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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Krokodilzähnen im Haar haben. Was sagst du dazu?«
    »Vielleicht«, meinte er mit einem nur mühsam unterdrückten Kichern, wobei sich seine Mundwinkel nach oben zogen.
    »Wirklich?« Sie starrte ihm in die Augen. »Du wirst da rüber nachdenken?«
    Er drehte sich um und hielt sie fest. Der Abendhimmel wurde vom Licht unzähliger Glühwürmchen erhellt. »Ja, ich werde darüber nachdenken.«
    Eine Woche später, der Regen durchnässte wieder einmal ihr provisorisches Lager, saß Mabel zusammengekauert unter dem Blätterdach einer Bananenstaude.
    »Bong, wie lange können wir so noch weitermachen? Ich meine, zu leben wie die Tiere, ständig verfolgt zu werden?«
    Er hantierte an den Knöpfen eines Funkempfängers herum.
    »Psst! Ich versuche gerade die richtige Frequenz zu finden.«
    Das Gerät gab einen seltsam hohen Ton von sich.
    »Wir leben wie Bankräuber auf der Flucht vor der Polizei.« Sie warf einen Kieselstein nach ihm. »Du hast dein Leben der Partei gewidmet. Dein Vater hat dasselbe getan, bis er von den Japanern getötet wurde. Und wofür das alles?«
    »Es wird jetzt nicht mehr lange dauern. Die Führer der Malayan Communist Party verhandeln bereits wegen eines Waffenstillstandes.«
    »Den Witz habe ich schon öfter gehört.«
    »Nein, es ist wirklich so.«
    »Versprichst du mir das?«
    Er suchte immer noch nach einem Sender. »Ich verspreche es dir. Es dauert bestimmt nicht mehr lange. Dann werden wir alle Zeit der Welt für uns haben.«
    Sie krabbelte durch den Regen auf ihn zu und umarmte ihn. »Sag mir noch einmal, warum du das hier alles tust. Sag mir, woran du glaubst.«
    »Das habe ich dir doch schon so oft gesagt!«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Ich will es aber noch einmal hören.«
    »Bevor alles begann, bevor unser Kampf begann, zählten die Chinesen in Malaysia so gut wie nichts. Man hat ihnen das Wahlrecht verweigert, und nur einige wenige Chinesen verfügten über Grundbesitz. All das haben wir verändert.«
    »Ich bin sehr stolz auf dich.«
    »Stolz auf mich?« Seine Brille rutschte ihm von der Nase. »Du kannst doch unmöglich stolz auf mich sein. Schau dir doch nur diese heruntergekommene Truppe an, die ich kommandiere!«
    »Ich bin stolz auf dich, weil du an etwas glaubst. Du lebst für deine Sache. Und dafür liebe ich dich.«
    »Tust du das wirklich?«
    »Natürlich, du alberner Dummkopf!«
    »Nun, du bist auch nur ein Mensch.«
    Ihr Blick fiel auf den Funkempfänger. »Wo kommt der eigentlich her?«
    »Von unserem Mann im Dorf Bilang. Zusammen mit Bargeld und mehreren Schachteln Munition.« Er schlug mit der Faust auf den Apparat. »Wenn ich das verdammte Ding doch nur zum Laufen bringen würde!«
    Eingehüllt in eine Decke der Intimität legte Mabel ihre Wange an seine Brust. Sie nahm seinen Duft und den Geruch seines Schweißes wahr. Ihre Mutter hatte ihr einmal gesagt, dass das Leben nicht aus Tagen, Wochen oder Jahren bestand, sondern aus Augenblicken. Bongs Arm um ihre Schultern zu spüren, während sie dem hohen kwik-kwik-kwik-kwik der Fledermauspaare lauschte, dabei zuzusehen, wie die phosphoreszierenden Glühwürmchen zum Takt des aufgehenden Mondes Tango tanzten, das war zweifellos einer dieser Augenblicke. Sie schloss zufrieden die Augen.
    Sie hielten einander im Arm, bis sie irgendwo in der Ferne einen leisen Knall hörten. Ein Geräusch, kaum wahrnehmbar. Es hörte sich an, als würde King Kong in weiter Ferne mit den Fingerknöcheln knacken.
    Und plötzlich war da eine Bewegung am dunklen Himmel, so wie der Schatten eines Geiers, der seine Schwingen ausbreitete. Vom Brummen eines Motors alarmiert sprangen alle auf die Füße, gerade als die Hornet der Royal Air Force im Sturzflug aus den Wolken auftauchte und mit ihren Maschinengewehren auf sie zielte. Für den Bruchteil einer Sekunde lang schien Mabels Atem auszusetzen, hoch oben in den Bäumen gefangen zu sein. Ein leises Zittern lief über ihr Gesicht, ihre Nasenflügel bebten.
    »Löscht die Fackeln und das Feuer!«, schrie jemand.
    Das Motorengeräusch wurde lauter.
    Bong reagierte. Er brüllte Befehle, griff nach seinem Gewehr.
    »Es sind die Funkempfänger«, rief er. »Sie müssen das Ding irgendwie manipuliert haben!«
    Kugeln schlugen in das überhängende Blattwerk ein und rissen faustgroße Löcher in den Boden. Helles Mondlicht fiel durch die Lücken im Blätterdach, warf einen silbernen Schimmer auf den Waldboden. Vögel stoben auf. Gibbons sprangen in Panik von Baum zu Baum, schwangen sich dabei in

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