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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Möbelrestaurator. Er hat nichts lieber gemacht, als irgendwelche kaputten Stücke anzuschleppen und sie dann zu reparieren.«
    »Wie schön«, sagte Lu See. »Mr Slackford ist …«
    Sie drehte den Kopf, sah erwartungsvoll in Richtung Küche.
    »Tot. Im Krieg gefallen. Im Burenkrieg.«
    Burenkrieg? Gütiger Himmel! Die Frau muss ja steinalt sein, dachte Lu See. Sag jetzt bloß nichts Dummes. Vergiss nicht, dass du älteren Menschen gegenüber immer Respekt zeigen musst.
    »Das tut mir wirklich sehr leid, Mrs Slackford.«
    Die Hauswirtin holte geräuschvoll Luft. »Oh, das muss Ihnen nich leidtun, meine Liebe. Er is jetzt schon seit, äh, fünfunddreißig Jahren tot. Von seiner Pension kann ich mir ein paar Teebeutel kaufen, aber viel mehr auch nich. Also, wie wär’s mit einer Tasse Tee? Ich zeig Ihnen noch die Küche. Im Fliegenschrank is Wurst, und von gegenüber krieg ich jeden Morgen frische Eier.«
    Lu See und Sum Sum folgten ihr durch den Flur in einen kleinen Raum mit einem Herd, einem Fliegen- und einem dreitürigen Speiseschrank, in dem Teedosen, Horlicks-Malzpulver und ein Sammelsurium einzelner Geschirrteile standen. Es gab auch ein Regal, in dem sich weißblaue Teetassen stapelten.
    »Meine Cousine Sum Sum wird Ihnen helfen.«
    Mrs Slackford nahm drei Tassen und eine Kanne vom Regal und füllte dann den Kessel mit Wasser aus dem Hahn.
    »Wenn Sie Zucker haben woll’n, der steht im Speiseschrank.«
    Sum Sum suchte im Schrank und fand eine Dose mit Salz, ein Gefäß mit Mehl und eine schwarze Socke, die mit einer Wäscheklammer verschlossen war. Als sie die Klammer entfernte und neugierig in die Socke hineinsah, stellte sie fest, dass sie Vogelfutter enthielt.
    »Ich geh oft runter in den Park und füttere die Tauben«, gestand Mrs Slackford.
    » Aiyoo, gute Idee, lah . Damit sie dick und fett werden, bevor man sie schlachten, nicht wahr?«
    Die Wirtin verzichtete auf eine Antwort.
    Als Lu See und Sum Sum von ihrem Rundgang durch das Haus zurückkamen, verkündete Adrian, dass er jetzt gehen würde. »Ich muss los. Ich habe heute Mittag eine Vorlesung. Mrs Slackford, warum gehen Sie nicht mit den Mädchen auf den Markt? Ich bin mir sicher, dass sie gern ein wenig von der Stadt sehen würden.« Er zwinkerte Lu See zu und ging zur Tür. »Also, dann bis später.«
    »Ich … ich glaube, ich sollte besser hierbleiben und meine Sachen auspacken«, erklärte Lu See und drückte Sum Sum ihre Geldbörse in die Hand. »Sum Sum, würdest du bitte eine Packung Gebäck, ein paar Drahtbügel für den Kleiderschrank, eine Dose Trinkschokolade, ein Stück Seife und ein Paar Wollsocken kaufen?« Sie wandte sich an Mrs Slackford. »Ich hätte nicht gedacht, das es hier so kalt sein würde. Ich glaube, ich werde zwei oder drei Schichten Kleidung übereinander tragen müssen.« Dann wandte sie sich wieder an Sum Sum. »Vielleicht könntest du für Mrs Slackford auch noch ein paar Blumen kaufen.«
    Die Hauswirtin brauchte nicht lange, um einen Mantel anzuziehen und sich ein Kopftuch umzubinden. »In einer halben Stunde sind wir wieder da. Sind Sie sicher, dass Sie allein zurechtkommen?«
    »Ja, vielen Dank«, erwiderte Lu See. »Bis dann, Sum Sum.«
    Hinter einem Baum im Park beobachtete Adrian, wie Sum Sum und die Pensionswirtin die Park Street hinuntergingen. Sobald die beiden außer Sicht waren, rannte er über den Portugal Place und klopfte an die Tür mit der Nummer 23.
    Wenige Sekunden später stürmten er und Lu See die Treppe in den ersten Stock hinauf.
    »Mein Schlafzimmer ist dort«, keuchte sie. Sie spürte seine Hand auf ihrem Kreuz. »Wir haben nicht viel Zeit!«
    In ihrem Zimmer hatte sie bereits die Damastvorhänge zugezogen. Die Nachttischlampe brannte. Adrian schloss die Tür hinter sich, dann gingen sie zu dem großen Eisenbett hinüber, zogen die frische weiße Decke und die Kopfkissen weg und schoben die ordentlich zusammengelegte Rosshaardecke zur Seite.
    Er küsste ihren Hals und ihren Nacken.
    »Gütiger Himmel, kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn man uns erwischt?«, unterbrach sie ihn.
    »Man wird uns nicht erwischen. Ich habe die Haustür verriegelt. Falls Mrs S. früher zurückkommt, klettere ich einfach hinten aus dem Fenster.« Er zog ihr das Kleid über den Kopf, legte sie sanft auf das Bett und liebkoste ihre glatten Waden und Knöchel, die vom Sonnenbaden an Deck der MS Jutlandia gebräunt waren.
    Dann kniete er sich auf das Bett und legte seine gelbe Weste und die Fliege ab und

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