Das Haus der Tänzerin
sein.«
Delilah verdrehte die Augen. »Du musst gar nicht versuchen, irgendetwas zu sein – du bist einfach perfekt. Das Gesicht einer erfolgreichen Firma, Hausfrau, Schönheit, treue Freundin … du hattest alles, und jetzt bist du die Mutter seines Kindes.« Sie beugte sich zu Emma vor. »Gratuliere.«
»Das sollte keine Rache an dir sein, falls du das glaubst.«
»Du hast ihn gevögelt, nachdem er mit mir zusammen war«, sagte sie gepresst. »Du hast ein Kind von ihm. Das ist nicht gerecht, du hast immer noch einen Teil von Joe.«
»Wir trauern beide um ihn«, flüsterte Emma und warf einen kurzen Blick zu Solé hinüber.
»Ja, nur ich darf es nicht. Ich war das Miststück, das euch auseinandergebracht hat.«
»Spiel das Opfer, wenn du willst, Lila, das konntest du schon immer gut.«
»Er hat mich geliebt. Er hat mich geheiratet.«
»Er hat uns beide geliebt, und daran wird sich nie etwas ändern.« Sie sah auf die Uhr. »Solé, würdest du Joseph bitte zur Kirche bringen? Ich komme in ein paar Minuten nach. Luca erwartet dich.«
»Luca? Wer ist Luca?«, fragte Delilah, während sie Solé das Baby reichte. Emma versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie erleichtert sie war.
»Josephs Pate. Ein Freund.«
»Wie nett. Genau wie ich.«
Emma wartete, bis sich die Haustür geschlossen hatte. Dann wandte sie sich Delilah zu. »Du hast alle Rechte auf meine Freundschaft verwirkt, als du das erste Mal mit Joe geschlafen hast.«
Delilah hob die Hände. »Vergib mir.«
»Nenne mir einen guten Grund, weshalb ich das tun sollte.« Emma funkelte sie böse an.
»Weil es mir von Herzen leidtut.« Sie legte den Kopf schief. »Weil ich wette, dass du mit sonst niemandem die ganze Nacht wach geblieben bist und James Taylor gehört hast. Weißt du noch?« Sie begann zu singen. »You’ve got a friend …«
»Hör auf!« Emma nahm ihre Handtasche und hängte sie sich über die Schulter. »Fang jetzt bloß nicht an, mir etwas vorzusingen.« Sie ging hinaus.
»Ja, das konnte ich noch nie besonders gut.« Delilah folgte ihr nach draußen und setzte sich ihre Sonnebrille auf. Der goldene Rahmen funkelte in der Sonne.
»Hör zu, jetzt ist ein schlechter Zeitpunkt.«
»Ich bleibe nicht lange. Ich will nur, dass du die Papiere unterschreibst.«
»Darüber muss ich erst nachdenken«, sagte Emma, während sie hinter ihnen zuschloss. »Wo wohnst du?«
»Hier.«
»Das ist ja wohl nicht dein Ernst.«
»Was willst du denn machen? Mich rauswerfen? Wir müssen den Deal mit den Japanern besprechen. Du musst dich übrigens nicht bei mir bedanken …«
»Mich bedanken?«, rief Emma.
»Ohne mich wäre der gesamte Verkauf geplatzt. Du willst einen sauberen Strich ziehen? Gut. Das kannst du haben.« Die Frauen schritten durch das Tor und machten sich auf den Weg zum Dorf. Delilah schielte zu Emma hinüber. »Du siehst viel zu gut aus für eine Frau, die gerade ein Baby bekommen hat.«
»Schmeichelei bringt dich nicht weiter.« Emma hatte immer noch pochende Kopfschmerzen und zuckte in dem grellen Licht der Sonne zusammen. »Weißt du, wann ich mir zum ersten Mal ganz sicher war, dass du und Joe eine Affäre habt? Ich fuhr ins Büro und sah dich über die King’s Road laufen. Ich habe dir gewunken und bin langsamer gefahren, um dich mitzunehmen – ich weiß, dass du mich gesehen hast, aber du bist einfach weitergegangen.«
»Daran erinnere ich mich nicht.«
»Du hattest Gewissensbisse, sodass du mir nicht ins Gesicht schauen konntest.«
»Das war nach dem ersten Mal«, sagte Delilah leise.
»Wo ist das denn passiert?«
»Was?«
»Wann hat eure Affäre begonnen?«
»Nicht, Em …«
»Nein!«, brüllte Emma und blieb abrupt stehen. »Ich will es wissen. Was glaubst du wohl, wie viele Nächte ich mich in den Schlaf geweint habe, Lila? Mich gefragt habe, wie und wo es anfing?«
»In Brighton«, hauchte Delilah.
»In Brighton?«
»Wir hatten lange gearbeitet. Es war ein schöner Abend. Ich habe Joe vorgeschlagen, einfach noch an die Küste zu fahren, so wie früher.«
Emma erinnerte sich, wie sie zu dritt in Joes Cabrio saßen. Delilah war meistens verkatert und schlief auf dem Rücksitz, der Wind peitschte Emma ins Gesicht, während sie auf die Küste zurasten.
»Eigentlich hätte ich es werden sollen«, sagte Delilah leise.
»Was?«
»Ich habe die ganze Zeit auf ihn gewartet. Zu Hause hatte er diese Freundin …«
»Clare?«
»Ja, genau. Die brave Clare. Während des gesamten ersten Jahrs an der Columbia ist er
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