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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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runter«, sagte ich, mir des wie rasend rotierenden Uhrzeigers überdeutlich bewusst. »Wir sollten das in Realzeit besprechen.«
    »Wir können das auch so klären.«
    Akonit erhob sich und wandte sich mir zu, die Hände beschwichtigend erhoben. »Lass uns fortfahren, alter Mann. Wir haben alles unter Kontrolle.«
    »Nein, habt ihr nicht. Mezereum verbrennt die Gefangenen schneller, als wenn man Kohle ins Feuer werfen würde. Es sind nur noch zwei übrig. Wir können es uns nicht erlauben, noch einen zu verlieren.«
    »Einer reicht mir völlig«, sagte Mezereum und schob den Hebel weiter nach links.
    Ich wählte mich runter. Ich war allein in einem Raum mit lauter reglosen Wachspuppen. Ich rannte nach vorn und stürmte durch den elektrisch prickelnden Schutzschirm hindurch, der den Gefangenen die Sicht aufs Publikum verdeckte, auf Mezereums Podium. Sie blickte immer noch zu dem Platz, an dem ich gesessen hatte, doch ihr Gesichtsausdruck veränderte sich allmählich – es war, als beobachtete man den Beginn eines zeitlupenhaften Erdrutsches. Sie wandte langsam den Kopf und folgte dem Schemen, den sie von mir wahrnahm, mit den Augen. Ich löste ihre steifen Finger vom Steuerhebel und schob ihn weit nach rechts. Hinter mir entstand neue Bewegung, als andere Splitterlinge sich herunterwählten. Mezereums Rechte wanderte zentimeterweise auf ihr Chronometer zu.
    Jemand packte mich. Akonit riss mich herum, in seinem Gesicht spiegelten sich Verständnislosigkeit und Enttäuschung wider. »Das hättest du nicht tun sollen, alter Mann. Wir stehen in deiner Schuld, aber alles hat seine Grenzen.«
    »Sie hat sich nicht mehr unter Kontrolle«, sagte ich.
    Mezereum kehrte in die Realzeit zurück. »Verschwinde!«, sagte sie.
    »Der Hass hat bei dir die Oberhand gewonnen.«
    »Sie hassen uns. Was spricht dagegen, es ihnen ein wenig heimzuzahlen?«
    »Dass wir Gentianer sind. Weil die guten Werke aus sechs Millionen Jahren belegen, dass wir besser sind.«
    »In deiner Welt vielleicht. Nicht in meiner.« Sie nickte Akonit und Valeria zu. »Er meint es gut, aber wir dürfen nicht zulassen, dass er die Befragung weiter stört. Lasst ihn rausschaffen. Betonie soll entscheiden, wie wir mit ihm verfahren.«
    Betonie, der bis jetzt geschwiegen hatte, erhob sich ebenfalls. »Es tut mir leid, Campion, aber wir können dein Verhalten nicht dulden. Entweder du gehst freiwillig, oder wir lassen dich entfernen. Ich würde das nur ungern tun, aber wenn du dich unbedingt in den Mittelpunkt stellen willst …« Er schwenkte resigniert die Hand, als wäre mein Verhalten für ihn ein undurchschaubares Rätsel.
    »Vielleicht ist ja etwas dran an dem, was der Jurtina gesagt an«, erwiderte ich. »Wenn es hier einen Verräter gibt, läge es in seinem Interesse, dass die Gefangenen sterben. Dann bräuchte er nicht mehr zu befürchten, dass einer von ihnen seine Identität enthüllt.«
    »Geh!«, sagte Betonie. »Bevor du etwas sagst, was du hinterher bereust. Ich bin enttäuscht von dir, Campion. Ich hatte gehofft, du hättest die innere Größe, über Portulas Rüge hinwegzusehen und sie nicht zum Gegenstand einer Auseinandersetzung zu machen. Aber da habe ich mich offenbar getäuscht.«
    »Wir wurden auf fürchterliche Weise angegriffen«, sagte ich. »Der Angriff war brutal und ist ohne Vorwarnung erfolgt. Es ist unser gutes Recht, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Aber das bedeutet nicht, dass wir alle moralischen Prinzipien über Bord werfen dürften, von denen wir uns in der Vergangenheit haben leiten lassen.«
    »Die Zeiten ändern sich«, sagte Mezereum. »Sie haben das zu verantworten, nicht wir.«
    In diesem Moment wurde die Tür des Befragungsraums aufgerissen, und das rosige Licht des ymirischen Sonnenuntergangs strömte herein. Mit Erstaunen machte ich mir klar, dass wir bereits einen ganzen Tag hier zugebracht hatten. Klette – ein Splitterling, der bis jetzt auf Patrouille gewesen war – stand mit einem Einheimischen mit Gesichtsmaske und Flügeln im Eingang.
    »Wir sind noch mitten in der Befragung«, sagte Betonie.
    »Das muss warten«, erwiderte Klette. »Die Ymirer haben mich abgepasst, als ich gelandet bin.« Er trat zusammen mit dem Ymirer ein und schloss hinter sich die Tür. »Es geht um Miere«, sagte er.
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist tot.« Klette stockte – er konnte kaum sprechen. »Sie muss von einem der hohen Balkone gestürzt sein. Man hat sie auf der Schräge des Gebäudes der Hohen Güte gefunden, unter

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