Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
»Wenn du es so ausdrückst … Nein, eigentlich nicht.«
»Es gibt eine Abkürzung«, sagte Melody.
»Wo?«, wollte Happy sofort wissen. »Zeig sie mir. Oh, warte, meinst du den Aufzug? Wohl eher nicht.«
»Ich dachte eher an die Fenster«, korrigierte Melody. Sie wies auf die Glasfenster, aus denen die gegenüberliegende Wand hauptsächlich bestand. »Ich meine, ich bin sicher, dass die alle aus verstärktem Sicherheitsglas bestehen, aber eine ordentliche Salve aus meiner Maschinenpistole sollte das Problem lösen können. Dann musst du nur noch außen an der Hauswand herunterklettern – und damit vermeidest du all die grässlichen Flure und Labore und unerfreulichen Überraschungen in der Lobby und kannst schnell die Kavallerie herholen.«
»Klettern!?« Happy war entgeistert. »Da fällt einem doch viel zwingender ›Stürzen‹ ein! Du weißt doch, wie sehr ich Höhen hasse!«
»Klingt wie ein Plan für mich«, sagte JC fröhlich.
»Ihr seid alle gegen mich«, erwiderte Happy düster.
»Kopf hoch, Lover Boy. Ich hab nur Spaß gemacht«, sagte Melody. »Ich werde nicht zulassen, dass unser widerlicher Teamleiter dich aus dem Fenster wirft.«
»Na danke«, meinte Happy.
»Nicht, solange es noch andere Möglichkeiten gibt.«
Happy warf ihr einen bösen Blick zu. »Ich weiß nicht, warum ich es mit dir überhaupt aushalte.«
»Weil ich dieses unfassbar eklige Ding mit der Zunge machen kann«, gab Melody prompt zurück. »Und weil du es liebst, wenn ich –«
»Ich hör nicht zu, ich hör nicht zu!«, sagte JC laut. »Zu viel Information. Lassen wir den Gedanken, Happy aus dem Fenster zu werfen, mal fürs Erste beiseite. Die Wahrheit lautet doch: Ich glaube nicht, dass das, was hier ist, irgendeinen von uns rauslassen würde, ob nun durchs Fenster oder durch die Tür. Oder irgendwann in nächster Zeit. Melody, wenn du so nett wärst!«
»Ich weiß, ich weiß, finde einen Computer. Hier ist schon einer.«
»Dann fahr ihn hoch, und besorg mir ein paar Antworten«, sagte JC knapp und deutlich. »Besonders alles darüber, warum sich dieses Stockwerk so schlecht anfühlt.«
Melody setzte sich vor den Computer, und er schaltete sich an, bevor sie überhaupt Zeit gehabt hatte, ihn anzufassen. Sie starrte den Bildschirm für einen Moment böse an und hieb dann auf die Tastatur ein. Dateien tauchten auf und verschwanden wieder. Melody schnaubte laut. »Keine Firewalls, nicht einmal Sicherheitsprotokolle, wie vorhin. Jemand gibt sich enorme Mühe damit, es mir leicht zu machen.« Sie starrte wütend zur Decke. »Ich brauche keine Hilfe! Ich bin ein Genie, verdammt! Ich brauche niemanden, der mir die Hand hält!«
»Kümmer dich nicht um mysteriöse Helfer«, sagte JC. »Was für beunruhigende und vollkommen illegale Sachen haben die Wissenschaftler hier getrieben?«
»Hier wird bestätigt, was in den Papieren stand, die ich gefunden hatte«, erklärte Melody. »Nichts von dem, woran auf diesem Stockwerk geforscht wurde, hatte mit ReSet zu tun. Die Arbeit hier war das, was die VU vorher entwickelte, ehe zusätzliche Fördergelder das Interesse in eine andere Richtung lenkten. Das Unternehmen hat diese Forschungen im Hintergrund weiterbetrieben, für den Fall der Fälle. Die Wissenschaftler versuchten, menschliche Organe zu entwickeln, die besser waren als die Originale. Organe, die sehr viel widerstandsfähiger waren und den menschlichen Körper geradezu aufladen können.«
»Ich hab’s doch gesagt«, warf Kim ein. »Monster. Sie haben hier Monster geschaffen.«
»Sie haben mit einzelnen Organen gearbeitet und nicht Frankensteins Monster ins Leben gerufen«, korrigierte Melody nüchtern. »Und diesen Berichten zufolge hatten sie nicht einmal großen Erfolg damit. Von Stammzellen über Organe zu Superorganen – auf diesem Weg kann eine Menge schiefgehen. Aber etwas ist hier in diesem Stockwerk passiert, während weiter unten die Neuen Menschen geschaffen wurden. Seltsame Energien wurden entfesselt. Die haben alles in diesem Gebäude durchdrungen und beeinflusst, was mit ihnen in Berührung kam. Auch die Organe, die von dem Bio-Reaktor produziert wurden. Das schuf etwas. Neue Dinge. Die Wissenschaftler warfen nur einen Blick darauf und suchten kreischend das Weite.«
»Worauf warfen sie nur einen Blick?«, fragte Happy.
»Keine Ahnung«, sagte Melody. »Aber ich bin ziemlich sicher, dass, was auch immer diese Dinger sein werden, sie immer noch hier sind.«
Sie fuhr den Computer wieder herunter und stand
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