Das Haus der Sonnen
milchweißen Kopf. »Wir teilen das Entsetzen über das Unglück, das Ihrer Familie zugestoßen ist.« Seine Stimme war tief, sonor und ausgesprochen trostvoll; sie berührte mich tief und schien mir zu versichern, dass mir und meinen Liebsten in seiner Gegenwart nichts geschehen könne. »Seien Sie versichert, dass das Maschinenvolk alles in seiner Macht Stehende tun wird, um Ihnen dabei zu helfen, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Das verspreche ich Ihnen.«
»Waren Sie die einzigen Maschinenwesen, die es zur Reunion geschafft haben?«, fragte Portula.
»Soviel wir wissen, ja«, antwortete die reizende Kadenz. »Es könnte natürlich sein, dass einige von uns bei der Annäherung ans System ums Leben kamen, nachdem der Angriff bereits stattgefunden hatte. Das aber halte ich für unwahrscheinlich. Wir haben einen starken 3Selbsterhaltungswillen.«
Ich dachte daran, wie Hesperus sich in Gefahr begeben hatte, um uns zu helfen, enthielt mich aber einer Bemerkung.
»Haben Sie schon von unserem Gast gehört?«, fragte Portula.
»Von Hesperus?«, sagte Kaskade. »Ja, natürlich. Sein Wohlergehen hat für uns allerhöchste Bedeutung. Wir würden ihn gern bei nächster Gelegenheit untersuchen.«
»Wir danken Ihnen für alles, was Sie für ihn getan haben«, setzte Kadenz hinzu. »Wo befindet er sich im Moment?«
»An Bord meines Schiffes, der Silberschwingen des Morgens «, antwortete Portula. »Sie befindet sich im Orbit – wir mussten sie dort oben lassen.«
»Darüber sollten wir vielleicht später sprechen«, sagte ich. »Hesperus hat bis jetzt überlebt – da kommt es auf einen weiteren Tag nicht mehr an.«
Kadenz und Kaskade nickten einmütig. »Dann unterhalten wir uns morgen«, sagte der weibliche Roboter. Ihr silbernes Gesicht war aus feinen Kanten und flachen Oberflächen zusammengesetzt, wirkte aber dennoch ausgesprochen feminin. Ich fragte mich, ob Portula sich auf gleiche Weise von Kadenz’ maskuliner Erscheinung angezogen fühlte.
Betonie reichte dem elefantenartigen Posthumanen die Hand. »Ich möchte euch nun Ugarit-Panth vorstellen, den Umherschweifenden Botschafter der Vereinigung der Tausend Welten, einer sehr angesehenen und stabilen Superzivilisation der mittleren Ebene, die im Perseus-Arm beheimatet ist.«
Der Botschafter hob den Rüssel. Er endete in einer fünffingrigen Hand mit einer rosigen Öffnung auf der Handfläche. Ich schüttelte das abstoßende Anhängsel und schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln.
»Es tut mir sehr leid, Botschafter.«
Seine dunklen Augen saßen beiderseits der massigen, wulstigen Stirn. »Was tut Ihnen leid, Splitterling?«
»Das, was Ihnen zugestoßen ist …«
»Was sollte das denn gewesen sein?«
»Als der Sternendamm versagt hat …« Ich verstummte; Betonie hatte sich bei mir untergehakt und zog mich mit sanfter Gewalt weiter.
»Er hat die Zivilisationen durcheinandergebracht, Botschafter – er hat den Pantropischen Nexus gemeint. Nicht wahr, Campion?«
»Ja, das stimmt«, sagte ich verwirrt.
»Dabei befindet sich der nicht einmal innerhalb des Perseus-Arms. Aber so ist unser Campion nun mal – galaktische Geographie war noch nie seine Stärke, hab ich Recht?«
»So muss es wohl sein«, sagte ich benommen.
»Von welchem Sternendammversagen sprechen Sie?«, fragte der Botschafter.
»Es gab ein Gerücht bezüglich eines Versagens«, antwortete Portula und schirmte mich vor dem Botschafter ab. »Aber ich habe mich informiert. In Wirklichkeit handelte es sich lediglich um eine planmäßige Detonation. Bisweilen lässt man Sterne sich in eine Supernova verwandeln, zumal dann, wenn sich in der Nähe ein sternenbildender Nebel befindet, der eine Metall-Anreicherung oder einen anderen Auslöser braucht, bevor er sich zu verdichten beginnt.«
»Und was hat es mit dem Pantropischen Nexus auf sich?«
»Er wurde davor gewarnt, seine Expansion in die Gefahrenzone hinein fortzusetzen. Als der Stern explodierte, bekamen einige seiner Sonnensysteme tödliche Strahlendosen ab. Wahrscheinlich hat Campion daran gedacht.«
»Ja«, sagte ich und nickte heftig mit dem Kopf. »Der Pantropische Nexus. Diese Dummköpfe.«
»Darüber sollten wir uns eingehender unterhalten«, sagte der Botschafter zu Betonie.
Betonie lächelte angestrengt. »Und das ist der ehrenwerte Splitterling Japji von der Torquata-Familie …« Als wir außer Hörweite des Elefantenbotschafters waren, zischte er: »Er weiß es noch nicht.«
»Das habe ich mir gedacht. Wann wollt
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