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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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anderen werdet ihr bald treffen«, sagte er. »Sie befinden sich alle auf Neume, abgesehen von denen, die für Patrouillenflüge eingeteilt wurden. Jedes Schiff, das ins System einfliegt, wird mit äußerstem Misstrauen betrachtet – ich muss euch leider sagen, dass wir bereits drei hereinkommende Raumfahrzeuge zerstören mussten, da sie sich nicht identifizieren konnten. Wie sich herausstellte, handelte es sich um Forschungssonden lokaler Schwellenzivilisationen, aber unsere Nervosität ist wohl nachvollziehbar.«
    »Ich glaube nicht, dass uns jemand gefolgt ist«, sagte ich. »Wir haben die Verfolger abgeschüttelt. Betonie – es gibt noch etwas, das du wissen solltest. Wir haben Gefangene an Bord. Akonit und die anderen haben sie um die Zeit herum festgenommen, als Schwingel gestorben ist.«
    »Ja, von Schwingel haben wir gehört. Furchtbare Neuigkeiten. Aber er hatte einen ehrenvollen Tod, nicht wahr? Am Ende hat er der Familie doch noch zur Ehre gereicht.« Er nickte und schwieg einen Moment lang gedankenversunken, als wäre dies das erste Mal, dass er des Toten gedachte. Dann sagte er: »Erzähl mir von den Gefangenen.«
    »Es sind vier. Nur von einem kennen wir den Namen: Grilse, ein Splitterling der Marcellin-Familie.« Seine Reaktion vorwegnehmend, fuhr ich fort: »Ich weiß – bis jetzt hatten wir nie Schwierigkeiten mit den Marcellins. Vielleicht hat Grilse ja auf eigene Faust gehandelt. Angeblich ist er vor zehn oder elf Umläufen auf der Strecke geblieben.«
    »Habt ihr ihn schon verhört?«
    »Akonit und Mezereum haben ihn so gut es ging befragt, wollten ihn aber nicht umbringen. Sie hielten es für geraten, sich härtere Verhörmethoden für die Zeit nach der Landung auf Neume aufzusparen.«
    »Das war eine kluge Entscheidung. Wenn die Gefangenen die einzige Verbindung zu den Angreifern darstellen, müssen wir sie so vorsichtig behandeln wie den größten Schatz des Universums. Vielleicht sind sie das sogar. Aber eine Landung kommt nicht in Frage, tut mir leid.«
    »Warum nicht?«
    »Lokale Sitte. Unsere Daten waren ein wenig veraltet; auf Neume ist eine neue Zivilisation entstanden.«
    »Und die Einheimischen wollen nicht, dass wir landen?«
    »Ach, die hätten bestimmt keine Einwände. Sie haben keine Vorbehalte gegenüber den Familien oder unseren Raumschiffen. Der Empfang war sogar ausgesprochen freundlich. Das Problem ist die Frakto-Koagulation, die auch als Luftgeist bezeichnet wird.«
    »Diese posthumane Intelligenz?«, fragte ich und musste an die Zusammenfassung denken, die uns der Datenspeicher gegeben hatte, nachdem wir den Belladonna-Rückzugsplaneten identifiziert hatten.
    Betonie wirkte erfreut. »Du hast deine Hausaufgaben gemacht. Den Luftgeist gibt es schon seit Millionen Jahren – er ist älter als jede einheimische Zivilisation. Die Einheimischen fühlen sich als seine Beschützer – und das aus gutem Grund, denn er ist so ziemlich der einzige Anlass für Besuche von außerhalb. Sie erforschen und verehren ihn, wobei die Unterschiede verschwimmen. Allerdings lassen sie keinen Zweifel daran, dass sie auf keinen Fall zulassen wollen, dass jemand oder etwas ihn verstimmt – und das Eindringen eines fünfzig Kilometer langen Raumschiffs in die Atmosphäre fällt leider in diese Kategorie.«
    »Dann können wir ja zur Oberfläche flitzen.«
    »Dort gibt es keine Vakuumtürme, Campion. Ich fürchte, du wirst dich eines Shuttles bedienen müssen – ich hoffe, du wirst den Stilbruch verwinden.«
    »Es wird schon gehen.«
    »Bestimmt. Ist Portula ebenfalls wach?«
    »Sie sollte jeden Moment auftauchen. Die Silberschwingen sind darauf programmiert, der Bummelant zu folgen, solange sie keine offensichtlichen Dummheiten begeht.«
    »Dann folge mir, wir werden schon einen Parkplatz für dein Schiff finden. Eine Willkommensparty kann ich dir nicht versprechen – die kollektive Stimmung ist in letzter Zeit eher gedrückt. Aber wir werden unser Bestes tun.«
    »Da bin ich mir sicher«, sagte ich.
    Betonies grünes Krötenraumschiff schwenkte herum und schleuderte mir die Raumzeit ins Gesicht.
     
    »Bist du sicher, dass er es war und dass du nicht einer Täuschung der Angreifer aufgesessen bist?«
    »Ja«, sagte ich mit größter Geduld, denn sie hatte mir diese Frage seit Verlassen des Kryophags schon fünf- oder sechsmal gestellt, meiner Antwort jedes Mal aufmerksam gelauscht und sie als ausreichend eingestuft. »Wäre es jemand anders als Betonie, würde das bedeuten, dass jemand so tief

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