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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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auf immer auf Erden einhergehen wie ein schwankendes Schiff auf den Wogen des tosenden Meeres», und ein Schrei brach sich aus Mutters Mund, als gebäre unter Qualen tausend Dschinne sie, und mit einer Kraft, die ich nicht für möglich gehalten, zerriss mit einem Mal sie all ihre Fesseln und kreischte: ‹Dort ist er, der Engel der Zerstörung kommt, uns unser Land zu nehmen! Vertreib ihn, Salach, nimm sein Leben, hier kommt er, ist schon auf der Schwelle unseres Hauses! Salach, erlöse deine Mutter›, und ich hastete, ihr das Riechsalz unter die Nase zuhalten, gab ihr zu trinken den süßlichen, sich windenden Qualm des Haschischpfeifchens, das dort die ganze Zeit mit seiner angenehmen, Gnade und Erleichterung verschaffenden Glut bereitgestanden, bis ihre Muskeln sie lockerte, auf ihr Lager sank, die Augen verdrehte und in einen tiefen, tiefen Schlaf fiel.
    Als Amina in das Schlafgemach zurückgekehrt und ich ihr alles berichtet, was in ihrer Abwesenheit geschehen, fassten alsbald wir einen Plan, dass wie ein Mann wir unseren Feinden uns entgegenstellen und, wie Vaters Geist befohlen, dem bösen Engel den Hals umdrehen würden, worauf Amina mir verriet, dass in dem kleinen Gärtchen unweit ihrer Kammer hübsche, immergrüne Oleanderbüsche stünden, deren Blüten jedes Herz mit ihrer Schönheit gefangen nähmen, deren Blätter jedoch allesamt von einem Gift überzogen seien, was alle Kreaturen, die Pflanzenfresser sind, sehr wohl wüssten und daher sich von ihnen fernhielten. «Und nun, mein guter Sohn», sagte unsere Dienerin, «geh hinaus und braue uns einen Trank aus diesen Giftblättern, übergieße mit heißem Wasser sie und gewinne eine reine Essenz daraus, einen Kelch grünlichen Giftes, denn wir sind nur zwei Frauen und ein Knabe in diesem großen Haus, und die Kraft unserer Leiber und Knochen ist kümmerlich, doch mit Hilfe unseres Verstandes werden unsere Feinde wir überwinden, werden diese Giftessenz in eine Kanne Tee oder ein Glas ausgepresster Limonen geben, und wenn der Verderben bringende Engel morgen oder am Tage darauf herkommt, lädst in dein Zimmer du ihn und reichst ihm den Schierlingstrank, auf dass bis auf den letzten Tropfen er ihn leere, und alsbald wird all das Unheil, das über das Gut gekommen, vergehen, werden deine Krankheit und die deiner Mutter geheilt sein und all die schrecklichen Visionen, welche unserem Volk, unseren arabischen Brüdern womöglich beschieden, niemals sich zutragen», und sie küsste mich auf die Stirn undsagte: «Fürchte dich nicht, Salach, und schwöre mir, dass du tust, wie dir geheißen», und ich küsste ihre Finger und schwor.

12. Februar 1896, auf dem Gute der Rajanis
    Heute traf die Diagnose von Doktor Al-Bittar ein.
    Er schickte der Araberin eine beunruhigende Depesche, darin er von den Anzeichen einer Krankheit schreibt, welche in Salachs Seele nistet und schon bald von dem Jungen Besitz wird ergreifen, eine Geisteskrankheit, eine Psychose, die, wenn nicht entsprechend behandelt, mit Macht auszubrechen und verheerende Resultate zu zeitigen drohe. Auch hat noch die Adresse eines ganz bezaubernden Erholungsortes er beigefügt, der vorzüglich geeignet für einen jeden, der unter einer Lockerung seiner Nerven leidet, die heißen Quellen nämlich, unweit der Stadt Tiberias an den Gestaden des Sees von Galiläa gelegen, und wenn der Junge dort zwei oder drei Wochen verbrächte, würde gewisslich er von all seinen Beschwerden geheilt sein.
    Den ganzen Tag hat die Araberin nun damit verbracht, den Kopf sich zu zerbrechen, ob sie den Jungen zu diesem Ort soll schicken, da die Fahrt und der Abschied von ihrem geliebten Sohn ihr eine große Qual, und ihr Herz, das Herz einer Mutter, ihn gewisslich zu jeder Stunde mit unendlicher Sehnsucht würde missen. Anfangs tat indigniert ab sie die Depesche, warf hernach einen flüchtigen Blick hinein und ließ schließlich sich nieder, der Diagnose Worte eines nach dem anderen zu memorieren. Doch noch immer ist unschlüssig sie und voller Bedenken.
    Von der einen Seite, sollte der Junge dorthin gehen, würde es ihm das Herz brechen, denn nicht einmal besuchen würde sie ihnan den Heilquellen können wegen der Strapazen des Weges und der damit verbundenen Gefahren. Und von der anderen Seite blieb ihren Augen nicht verborgen, wie groß das Leid des Jungen auf dem Gute war und wie zahlreich die Gefahren, die dort seiner Gesundheit lauerten. Andere Kinder seines Alters, mit ihnen zu spielen, hat er nicht, und die einzige

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