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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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ist los? Es hört sich an, als würdest du weinen.«
    »Nein, nein. Es ist nur, weil ich so glücklich bin. Das hier fühlt sich so wunderbar an, und du bist der erste Mensch seit langer Zeit, der etwas so Nettes für mich getan hat.«
    Sum Sum streckte den Arm aus, um die Hand ihrer Freundin zu berühren.
    Genau in diesem Moment wurden die roten Torflügel aufgestoßen.
    Die Gebetshallenleiterin Jampa stand auf der Schwelle, die Hände in die Hüften gestemmt, das Gesicht rot vor Zorn.
    »Bei der Mutter aller Buddhas, was macht ihr hier?«, schrie sie und hörte sich dabei wie eine erschrockene Gans an. »Raus aus diesen Fässern. Auf der Stelle!«
    Die Mädchen griffen erschrocken nach ihrer Kleidung. Sobald sie ihre Gewänder angelegt hatten, standen sie Seite an Seite da, nass und zitternd wie zwei Kätzchen. Dampf stieg von ihren kahl geschorenen Köpfen auf.
    Mit finsterem Blick und bebenden Nasenflügeln wies Jampa sie an, sich sofort in ihren Schlafsaal zu begeben.
    »Geht und denkt darüber nach, was ihr getan habt. Geht und bittet die ewigen Götter des Berges um Vergebung. Ihr könnt von Glück sprechen, wenn euch die Äbtissin nicht rauswirft!«
    »Bitte, sag der Äbtissin nichts!«, jammerte Tormam. »Wir werden es auch nie wieder tun!«
    »Das war ganz allein meine Idee«, erklärte Sum Sum tapfer und starrte die Gebetshallenleiterin, deren Gesicht inzwischen so rot war, dass Sum Sum fürchtete, sie würde gleich einen Herzanfall bekommen, trotzig an. »Lass Tormam aus der Sache raus.«
    » Aiyoo! Wer bist du, dass du es wagst, mir zu sagen, was ich tun und was ich lassen soll?«
    »Ich meine doch nur, dass, wenn du schon jemanden bestrafen willst, ich diejenige sein sollte.«
    Die Worte waren aus Sum Sums Mund herausgepurzelt, noch bevor sie über ihre Bedeutung nachdenken konnte.
    Tormam gab ein erschrockenes Jaulen von sich und schlug die Hände vor den Mund. Sie schien Sum Sums Freimütigkeit nicht fassen zu können.
    »Was für eine Unverschämtheit!« Jampas Worte trafen Sum Sum wie der Schlag mit einer Pferdepeitsche. »Ich werde euch beide später rufen lassen, wenn ich entschieden habe, wie ich mit euch verfahre.« Jampa betrachtete das dampfende Wasser in den Fässern und schüttelte den Kopf. »Ich bin unglaublich enttäuscht von euch.« Sie klatschte energisch in die Hände. »Und jetzt geht!«
    Als sie in ihrem Schlafsaal saßen, hörten sie die anderen Novizinnen, die in der Gebetshalle beim Abendgebet saßen. Ihr melodischer Singsang drang durch die Wände, begleitet von damaru -Trommeln und rolmo -Becken. Sum Sum starrte ihre Handflächen an, so als könne sie in ihrer Lebenslinie eine Lösung für ihr Dilemma finden.
    »Es tut mir leid, Tormam. Bist du jetzt böse auf mich?«
    Den Kopf gesenkt sah ihre Freundin aus, als versuche sie, in die Zukunft zu blicken.
    »Ich will nicht, dass du auf mich böse bist, lah .«
    Tormam lächelte. Die Antwort stand in ihren Augen. »Ich bin nicht böse auf dich. Wirklich nicht.« Sie hielt sich die Hand vor den Mund, als sie kicherte. »Tatsächlich hat es mir sogar riesigen Spaß gemacht.« Sie wurde rot, als wäre es ihr peinlich, das zuzugeben.
    Sum Sum sagte nachdenklich: »Weißt du, irgendein großer englischer Schriftsteller hat einmal gesagt: Das größte Vergnügen im Leben besteht darin, das zu tun, von dem andere behaupten, es sei nicht möglich. Ich finde, da ist etwas dran.«
    »Woher kennst du denn einen englischen Schriftsteller?«
    »Ich war in England.«
    »Warst du nicht!«
    »War ich wohl, lah . Im Sommer wird es dort erst um elf Uhr abends dunkel. Ich bin in einem Auto ohne Dach gefahren, und ich habe Klack Gabel im Kino gesehen. Aber es kommt mir so vor, als wäre das alles schon sehr, sehr lange her.«
    Sum Sum verfiel in Schweigen und starrte wieder stumm ihre Hände an.
    »Erzähl mir mehr von deiner Vergangenheit.« Tormam beugte sich erwartungsvoll ein Stück nach vorn.
    »Meine Vergangenheit? Meine Vergangenheit ist nur noch Nebel«, flüsterte Sum Sum.
    Sie ging in Gedanken die Jahre zurück und dachte an Lu See, an Cambridge und an alles, was sie zurückgelassen hatte. Es gab so vieles, was sie ihrer schüchternen Freundin gern erzählt hätte, aber ihre Lippen blieben verschlossen. Erst am Tag zuvor hatte Tormam sie nach ihrem früheren Leben gefragt, ob sie hatte heiraten und Kinder haben wollen, ob sie überhaupt einmal darüber nachgedacht hätte. Sum Sum hatte sie lange angesehen und ihr dann geantwortet: »Ja und

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