Das Haus der Rajanis
Finger der Hände, in denen alle Fertigkeiten ruhen, auf die langen Beine, die von einem goldenen Flaum bedeckt, da der Engel Gabriel von einem Ohr zum anderen lächelt, seinen Bauch beklopft und mir sagt: «Salach, mein Freund, besser als dies könnt es nicht sein».
Allein Mutter versucht, die Freundschaft zwischen uns auszutreiben, gießt ein jedes Mal, da er gegangen, über ihn Lügen und Fabeleien in meine Ohren, etwa dass ein Jude er, ein niederträchtiger Jude wie alle Juden, dass seine Augen Böses im Schilde führen und sein Herz Ränke schmiedet, und einmal kam sie hinauf in mein Zimmer gestiegen, um mir gute Nacht zu flüstern, und sagte mir wie nebenbei, der Engel Gabriel habe ihr gegenüber meinen Namen erwähnt, worauf ich sie mit zitternder Stimme fragte: «Was hat er gesagt», und sie wie abwesend antwortete: «Nichts von Belang», doch ich beharrte: «Warum dann hat er meinen Namen erwähnt», und sie erwiderte: «Ein Wort nur über dich gesagt wurde, ein einziges Wort und mehr nicht,
sonderbar
nämlich, dass du ein sonderbarer Junge bist, sonderbar oder sonderlich, dies waren seine Worte», worauf ich sogleich erfüllt ward von Tränen, deren Salzigkeit alles verwischte, Tränen, die vor meinen Augen standen und ihre lästerliche Gestalt verschlangen, und mit einem Schrei antwortete ich ihr: «Eine Lügnerin bist du, eine Lügnerin», doch mit dem Dolche ihrer Zunge wiederholte sie seine Worte, «ein sonderbarer Junge», und ging ab, worauf ich die Porträts ergriff, die von dem Engel Gabriel ich gezeichnet, und die Seiten der Geschichte, die ich geschrieben und deren Held, deren Erlöser der Engel Gabriel ist, und ich begann zu ihm zu sprechen und seine Zunge zu lösen, bis er sein gutes, vertrautesLachen hören ließ und mich beruhigte, dies sei nun einmal das Ziel der Frauen, die voller Eifersucht Zank und Hader wecken, und dass ich nicht auf ihr Gerede hören, sondern unbeirrt an meiner Freundschaft mit diesem guten Manne festhalten müsse, dem Engel Gabriel.
Nach drei oder vier Tagen, da ich Mutter mit Missachtung gestraft und nicht einmal auf ihre einfachsten Fragen geantwortet, ward von Reue über ihre schlechten Taten sie erfüllt und bereitete, um mich zu versöhnen, ihm und mir ein üppiges Mahl, doch ihre Missgunst und ihre funkelnde, krankhafte Eifersucht verdarben die Speisen, sodass die Auberginen auf der Platte hingestreckt lagen wie die Körper toter Soldaten, die Zucchini schlaff und fahl gerieten, und über allem der Geschmack und Geruch von verdorbenem, unreinen Fleisch, faul wie Mundgeruch oder der von Fliegen umschwirrte Kadaver einer Katze, weshalb ich mit beiden Händen meinen Teller von mir stieß und keinen Bissen zu mir nahm.
2. Dezember 1895, auf dem Anwesen der Rajanis
Ich liege nun beim Schein des Mondes in besagter Laube. Soeben habe die Araberin ich erfahren.
Ihr Gebaren im Bette ist gut, wenn auch ein wenig dürftig. Auf der einen Seite ist sie äußerst leidenschaftlich. Ihre Küsse sind von viel Wasser getränkt, und ihre feuchte und tiefe Scham rufet den Manne, sich gänzlich darin zu versenken. Andererseits ist der verheerende Einfluss ihres grimmigen, greisen und bösen Gatten, der sie in jungen Jahren von ihren Puppen weggerissen, unverkennbar. Sich selbst Vergnügung zu bereiten weiß sie nicht.Von dem Orgasmus der Frau hat weder sie gehört noch geträumt.
Überraschung und Erstaunen wurden ihr zuteil, als meine Zunge ich an die hübsche, zwischen vielen Falten verborgene Perle legte, um jenen oralen Akt zu vollziehen, den die gnädige Frau mir strikt untersagt. Da ich mit meinen Fingern noch den Vorhang der Falten beiseiteschob und meine Küsse voller Leidenschaft auf diesen Punkt der Lust platzierte (der im Hebräischen keinen Namen hat, aber in kultivierteren Sprachen «Klitoris» geheißen wird), ihn zu kitzeln und zu rütteln, zu schütteln und zu necken, stieß die Araberin ein überraschtes Krähen aus und begann alsbald zu zittern und zu beben, ihre Hüften ein wildes Wellenspiel, ihre Schenkel auf- und niedersteigend wie ein Schiff in tosender See.
Ich ging vor Anker in ihr, bis sie versank.
Auch der Engel Gabriel liebt Mutter nicht und scheut ihre Gesellschaft, dies ist, was er mir selbst gesagt, denn allein mit mir möchte er sein, nur mit mir, da hölzerne Stäbe er mir spitzt oder mich mit Taschenmesser oder Bällen zum Spiel beschenkt, und wenn ihre Gestalt er nur aus der Ferne erblickt, wendet er sich sogleich ab und führt mich an
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