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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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Lenker ergriff, mit der anderen Regenflecken vom Sattel wischte und erfreut sah, dass die Reifen noch nicht gänzlich dahin, doch mit einem Mal ertönte ein Klirren aus Aminas Kammer, ein Tonteller oder Glas war dort in Stücke gegangen, die alte Dienerin gab einen Schwall von Flüchen von sich, richtete sich auf und war schon in Begriff, ihren Raum zu verlassen, gleich würden ihre Augen den meinen begegnen, sodass ich geschwind das Fahrrad nahm, aufsprang und davonstob, zum geschlossenen Tor des Anwesens, das in der Kakteenhecke verborgen, um flugs und auf der Stelle die Flucht zu ergreifen, wie ich drei lange Tage es geplant, jene Tage, an denen der Engel Gabriel sich nicht gezeigt, doch nun würde ich ihn finden und seine Umarmung erwidern.
    Das Fahrrad gebärdete sich wie toll unter meinen Händen, das vordere Rad trieb ausgelassen seinen Spaß mit mir, drohte mit scharfen Steinen zu kollidieren oder den Hang hinab aus der Bahn zu laufen, doch meine Hände hielten den Lenker fest und sicher, denn mein Ziel war ein erhabenes und edles, den Engel Gabriel von allem Bösen zu erretten, das ihm widerfahren sein mochte, denn drei lange Tage und Nächte hatten Schreckensvisionen und Angstträume mich bestürmt, da zahlreich die, die es nach dem Engel Gabriel verlangt, die bösen Dämonen und Dschinnen, die in Bäumen und in den Tiefen der See hausen, die schwarzäugigen Geister und die grünäugigen, allesamt genährt von Eifersucht und Begehrlichkeit, von Todesgrüßen und Höllenflüchen, womöglich hatten einige von ihnen sich zusammengerottet und ihm einen Hinterhalt bereitet, und dieser Gedanke schauderte durch mein Hirn, der Dschinn, der am Grunde der
Biara
sitzt, habe seine Rache an meinem Freund vollzogen.
    Ich fuhr auf meinem Rad dicht an dem traurigen Maultiervorüber, das an das Schöpfrad geschirrt, und die seichten Wellen der
Biara
wühlten mich auf, der modrige, dichte Blattbewuchs stach mir in die Augen, doch flugs verdrängte ich alle bösen Gedanken aus meinem Kopf: Ich würde zu dem Ort fahren, den der Engel Gabriel mir so oft beschrieben, zu seinem Haus am Rande von Jaffa, im Viertel der Juden, denn seine Seele verlangte es nach der meinen und meine nach der seinen.
    Zu meiner großen Überraschung fand ich das Tor des Anwesens weit geöffnet, ein Schwarm Möwen flog zu meiner Rechten wie ein schnellender Pfeil, mir den rechten Weg zu weisen, derweil hinter mir die Rufe Aminas gellten, die alsbald auch meine Mutter alarmiert, welche nun erstarrt und sprachlos unter dem Rundbogen in der Türe unseres Hauses stand, da Amina immer wieder schrie: «Salach, Salach, komm sofort zurück!» Doch fort von ihnen fuhr ich, auf und davon, auf dem staubigen Pfad, der in die gepflasterte Straße mündet, welche entlang des Wadi Musrara verläuft, zu meinem guten Freund, dem Engel, der mich vor dem nassen Tode errettet, ihm Gutes mit Gutem zu vergelten und ihn aus den Händen der Dschinnen zu befreien, die ihre Finger um seinen Hals gelegt, diese Faktoten des Bösen und des Krieges, die sich vereint, um sein Ende über ihn zu bringen.
    Nie zuvor hatte alleine ich unser Haus verlassen, war niemals ungehorsam gegenüber Mutter gewesen, hatte nicht gestohlen und nicht gelogen, doch jetzt wusste ich, dass mein Tun, das verwerflich schien, gut war, denn der Winterwind bedeckte meine Wangen mit feuchten Küssen und leichte, laue Regentropfen glätteten meinen Weg, unermüdlich ließen meine Füße die Pedale kreisen, um der Räder Werk anzuspornen, mich auf meinem Pfad entlang des Flusses und dann des Sees voranzutragen, bis sich mir über den dichten Obstplantagen, den Granatapfelbäumen und wildwachsenden Gewürzbüschen mit einem Mal dieMinarette von Jaffa zeigten, ehe östlich der Stadt, entlang der Straße, die gen Süden sich schlängelt, ich die Häuser der Juden erblickte, deren Bauart sonderbar anmutete, ganz anders als die der Häuser Jaffas, doch wie sollte ich das desjenigen finden, nach dem sich meine Seele verzehrte, dieses Haus, das der Engel Gabriel mir unbedacht beschrieben, unweit des Bahnhofes, den der Sultan uns erbaut, dort stieg von meinem Rad ich, band es an einen steinernen Pfahl und stand staunend und verwirrt.
    Noch niemals hatte alleine ich mich unter den Juden befunden, hatte weder ihre Sitten gesehen, noch mich mit ihrem Betragen vertraut gemacht. Ihre Haut war weiß und hell, sie schritten sehr aufrecht aus, sprachen mit lauter Stimme, ihre Sprache ein sonderbares, stockendes und stammelndes

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