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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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getroffen?«
    »Vorsorge?« Rosa lachte bitter. »Das Kind ist von Jordi, nicht von Vicente.« Sie verlagerte Loulou auf ihrer Hüfte. »Es ist nicht von ihm, das weiß ich. Wenn ich am fruchtbarsten bin, sage ich ihm, ich hätte meine Periode. Für einen Metzger ist er sehr zimperlich, wenn es um Blut geht, wenn du verstehst, was ich meine. Oder er ist zu betrunken, um es zu merken – ich bin vorsichtig, ich sage ihm, er sei so ein großer Mann, dass ich davon ein bisschen blute …« Sie wandte ihr bleiches, müdes Gesicht Freya zu.
    »Rosa!«, brüllte Vicente die Treppe hinauf.
    »Ich komme!«, rief sie. Freya folgte ihr, als sie nach unten rannte. Im Eingang zur Küche blieb sie wie erstarrt stehen. Vicente stand auf einem Stuhl und hängte ein Bild von Franco über den Kamin. Als er herabstieg und sich umwandte, sah er sie an, die Augen herausfordernd zusammengekniffen. Sein verletztes Ohr war blutverkrustet.
    »Hier wird bald alles seine Richtigkeit haben.« Er legte den Arm um Rosa, zog sie grob zu sich. »Barcelona ist schon gefallen, und wir sind bereit, wenn sie kommen. Ich würde ja gerne sagen, du wirst mir fehlen …«, sagte er zu Freya.
    »Aber du kannst es nicht?«
    »Ich bringe dich jetzt nur deshalb nicht um, weil du eine Freundin von Rosa bist.«
    »Du kannst mir keine Angst machen«, sagte Freya ruhig und ging zu ihm hinüber. Rosa blickte sie warnend an. »Ich bin Krankenschwester, kein Soldat.«
    »Woher sollen wir das wissen?«, höhnte er. »Du könntest eine Spionin sein. Wir haben Möglichkeiten, das herauszufinden.«
    »Das würde dir gefallen, was?«, provozierte sie ihn. »Es macht dir Spaß, Frauen wehzutun, stimmt’s Vicente? Macht das mehr Spaß, als Stiere zu reizen?«
    »Du …!« Er hob die Hand.
    »Señor!« , unterbrach Macu. Sie kam mit einer gewaltigen Pfanne dampfender Paella vom Herd draußen durch die Tür. Im Garten hinter ihr züngelten die Flammen, das Orangenholz glühte und knackte und Rauch stieg auf.
    »Vicente«, sagte Rosa, »wir müssen essen.«
    »Zum Teufel damit.« Er warf die Paellapfanne mit einem Tritt zu Boden. Überall lag safranfarbener Reis verstreut. Macu fiel auf die Knie und duckte sich.
    Vicente wandte sich Freya zu. »Sieh dich doch nur an«, zischte er, das Gesicht nahe an ihrem. »Welcher Mann würde dich schon wollen? Du magere Hure …«
    »Vicente!« Rosa zog ihn am Arm. Mit dem freien Arm holte er aus und schleuderte sie gegen die Theke.
    »Weg von mir, Frau. Du bist keinen Deut besser.«
    Rosa krümmte sich keuchend.
    »Du Tier!«, rief Freya. »Wie kannst du sie schlagen, wo sie schwanger ist …« Sie verstummte mitten im Satz, als Rosa sie verzweifelt anblickte.
    Ein verschlagener Ausdruck zog sich über Vicentes Gesicht. »Stimmt das?« Er riss Rosa an sich, presste seine Lippen fest auf ihre. »Ha!« Er drückte die Hüfte gegen sie. »Ha!« Er reckte die Brust nach vorn und bog den Kopf mit der Arroganz des Matadors zurück. »Jetzt gehörst du richtig mir«, murmelte er. Loulou fing an zu weinen.
    »Ich muss mich um sie kümmern«, sagte Rosa.
    »Lass sie«, sagte Vicente. »Lass den kleinen Bastard.« Er packte sie am Handgelenk und ging davon. Rosa zuckte zusammen.
    »Du tust ihr weh!«, rief Freya.
    »Damit?« Er grinste anzüglich. »Das ist nur der Anfang.« Seine Fingerknöchel wurden weiß, als er ihren Arm drückte. »Jeden Tag wirst du bezahlen … und wenn sie alt genug ist« – er verzog grausam den Mund – »dann wird auch sie bezahlen.«
    Freya schmeckte bittere Galle. »Nein«, sagte sie, »das lasse ich nicht zu.«
    »Du?« Er schob Rosa weg. »Was kannst du schon ausrichten? Du bist ein Nichts. Raus hier.« Er nahm Freyas Koffer und warf ihn zur Tür hinaus. »Ich mache, was ich will.« Er schaute sie höhnisch an. »Das ist mein Haus.«
    »Es ist das Haus der del Valles – Jordi gehört es von Rechts wegen genauso wie dir«, sagte Rosa ruhig. Sie trat vor und umarmte Freya. »Es tut mir leid. Sehr leid, was er dir angetan hat. Vergiss es. Vergiss uns alle.«
    »Nein.« Freya kniff die Augen zusammen und umarmte Rosa. »Ich werde dich und Loulou nie vergessen. Ich warte auf euch. In Cerbère gibt es ein Krankenhaus, dort werde ich sein«, flüsterte sie. »Ich warte auf euch.«

46

    Valencia, Januar 2002
    Macu lehnte sich zurück und nahm ihr leeres Glas in beide Hände. Hinter den Fenstern des Cafés funkelten die Lampen auf dem Dorfplatz wie Juwelen in der Nacht. »Das war das letzte Mal, als ich Freya gesehen

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