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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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mag.«
    »Magistratin«, sagte Portula, als wir schon im Begriff waren, zu den wartenden Gentianern hinüberzugehen, »bevor Sie Ihr Sprachverständnis ausschalten, möchte ich Sie noch etwas fragen. Allerdings könnte es unverschämt erscheinen, das Thema gerade jetzt anzusprechen …«
    Bei mir schrillten die Alarmglocken, denn ich ahnte, worauf sie hinauswollte. »Portula«, flüsterte ich, »das kann doch warten.«
    »Was gibt es, Splitterling?«
    »Seit wir von Neume gehört haben, bin ich gespannt, mehr über den Luftgeist zu erfahren.«
    »Das gilt für die meisten Besucher«, sagte Jindabyne, deren Stimme plötzlich ein wenig gepresst klang. »Wenn es diese Neugier nicht gäbe, könnten wir keinen Handel führen.«
    »Ich frage mich, ob es vielleicht möglich wäre … ihm zu begegnen. Oder zumindest mit ihm zu kommunizieren.«
    Bislang hatte ich in Jindabynes Gesicht kaum eine Regung wahrgenommen, doch nun ließ sie die Diplomatenmaske für einen Moment fallen, und dahinter kam ihre Anspannung zum Vorschein. »Seien Sie versichert, dass es ein großes Archiv gibt, das in der öffentlich zugänglichen Abteilung zahlreiche Beobachtungen und Analysen zur Verfügung stellt, die bis zu den letzten Tagen der Güte zurückreichen. Ich bin sicher, Sie werden dort alles finden, was Sie interessiert. Selbstverständlich werden Sie auch Gelegenheit haben, sich während Ihres Aufenthalts auf Neume mit Wissenschaftlern und Verehrern des Geistes zu treffen.«
    »Ich interessiere mich vor allem für den Geist selbst«, sagte Portula, »nicht für Archivmaterial.«
    »In der Zwischenzeit«, sagte ich, »werden meine Mitsplitterlinge und ich mit Freuden das Archiv nutzen. Es ist sehr großzügig von Ihnen, dass Sie uns Zugang dazu gewähren, Magistratin – und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um uns für Ihre Freundlichkeit erkenntlich zu zeigen.«
    Portula funkelte mich zornig an.
    »Normalerweise stellen wir die Archivnutzung in Rechnung«, sagte Jindabyne. »Gebühren und Energie halten unsere Welt am Laufen. Doch es ist uns eine Ehre, unseren Freunden der Familie Gentian Zuflucht zu gewähren, deshalb kommt eine Bezahlung nicht in Frage.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Akonit; es war seine erste Äußerung seit Verlassen des Shuttles. Er und Mezereum hielten jetzt einen respektvollen Abstand zueinander ein, damit man gar nicht erst auf den Gedanken kam, sie könnten miteinander verbandelt sein.
    Dies nahm Betonie anscheinend als Stichwort. »Mit der Erlaubnis der Magistratin möchte ich nun die vier verlorenen Splitterlinge wieder im Kreise der Familie willkommen heißen! Campion und Portula, Mezereum und Akonit – und Luzerne, Melilo und Valeria, die sich noch an Bord des Shuttles befinden! Das ist mehr, als wir zu hoffen wagten!«
    Die Splitterlinge jubelten und applaudierten. Ich hob grüßend die Hand. Ich fühlte mich überhaupt nicht als heimkehrender Held, doch ich musste mich irgendwie erkenntlich zeigen.
    Portula lächelte reizend und hob die Hand. »Ich freue mich, dass so viele von uns überlebt haben«, sagte sie. »Ich hatte schon befürchtet, außer uns hätte es niemand bis hierher geschafft. Es tut gut, euch wiederzusehen.«
    Betonie nicht mitgezählt, hielten sich bereits vierundvierzig Splitterlinge auf Neume auf. Da war die gertenschlanke Miere, so wunderschön wie eh und je mit ihrem blauweißen Haar, das die Farbe von Schnee bei Vollmond hatte. Da war der dunkelhäutige Hederich, in dem ich nie einen Verbündeten gesehen hatte, der mir jetzt jedoch zunickte, als wollte er sagen, das alles liege nun hinter uns. Und da war auch der stets zu einem Scherz aufgelegte Reseda, der sich in seiner beleibten Reunions-Anatomie zeigte. Und dann waren da noch Sainfoin, Medicago, Bilse, Bartsia und Rainfarn.
    Portula und ich gingen zu den Überlebenden hinüber und schüttelten Hände, während Akonit und Mezereum uns folgten.
    »Ich habe mich in dir getäuscht, Campion«, sagte Galgant, ein Splitterling, den ich erst jetzt bemerkte, da er mir über Rainfarns Schulter hinweg die Hand reichte. »Das werde ich mir nie verzeihen. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich das mal sagen würde, aber nicht auf Schwingel zu hören, war das Beste, was du tun konntest.«
    »Die Entscheidung, ins System einzufliegen, hat auch Portula mitgetragen«, sagte ich.
    »Natürlich«, meinte Galgant. Er war etwa so groß wie ich, hatte ein verkniffenes Gesicht, rötliche, fleischfarbene Haut und kurz

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