werden zurück sie sein, um mir kundzutun, dass alles zum Besten bestellt und der Junge sich befindet, wo zu befinden er sich hat.
    Die Araberin legte Zurückhaltung sich auf und nahm Abschied von dem Jungen ohne die üblichen überflüssigen arabischen Bräuche, doch gelang es mir nicht, die alte Dienerin davon abzuhalten, das gesamte Repertoire darzubieten – etwa die Faustschläge auf ihre alternden, üppigen Brüste, das Haare ausreißen von ihrem Kopf und das hysterische Winken mit dem Schleier, bis der Wagen am Horizont verschwand und nur mehr ein kleiner, schwarzer Punkt war.
    Nach Salachs Abreise hatte die Araberin nur einen einzigen Wunsch: sich mit ihrem Kummer in ihrer kleinen Kammer einzuschließen und diese nicht eher zu verlassen, bis ihre Trauer über die Trennung sich gelegt. Unnötig zu sagen, dass sie auch nicht gedenkt, irgendein freundliches Gewand anzulegen, keine Köstlichkeiten und Delikatessen zu kosten gewillt ist und auch den Manne nicht in die Tore der Lustbarkeit zu geleiten. Ich sagte ihr, ich würde ihren Willen respektieren.
    Sie schloss die Tür und verhängte alle Fenster.

    An der Einfahrt des Gutes erwartete mich früh am nächsten Morgen ein Fuhrwerk, vor das zwei Braune geschirrt waren, und Mutter stand an die Schulter des guten Engels gelehnt und wiederholte, was er ihr eingeflüstert hatte, dass es gut für mich sei, eine kurze Weile, zwei Wochen nur, zu den Heilquellen zu fahren, und dass dies ihr Wille, da es gut für mich und für alle anderen auf dem Gute sei, und dass, gebe Gott, ich gesegnet seinmöge bei meinem Aufbruch und meiner Wiederkehr, derweil ich tief in ihre Augen schaute, und es schien, als sei ein wenig von ihrem Wahnsinn sie geheilt, da sie die Nächte wieder durchschlief, schon nicht mehr ihre Kleider abwarf und wie von einem bösen Geist besessen zum Fluss stürzte, und eine versöhnte Demut kam über all meine Glieder, denn klein war ich und die verschlungenen Pfade der Welt mir noch nicht gänzlich verständlich, und vielleicht war dieser Ratschlag der Erwachsenen trotz allem ja ein guter, denn in den Schwaden der heißen, heilsamen Quellen würden die Schatten, die mich und mein Leben peinigten, ertrinken und vergehen, und der gute Engel stand leuchtenden Auges in der Zufahrt des Gutes, sein Haar wie gesponnenes Gold in der Morgensonne, da ich ihn betrachtete, seine Herrlichkeit, die Aureole um sein Haupt, und dachte, dass eines fernen Tages, wenn als Schriftsteller oder Poet ich meine Feder führen und an jene frühen, dunklen Tage meiner Kindheit mich erinnern würde, an alles, was auf unserem Gute mir widerfahren, an den Tod meines Vaters und an Mutters Wahnsinn, der gute Engel gewisslich der Held dieser Geschichte sein musste, der Protagonist dieses Helden- und Liebesepos, der stolz über die geheiligte Erde schreitet und seine Feinde besiegt, ihnen die Köpfe abschlägt, und wie glücklich ich mich schätzen durfte, unter seinen Fittichen Schutz gefunden zu haben und von seinen Armen umfangen worden zu sein, wie gut, dass auf unser Gut er gekommen war, dieses zu verschönern und ihm Anmut und Licht beizugeben, und während ich noch derartige Gedanken wälzte, erhob ein Schwarm Raben sich aus den Wipfeln der Obstbäume und stob unter lautem Gekrächze in alle Richtungen davon, ihre schwarzen Federn im Fluge verstreuend.
    Auf dem Wagen erwarteten mich lang ausgestreckt liegend diese beiden Müßiggänger, die allen Bewohnern Jaffas ob ihresgeckenhaften Auftretens bekannt, doch waren Salim und Salam, ob der für sie ungewohnt

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