Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
der Motor im Keller der Bibliothek, eine Maschine, die Wasserstoff in Daten umwandelte.
    Die Vigilanz umgibt einen Stern vom Soltyp, dem von der Hauptsequenz noch etwa eine Milliarde Jahre bleiben, wenn man nicht vorher ein Wurmloch in den Kern einbringt, um ihn mit neuem Brennstoff zu versorgen. Irgendwann hatte der Stern zweifellos ein ganzes Arsenal von Planeten, Monden, Asteroiden und Kometen besessen, doch davon war nichts mehr übrig. Jedes verwendbare Atom im System war in die Komponenten eines Dyson-Schwarms verbaut worden, von denen es rund zehn Milliarden gab. Die Früheren verstanden es, Welten zu zertrümmern und aus deren Überresten die lückenlose Schale einer Dyson-Sphäre zu formen. Menschen können das Zertrümmern nachahmen, doch bislang sind alle Versuche, eine Schale mit der erforderlichen Stabilität zu konstruieren, gescheitert. Wir schaffen es allenfalls, einen Stern mit einem Schwarm von Himmelskörpern einzuhüllen, die ihn auf unterschiedlichen Bahnen umkreisen wie Mücken eine Laterne.
    Fünfzig Lichtstunden von der Außengrenze entfernt, ersuchte ich per Funk um die Erlaubnis zur weiteren Annäherung und wies mich als Gentianer aus. Ich bekam keine Antwort. Ich verlangsamte bis auf Systemgeschwindigkeit und sandte weitere Annäherungsersuche aus. Ich verhielt mich vorschriftsgemäß und befolgte den weisen Rat des Datenspeichers. Die Entfernung verkürzte sich auf ein paar Lichtstunden. Ich bremste weiter ab, bis auf eine Geschwindigkeit, mit der ich ein Jahr gebraucht hätte, um die verbliebene Distanz zurückzulegen. Abgesehen von einem gelegentlichen kurzen Nickerchen blieb ich die ganze Zeit über wach und gestattete mir nicht einmal eine Dosis Synchromasch. Allmählich schwoll die schwarze Sphäre an, bis sie die Hälfte des Himmels einnahm und ihr Horizont so flach war, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre am Ende des Universums angelangt. Als ich noch drei Lichtsekunden entfernt war, ließ sich die Vigilanz herab, mich zur Kenntnis zu nehmen.
    Genau genommen handelte es sich um einen Angriff. Die sengenden Energien, die gegen die Bummelant anbrandeten, reichten aus, um mehrere Meter der Hülle zu verdampfen, bevor der Impassor seine volle Leistung erreichte. Ich hatte den Impassor nicht hochgefahren, weil man das als feindliche Absicht hätte interpretieren können. Was die Vigilanz betraf, handelte es sich lediglich um einen höflichen Anruf. Man stellte meine Ernsthaftigkeit auf die Probe und testete, ob es sich lohnte, mit mir Geschäfte zu treiben.
    Es hätte eigentlich reichen sollen, dass ich den Anruf überlebte, doch die Vigilanz hielt es für angebracht, die Eingangskriterien mehrfach zu verschärfen, bevor ich die Oberfläche des Schwarms erreichte. Immer stärkere Energien brandeten gegen meine Schutzschirme an und beanspruchten sie bis zur Leistungsgrenze. Hätte man mich als reale Bedrohung eingestuft, hätten mich die massierten Abwehrsysteme gleich mehrfach vernichten können. Stattdessen spielte man mit mir und neckte mich, nicht mehr und nicht weniger.
    In diesem Moment öffnete sich ein Tor. Die Orbits Tausender Außenkörper waren so justiert worden, dass sich im Schwarm ein dunkler Tunnel bildete, der pfeilgerade ins Zentrum führte. Meine Nervosität erreichte ihren Höhepunkt. Als das Tor sich hinter mir schloss, war ich von allen Seiten her verwundbar. Während ich tiefer sank, verdeckten mir die Schwarmkörper die Sicht auf den offenen Raum. Die Bummelant meldete, der Raum ringsum knistere von Informationen. Die Hauptstrahlen wurden um uns herumgeleitet, doch hin und wieder wurde ein Photon an einem Staubkorn gestreut und auf die Sensoren der Bummelant abgelenkt.
    Die Sphären waren künstliche Welten. Die größten von ihnen hatten einen Durchmesser von zehn Kilometern, die kleinsten waren kaum größer als die Bummelant . Die dunkle, glatte Oberfläche der Sphären wurde nur von den kreisförmigen Öffnungen der Signalantennen durchbrochen. Dem Datenspeicher zufolge befanden sich in den Sphären konzentrische Ebenen von informationsverarbeitenden Maschinen, die um einen faustgroßen Kern von Quarkmaterie angeordnet waren. Levatoren hinderten die Knoten daran, in sich zusammenzufallen. Die Daten waren entsprechend ihrer Verlässlichkeit und Abrufhäufigkeit in Schichten angeordnet. Besonders wertvolle Daten oder solche, die nur selten aktualisiert wurden, waren in der sicheren, stabilen Tiefe der Quarkkerne konzentriert. Es war mühsam, sie ein- und

Weitere Kostenlose Bücher