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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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und zu ziehen. Mit steifem Nacken, verkniffenen Gesichtern und geblähten Nasenflügeln spannten sie alle ihre Muskeln und Sehnen an.
    Die Mädchen begannen zu kichern.
    »Wagt es ja nicht zu lachen!«, schimpfte Jampa. »Und kein Wort davon zu irgendjemandem!«
    Sum Sum biss sich auf die Zunge. In ihren Augen blitzte es rebellisch.
    Sie packten zu und kneteten. Nach und nach bekamen sie Jampas Körper frei. Auf ihrer Haut erschienen überall dort, wo sie an der Wand des Fasses entlanggescheuert war, purpurfarbene Flecke. Ein letzter beherzter Ruck und ein schrilles Heulen, dann lösten sich ihre runzeligen Pobacken wie ein Korken aus einer Flasche.
    Jampa lag hilflos zappelnd auf dem Boden wie eine verletzte Flunder. Euphorisch, aber noch immer am ganzen Körper zitternd stieß sie einen erleichterten Schrei aus. Die Mädchen begannen unverzüglich damit, ihre Beine zu reiben, damit wieder Leben in sie kam. Sum Sum, die fand, dass Jampa in diesem Zustand doch sehr einer Dörrpflaume ähnelte, dunkelrosa, wund und schrumpelig, grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Es fühlt sich an, als hätte jemand meinen Hintern mit einem Lineal bearbeitet«, keuchte die alte Nonne.
    Sie führten sie an den warmen Herd, in dem noch immer die Holzkohle glühte, nahmen einige der Ersatzgewänder von den Haken an der Wand und hüllten sie darin ein. Mit hängendem Kopf und zusammengesunkenem Körper sah Jampa die Mädchen an und hob warnend ihren Zeigefinger. Als sie dann aber den schelmischen Ausdruck in Sum Sums Augen sah, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Einen Augenblick später brachen alle drei, durchnässt wie sie waren, in lautes Gelächter aus.
    Nachdem alle Lichter im Schlafsaal gelöscht waren, lehnte sich Tormam über die Kante ihrer Pritsche und neigte den Kopf in Sum Sums Richtung. Auf ihrer rasierten Kopfhaut spiegelte sich das Licht des tibetischen Mondes.
    »He«, flüsterte sie über die Lücke zwischen ihren Betten hinweg. »Ich musste gerade daran denken, dass du diese Reise nach England gemacht hast. Warum erzählst du denn nie etwas davon? Warum sprichst du nie über deine Vergangenheit?«
    »Weil ich es nicht will.« Sum Sum starrte zur Decke hinauf, ihr Blick verlor sich in der Dunkelheit.
    »Warum? Ist irgendetwas Schlimmes passiert?«
    Sum Sums Herz setzte einen Schlag aus. »Ja, es ist etwas Schlimmes passiert. Und eben darüber will ich nicht sprechen. Bist du begriffsstutzig oder was?«
    »Ich hab doch nur gefragt«, sagte Tormam. Sie klang verletzt.
    »Mach nicht so ein Gesicht. Und jetzt schlaf«, sagte Sum Sum kurz angebunden. Sie hatte nicht vor, ihre Erinnerungen heraufzubeschwören. Aber es war schon zu spät – ihre Vergangenheit begann bereits, nach ihr zu greifen, mit all dem, was sie hätte tun sollen und wollen, mit all dem Wie und all dem Warum.
    Sum Sum verspürte einen Moment lang den Drang, sich Tormam anzuvertrauen – ihr von Lu See und Adrian, von Pietro und von Cambridge zu erzählen, ja sogar von Aziz, aber sie konnte es einfach nicht. Sie hütete ein Geheimnis, von dem sie niemandem zu erzählen wagte – nicht ihrem Bruder, nicht der Äbtissin, nicht einmal Tormam. Alles, was sie tun konnte, war, dem Drang, sich Tormam anzuvertrauen, zu widerstehen.
    Damals hatte sie ein Opfer gebracht, das größte Opfer, das es in ihren Augen überhaupt gab. Etwas, das so tief ging, dass die Wunde noch immer blutete. Selbst jetzt erfüllte brennender Schmerz ihre Brust.
    Morgen ist ein neuer Tag, sagte sie sich. So neu wie die Fingernägel eines Säuglings. Jetzt will ich einfach nur vergessen.
    Nur konnte sie nicht vergessen, ganz egal, wie sehr sie sich auch abzulenken versuchte. In den Stunden nach Mitternacht, wenn sie schlaflos auf ihrer Pritsche lag, überrollte sie eine Flut von Erinnerungen. Ohne dass sie es wollte, ging sie immer wieder, Schritt für Schritt, die Ereignisse durch, die ihr zwanzigstes Lebensjahr bestimmt hatten, machte dabei an jedem entscheidenden Punkt eine Pause, spulte die Episoden eine nach der anderen vor ihren Augen ab, bis sie zu dem Tag kam, an dem ihr Kind geboren wurde.
    Die Wehen hatten zu später Stunde eingesetzt.
    Du musst pressen! Ayo – los! … Verdammt … sami! Pressen! PRESSEN !
    Draußen vor dem Fenster dämmerte noch nicht einmal der Morgen. Die Vorhänge waren zugezogen. Regen fiel auf das Kopfsteinpflaster der Bridge Street, klopfte an die Scheibe und erzeugte ein beständiges helles plink-plink .
    Mrs Slackford schob Sum Sum ein

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